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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 18.1926

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Heft 17
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.41317#0595

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RUNDSCHAU

Sammlungen
HERRENCHIEMSEE
Im Schlosse Herrenchiemsee wurde
ein „König Ludwig II.-Museum“ er-
öffnet. Wenn man auch schwerlich wird
behaupten können, daß im gesamten Kunst-
streben Ludwigs II. (im Gegensatz zu dem-
jenigen Ludwigs I.) irgendwelche Werte
für die Architekturentwicklung von heute
lägen, so ist doch nun ein Überblick über
jene rückwärts gewandten Bestrebungen ge-
geben, somit wieder ein Stück Geschichte
übersehbar geworden. Auch wenn man
diese Periode als architektonische und
kunstgewerbliche Verfallzeit weiterhin wird
betrachten müssen, kann man (da selbst
ein Stück Krankheitsgeschichte der
Kunst von Interesse sein kann) als Histori-
ker dankbar für die Herauspräparierung nun
auch dieser kurzen Epoche sein. In einem
bisher unzugänglichen Teil des Schlosses
Herrenchiemsee sind in sechs Sälen Archi-
tekturentwürfe für Ludwig II., besonders zu
Linderhof, Herrenchiemsee, Neuschwan-
stein und Falkenstein mit vielen Erinnerun-
gen an den seltsamen König selber muse-
umsmäßig zugänglich gemacht worden. Ein
gut orientierter Katalog mit Abbildungen
wurde von Dr. Kreisel verfaßt, das Ganze
durch F. H. Hofmann geleitet. Im näch-
sten Jahr soll das Theaterwesen zugänglich
gemacht werden, mit allen Fäden zu Sem-
per und R. Wagner, schließlich soll in wei-
teren Räumen das Kunstgewerbe folgen.
Ein Archiv ist angegliedert. /?.
CHEMNITZ
Die Städtische Kunstsammlung
erwarb von Karl Hofer sein Bild „Altes
Städtchen“ und damit das zweite Gemälde
dieses Künstlers, von dem sie außerdem
als Leihgabe eines seiner Hauptwerke „Die
Loge“ besitzt.
NÜRNBERG
Das Germanische Museum versendet
seinen 72. Jahresbericht, dem folgendes zu
entnehmen ist: Im Sommer 1925 sah sich
die Leitung gezwungen, mit der Auffüh-
rung eines Verbindungsflügels zwischen
dem Bestelmeyerschen Neubau und dem
Verwaltungsgebäude am Kornmarkt zu be-
ginnen. In seinem Obergeschoß soll die
einzigartige Sammlung gotischer Bild-
wirkteppiche aus den Kirchen von St. Se-
bald und St. Lorenz in Nürnberg unterge-
bracht werden. Wenn keine unvorhergese-
henen Störungen eintreten, ist mit der Er-
öffnung der Sammlungen in diesem Ver-

bindungsbau im Sommer zu rechnen. Da-
neben wurden die Arbeiten der Neuorga-
nisation der in den alten Museumsbauten
untergebrachten Sammlungen fortgesetzt.
Gute Fortschritte machte die Neuaufstel-
lung der Sammlung der Gipsabgüsse.
Vollkommen neugestaltet wurde das Me-
dico-Historische Kabinett. — Trotz der
Ungunst der äußeren Verhältnisse wurde
mit Energie an dem fachwissenschaft-
lichen Ausbau der verschiedenen Abtei-
lungen des Museums gearbeitet. Für aie
Kunst- und Kulturgeschichtlichen
Sammlungen wurde neben anderem ein
großer Flügelaltar von Lucas Cranach
d. J. v. J. 1584, ein dem Kreise des Hans
Baidung Grien zuzuweisendes Bildnis
eines jungen Mannes, eine aus dem Elsaß
stammende Alabaster-Madonna aus
der Zeit um 1350, die kleine anscheinend
salzburgische Tonfigur einer stehenden
Madonna mit Kind aus dem Anfang des
15. Jahrhunderts, das Lindenholz-Hochre-
lief einer Beweinung Christi von Tilmann
Riemenschneider, das Bronzefigürchen
eines Schützen von Georg Labenwolf,
das Modell zu einer Brunnenfigur von Jo-
hann Georg Ramsteck (16775—1716), Ar-
beiten von Ferdinand Dietz, ein Bisquit-
Porzellan-Relief von Johann Peter Mel-
chior (17742—1825) mit dem Bildnis der
Dichterin Anna Luise Karsch und ein gro-
ßer Wandteppich mit der vor dem ge-
kreuzigten Heiland im Gebet knieenden
Stifterfamilie aus dem Jahre 1572 erworben.
— Auch für die vereinigten Graphischen
Sammlungen der Stadt Nürnberg und des
Germanischen Museums, für das Archiv
und für die Bibliothek wurden zahlreiche
bedeutsame Neuerwerbungen gemacht.
ULM
Das Museum der Stadt erwarb soeben den
im Aprilheft 1926 des Cicerone abgebildeten
und von Alfred Walcher-Molthein beschrie-
benen Schrank aus dem Besitze des Frei-
herrn von Lupin in Illerfeld, der die Be-
zeichnung des älteren Syrlin mit der Jah-
reszahl 1465 trägt. So wertvoll der Hinweis
Walcher-Moltheins auf die Tiroler Her-
kunft des Schranktypus ist, so muß einer
Ableitung der Kunst Syrlins von der Art
Multschers dennoch widersprochen werden.
Multscher war niemals Schreiner, sondern
ausschließlich Bildhauer und Maler; Syrlin
hat seine Ausbildung in der väterlichen
Werkstatt erhalten, scheint jedoch von den
Konstanzer Arbeiten des Niklaus von Leyen
beeinflußt zu sein. Wenn also der Schrank-
typus Syrlins entlehnt ist, so führt der Weg
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