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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 18.1926

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Heft 21
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Göbel, Heinrich: Wandteppichmanufakturen in Dänemark
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https://doi.org/10.11588/diglit.41317#0718

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den Wirkereien verrechnet werden. Sieben Gesellen, zumeist verheiratet
(fünf Frauen), und ein Jungbursche treffen in Helsinger ein: in verhältnismäßig
kurzer Zeit erreicht der Personalstand der Manufaktur die Zahl ig. Leider
verschweigen uns die Belege die Herkunft der neueingestellten Wirker, sie
rekrutieren sich, nach der Technik der uns erhaltenen Arbeiten zu urteilen,
im wesentlichen aus Brüssel. Selbstverständlich muß ein leitender Meister
vorhanden gewesen sein, der nach Kniepers Anweisung — als Maler! — ar-
beitet; aller Wahrscheinlichkeit nach handelt es sich um den Oudenaarder
Wirker Christof Keluneicz, der den Belegen der flandrischen Manufaktur
zufolge vor 1586 nach Dänemark übergesiedelt ist. Unter dem 11. Mai 157g
erfolgt die Verrechnung (rund 3000 Taler) der ersten gelieferten Serie von
zwölf Behängen mit Episoden aus der Geschichte Davids (elf Teppiche) und
der keuschen Susanna (ein Stück). Die Höhe der Behänge beträgt durch-
gängig 4V2 Ellen, der größte deckt in der Länge 10 Ellen, die übrigen wech-
seln zwischen 5 und 7 Ellen; insgesamt mißt die Folge 354 Quadratellen, die
Unkosten belaufen sich bei dem vereinbarten Ansatz von 5 Talern auf
1770 Taler. Hans Knieper bleibt dem König gegenüber mit 187I/2 Talern im
Vorschuß. Die Alttestamentfolge wird durch sechs unter dem 31. August 1579
abgelieferte Behänge ergänzt: durch ein Stück aus der Geschichte Belsazars,
fünf Susannabehänge — die zwei Alten beobachten die Badende, Susanna
wird auf die falsche Zeugenaussage hin zum Tode verurteilt, die beiden
Sünder bekennen ihr Vergehen, die Steinigung — und einen Danielteppich
(der Prophet in der Löwengrube). Die Höhe ist mit 41/2 Ellen die gleiche, die
Längen wechseln zwischen 3 und 10 Ellen, der Gesamtinhalt beläuft sich
auf 144 Quadratellen (720 Taler). Mit den beiden am 24. Dezember 1579 ab-
gelieferten Wirkereien (die Anklage wider David, der König befiehlt, den Pro-
pheten Daniel in die Löwengrube zu werfen; Daniels Rechtfertigung, die
Verurteilung seiner Widersacher), die einen Kostenaufwand von 283 Taler 4 Sk.
verursachen (Höhe 41/2 Ellen, Länge je etwa 6 Ellen), schließt die Reihe mit
insgesamt 20 Behängen. Die an Knieper zur Auszahlung gelangten Beträge
umfassen nicht allein die Reinvergütung für die neugewirkten Folgen, ver-
schiedene Ausgaben entfallen auch auf die Anwerbung neuer Gesellen
— „163 Dl. sam had udgivet til Fortaering og anden Omkostning for ad indfore
nogle Tapetvaevere, som var 20 Personer, deriblandt var 4 Bern (Frauen) med
Kvindfolg og en Dreng (Bursche), som han havde antaget i Brussel“. Die
nächsten Jahre der Tätigkeit Kniepers sind weniger mit Patronenzeichnen,
als vornehmlich mit rein malerischen Arbeiten (die Königskammer in Kron-
borg usw.) ausgefüllt, die außerhalb des Rahmens unserer Betrachtung liegen.
Die amtliche Befugnis des Meisters erfährt durch die königliche Verfügung
vom 18. Februar 1580 insofern eine Erweiterung, als Knieper auch die Auf-
sicht und Wartung des staatlichen Textilienschatzes übertragen wird: „De-
suden er han pligtig at vare paa Köngens Tapeter her paa Slottet, at de ikke
blive fordaervede af Orm (Wurmfraß).“ Ende 1781 taucht das große Projekt
auf, den Ruhm des dänischen Herrscherhauses durch eine umfangreiche
genealogische Folge zu verewigen, die nach den barocken Ansichten der Zeit
den Ahnenstamm bis zu den Tagen der Sintflut zurückführt und dem Hause
Dänemark die stattliche Reihe von in Fürsten zuweist. Der Vertrag datiert
vom 9. Dezember 1581, die Serie ist für den großen Saal des Schlosses Kron-
borg bestimmt. Die Serie schließt mit dem regierenden Herrn, Friedrich II.,
und dem Thronfolger Herzog Christian (Christian IV.). Die Höhen rechnen
von Oberkante Bänke bis Oberkante Deckenbogen, die Breiten richten sich
nach den verfügbaren Wand- und Fensterpfeilermassen; an dem Platz, „do

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