DOI Artikel:
Lotz, Wilhelm: Fotobücher
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.13708#0041
Übersieht man heute unvoreingenommen diese
Publikationen, so kann man feststellen, daß nur
weniges wirklich herausfällt. Gräffs Buch ,.Es
kommt der Neue Fotograf!", Verlag Hermann
Reckendorf G. m. b. H., Berlin, bleibt immer noch
wichtig, weil es sich weise beschränkte und von
dem Ehrgeiz, besondere Fotos zu edieren, zurück-
hielt, dabei aber ganz eindeutig und klar die gestal-
terischen Mittel der modernen Fotografie heraus-
stellt. Fast alle anderen Bücher sind in die dem
Stoff gegenüber etwas anmaßende Haltung geraten,
schöne Fotos zu „edieren".
Mit der großen Beachtung der Fotografie er-
wachte auch das Interesse an ihrer geschichtlichen
Entwicklung. Neuerdings ist ein Buch im Societäts-
Verlag, Frankfurt a. M.. erschienen „Aus der Früh-
zeit der Photographie 1840—1870". Besonders
schön und überraschend aber ist das Buch von
Heinrich Schwarz „Der Meister der Photographie
David Octavius Hill 1802—1870" im Insel-Verlag.
Eine Fülle der schönsten Porträts der englischen
Gesellschaft wird uns darin gezeigt, und man spürt
deutlich den Zusammenhang mit der damaligen Male-
rei und mit der Art der Posierung der Persönlichkeit.
Wer diesen Zusammenhang beachtet, der wird ver-
stehen, weshalb es heute eine ..neue Fotografie"
gibt, und er wird den tieferen Sinn der Wandlung
des Sehens verstehen, von der her die moderne
Malerei und die moderne Fotografie beeinflußt sind.
Vielleicht wird diese Wandlung auch wieder von der
Fotografie und der Malerei bewirkt. Jedenfalls aber
muß gesagt werden, daß der moderne Fotograf
ebenso wie der moderne Maler Träger und Schritt-
macher dieser Wandlung sind. Diese Funktion der
modernen Fotografie, entweder Symptom der Wand-
lung des Sehens zu sein oder als Mitschöpfer eines
neuen Sehens zu wirken, zwingt uns, ihr stärkste
Beachtung zu schenken. Wenn wir die Frage offen
lassen, ob die Wandlung des Sehens Ursache oder
Wirkung ist. so muß mindestens gesagt werden, daß
die Einflüsse hinüber und herüber gehen. Die tiefere
Ursache der Wandlung festzustellen, ist unmöglich,
bestenfalls kann man in einigen Fällen diese Ein-
flüsse hinüber oder herüber nachweisen. Auf alle
Fälle sind diese Einflußströme nicht nur zwischen
Sehen, Fotografie und Malerei zu konstatieren, sie
ziehen sich auch hinüber zur Architektur und zur
Gestaltung überhaupt.
Die moderne Fotografie als Dokument des neuen
Sehens ist eine Tatsache, die aber sicherlich nicht
durch die Fülle der Publikationen klarer wird. Es
ist sehr vernünftig, daß jedes Jahr ..Das deutsche
Lichtbild" im Verlag Robert u. Bruno Schultz einen
Querschnitt durch die Produktion des Jahres gibt
und die besten Arbeiten herauszuholen versucht.
Das ist eine Aufgabe, die ihren Sinn hat. Wenn wir
nun hier von zwei neuen Foto-Büchern sprechen,
die im Verlag Hermann Reckendorf G. m. b. H. er-
schienen sind, so geschieht das. weil wir glauben,
daß jedes in seiner Art — denn beide sind ganz ver-
Aus dem Buch „Eisen und Stahl" von Albert Renger-Patzsch
Der Kolbenboden wird gefräst. Ein Profilfräser gibt dem Kolben des Zweitaktmotors die notwendigerweise eigenartige
Form, Zündapp.
