Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 18.1926
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https://doi.org/10.11588/diglit.41317#0691
DOI Heft:
Heft 20
DOI Artikel:Beitz, Egid: Das Diözesanmuseum zu Mainz
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aus der Zeit um 1500 hervorgehoben, die hl. Katharina, die ursprünglich dem
Kloster Ilbenstadt bei Friedberg in Hessen angehörte. Auch sie ist wieder
eines der Stücke, das den Rhein mit Süddeutschland verbindet, insofern, als
manchem gerade bei dieser Figur der Gedanke an Till Riemenschneider kom-
men wird, obwohl das Werk sicher nichts mit ihm zu tun hat. Die hl. Katha-
rina ist wohl in ihrer Zartheit eine Figur, die sich aus solchen Stücken, wie
sie z. B. die Martinskirche zu Oberwesel in ihren köstlichen Reliquienbüsten
besitzt, zur Zeit der Spätgotik entwickelt hat.
Es ist nicht möglich, im Rahmen eines Aufsatzes auf alle Einzelheiten der
Sammlung zu Mainz einzugehen. Um wenigstens einen Eindruck ihrer Bedeu-
tung zu geben, sind eine Reihe von Abbildungen der hier besprochenen
Bildnerei beigefügt. Ich möchte von plastischen Gestaltungen des Museums
schließlich noch die gute Pieta aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts
von Appenheim bei Bingen, eine Anna Selbdritt aus der zweiten Hälfte des
15. Jahrhunderts Und das berühmte Bendelsche Chorgestühl aus der zweiten
Hälfte des 16. Jahrhunderts hervorheben.
Inzwischen haben sich im Spätherbst 1925 auch schon die Bestände des
Museums durch weitere bemerkenswerte Stücke erweitert, wenn diese auch
noch nicht alle zur Ausstellung gelangten: so z. B. eine künstlerisch gute und
ikonographisch besonders interessante Madonna des Rheingaus, bei der das
Jesuskind der Mutter Gottes eine Krone aufsetzt. Mit der anderen Hand trägt
es ein Buch. Das 1,50 m hohe Steinbildwerk entstammt der zweiten Hälfte des
14. Jahrhunderts. Von großer Bedeutung ist es endlich noch, daß auch die
berühmte Madonna von der Fuststraße zu Mainz, die noch vor kurzem für
viele Besucher der Jahrtausendausstellung zu Köln ein Erlebnis war, in-
zwischen ihren Platz im Diözesanmuseum, und zwar in der Kapitelshalle, ge-
funden hat. Das herrliche Stück aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts ist
nicht mehr auf seinen bisherigen Platz zurückgekehrt. Es hat auch ursprüng-
lich nicht dort gestanden, sondern ist wohl das glänzende Überbleibsel einer
jetzt untergegangenen Kirche. Am Hause in der Fuststraße wird die Madonna
nun durch eine Nachbildung ersetzt.
Augustin Hirschvogel / Landschaft
Kat.-Nr. 4190 der Versteigerung von Dubletten der Sammlung König Friedrich Augusts II. bei C. G. Boerner
in Leipzig am io.-—12. November
Kloster Ilbenstadt bei Friedberg in Hessen angehörte. Auch sie ist wieder
eines der Stücke, das den Rhein mit Süddeutschland verbindet, insofern, als
manchem gerade bei dieser Figur der Gedanke an Till Riemenschneider kom-
men wird, obwohl das Werk sicher nichts mit ihm zu tun hat. Die hl. Katha-
rina ist wohl in ihrer Zartheit eine Figur, die sich aus solchen Stücken, wie
sie z. B. die Martinskirche zu Oberwesel in ihren köstlichen Reliquienbüsten
besitzt, zur Zeit der Spätgotik entwickelt hat.
Es ist nicht möglich, im Rahmen eines Aufsatzes auf alle Einzelheiten der
Sammlung zu Mainz einzugehen. Um wenigstens einen Eindruck ihrer Bedeu-
tung zu geben, sind eine Reihe von Abbildungen der hier besprochenen
Bildnerei beigefügt. Ich möchte von plastischen Gestaltungen des Museums
schließlich noch die gute Pieta aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts
von Appenheim bei Bingen, eine Anna Selbdritt aus der zweiten Hälfte des
15. Jahrhunderts Und das berühmte Bendelsche Chorgestühl aus der zweiten
Hälfte des 16. Jahrhunderts hervorheben.
Inzwischen haben sich im Spätherbst 1925 auch schon die Bestände des
Museums durch weitere bemerkenswerte Stücke erweitert, wenn diese auch
noch nicht alle zur Ausstellung gelangten: so z. B. eine künstlerisch gute und
ikonographisch besonders interessante Madonna des Rheingaus, bei der das
Jesuskind der Mutter Gottes eine Krone aufsetzt. Mit der anderen Hand trägt
es ein Buch. Das 1,50 m hohe Steinbildwerk entstammt der zweiten Hälfte des
14. Jahrhunderts. Von großer Bedeutung ist es endlich noch, daß auch die
berühmte Madonna von der Fuststraße zu Mainz, die noch vor kurzem für
viele Besucher der Jahrtausendausstellung zu Köln ein Erlebnis war, in-
zwischen ihren Platz im Diözesanmuseum, und zwar in der Kapitelshalle, ge-
funden hat. Das herrliche Stück aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts ist
nicht mehr auf seinen bisherigen Platz zurückgekehrt. Es hat auch ursprüng-
lich nicht dort gestanden, sondern ist wohl das glänzende Überbleibsel einer
jetzt untergegangenen Kirche. Am Hause in der Fuststraße wird die Madonna
nun durch eine Nachbildung ersetzt.
Augustin Hirschvogel / Landschaft
Kat.-Nr. 4190 der Versteigerung von Dubletten der Sammlung König Friedrich Augusts II. bei C. G. Boerner
in Leipzig am io.-—12. November