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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 18.1926

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Heft 20
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Baldass, Ludwig: Gotik in Österreich: zu der in Wien veranstalteten Ausstellung (Herbst 1926)
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https://doi.org/10.11588/diglit.41317#0676

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Numerisch geringer als die Zahl der ausgestellten Bilder ist die der ge-
zeigten Skulpturen, Dennoch wird dem Fachmann gerade dieser Teil der Aus-
stellung von besonderem Interesse sein, da er das meiste unbekannte und un-
publizierte Material aufweist, darunter eine Reihe von Hauptwerken. Durch
Stein- und Holzplastiken wird vom Ende des 13. bis zum Anfänge des 15. Jahr-
hunderts die Entwicklung klar aufgewiesen. Dann erst folgt eine Lücke, die
die dunkle Zeit etwa von 1430—1470 umfaßt. Mit auserlesenen Stücken (Abb. 7
und 8) ist wieder die Spätgotik vertreten. Während früher das Prinxip, nur
österreichisches Material zu zeigen1, kaum durchbrochen wurde — die einzige
nennenswerte Ausnahme bildete der nur schwer zugängliche Ober-St. Veiter-
Altar der Dürerwerkstätte — war der Reichtum des Wiener Privatbesitzes hier
zu verlockend, daß neben den österreichischen und tirolischen auch eine Reihe
von oberdeutschen Bildwerken gezeigt wurde, die aufzuführen hier zu weit
führen würde.
Ein ausführlicher und mit Literaturangaben versehener Katalog der Ausstel-
lung, der von Mitgliedern des Arbeitsausschusses, und zwar von Richard Ernst,
Franz Kieslinger, Kurt Rathe, Wilhelm Suida und dem Unterfertigten verfaßt und
mit einem Vorwort von Hans Tietze versehen ist, gibt über den Stand der
Wissenschaft vor der Ausstellung Kunde. Ihre Resultate sollen in einer grö-
ßeren Veröffentlichung verarbeitet werden. Es ist zu hoffen, daß die bis 10. No-
vember geöffnete Veranstaltung in der Kunstwissenschaft das ihr gebührende
Echo findet.

1 Eine Geißelung Christi der Wiener Galerie, die bisher der Salzburger Schule zugewiesen
wurde, hat Suida nun als Werk des Multscherkreises katalogisiert, wofür manche Züge sprechen.
Doch glaube ich kaum, daß man mit der Datierung bis vor 1450 wird zurückgehen können, da
das etwas plumpe aber reizvolle Werk der Stilstufe des Sterzinger Altars näher steht als der der
Wurzacher Flügel,


Holzschnitt aus Guillermus, Postilla. Lyon 1482
J. Halle, München, Kat. 59, Nr. 288
 
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