Le plateau de base du piston est fraise. Un fraiseur ä profil donne au piston du moteur ä deux temps la forme particuliere qu'impose
son fonctionnement
Milling a piston. The profile file gives the piston of the double motor the peculiar form necessary
29
Publikationen, so kann man feststellen, daß nur
weniges wirklich herausfällt. Gräffs Buch ,.Es
kommt der Neue Fotograf!", Verlag Hermann
Reckendorf G. m. b. H., Berlin, bleibt immer noch
wichtig, weil es sich weise beschränkte und von
dem Ehrgeiz, besondere Fotos zu edieren, zurück-
hielt, dabei aber ganz eindeutig und klar die gestal-
terischen Mittel der modernen Fotografie heraus-
stellt. Fast alle anderen Bücher sind in die dem
Stoff gegenüber etwas anmaßende Haltung geraten,
schöne Fotos zu „edieren".
Mit der großen Beachtung der Fotografie er-
wachte auch das Interesse an ihrer geschichtlichen
Entwicklung. Neuerdings ist ein Buch im Societäts-
Verlag, Frankfurt a. M.. erschienen „Aus der Früh-
zeit der Photographie 1840—1870". Besonders
schön und überraschend aber ist das Buch von
Heinrich Schwarz „Der Meister der Photographie
David Octavius Hill 1802—1870" im Insel-Verlag.
Eine Fülle der schönsten Porträts der englischen
Gesellschaft wird uns darin gezeigt, und man spürt
deutlich den Zusammenhang mit der damaligen Male-
rei und mit der Art der Posierung der Persönlichkeit.
Wer diesen Zusammenhang beachtet, der wird ver-
stehen, weshalb es heute eine ..neue Fotografie"
gibt, und er wird den tieferen Sinn der Wandlung
des Sehens verstehen, von der her die moderne
Malerei und die moderne Fotografie beeinflußt sind.
Vielleicht wird diese Wandlung auch wieder von der
Fotografie und der Malerei bewirkt. Jedenfalls aber
muß gesagt werden, daß der moderne Fotograf
ebenso wie der moderne Maler Träger und Schritt-
macher dieser Wandlung sind. Diese Funktion der
modernen Fotografie, entweder Symptom der Wand-
lung des Sehens zu sein oder als Mitschöpfer eines
neuen Sehens zu wirken, zwingt uns, ihr stärkste
Beachtung zu schenken. Wenn wir die Frage offen
lassen, ob die Wandlung des Sehens Ursache oder
Wirkung ist. so muß mindestens gesagt werden, daß
die Einflüsse hinüber und herüber gehen. Die tiefere
Ursache der Wandlung festzustellen, ist unmöglich,
bestenfalls kann man in einigen Fällen diese Ein-
flüsse hinüber oder herüber nachweisen. Auf alle
Fälle sind diese Einflußströme nicht nur zwischen
Sehen, Fotografie und Malerei zu konstatieren, sie
ziehen sich auch hinüber zur Architektur und zur
Gestaltung überhaupt.
Die moderne Fotografie als Dokument des neuen
Sehens ist eine Tatsache, die aber sicherlich nicht
durch die Fülle der Publikationen klarer wird. Es
ist sehr vernünftig, daß jedes Jahr ..Das deutsche
Lichtbild" im Verlag Robert u. Bruno Schultz einen
Querschnitt durch die Produktion des Jahres gibt
und die besten Arbeiten herauszuholen versucht.
Das ist eine Aufgabe, die ihren Sinn hat. Wenn wir
nun hier von zwei neuen Foto-Büchern sprechen,
die im Verlag Hermann Reckendorf G. m. b. H. er-
schienen sind, so geschieht das. weil wir glauben,
daß jedes in seiner Art — denn beide sind ganz ver-
Aus dem Buch „Eisen und Stahl" von Albert Renger-Patzsch
Der Kolbenboden wird gefräst. Ein Profilfräser gibt dem Kolben des Zweitaktmotors die notwendigerweise eigenartige
Form, Zündapp.
Le plateau de base du piston est fraise. Un fraiseur ä profil donne au piston du moteur ä deux temps la forme particuliere qu'impose
son fonctionnement
Milling a piston. The profile file gives the piston of the double motor the peculiar form necessary
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