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Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 6.1931

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Neutra, Richard: Japanische Wohnung: Ableitung, Schwierigkeiten
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https://doi.org/10.11588/diglit.13708#0109

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mit Bewegungen zwischendurch muß gespart
werden.

Ich halte mich bei dieser altjapanischen Wohn-
gelegenheit und ihrem Lebenshintergrund solange
auf, weil sie in sich ungemein logisch entwickelt,
dazu bestimmt ist, am Vormarschweg der Amerikani-
sierung sich aufzulösen und wesentlich zu verändern
wie soviel früher Gewachsenes und Volksbräuchli-
ches in andern Ländern. In frisch geplätteter japani-
scher Tracht und steifer Frisur kann man sich nicht
behutsam in den Untergrundbahnzug Asakau—Ueno
drängen oder mit Holsgetas2) an den Zehen hängend
auf Straßenbahnen springen, Rad fahren und die
Tokyoter Hochbahntreppen laufen. Die Matten
verschwinden aber mit den Getas und Tabis, die
Schubladen, wenn man amerikanische Kleider
hängen statt legen muß. Die Schulbehörde verbie-
tet japanische Haartracht und Kleidung und erzieht
planmäßig die Kinder zum Sessel sitzen, damit
die Unterschenkel sich nicht verkrümmen, die japa-
nischen Kommunen bauen vielstöckige „workers
dwellings". Das japanische Haus verliert den
funktionalen Maßstab, die funktionale Ausstattung,
die funktionale Berechtigung. Es wird vollends fast
spurlos verschwinden, wenn man die neuen Kon-
struktionsmittel und Stoffe und Zubehöre
heranzieht: wie Beton, Stahl, Glaseisenfenster,
doppelseitig schwingendeTüren, Wand-
und Bodenbeläge, Küche- und Badeeinrichtung.

2) Holzpantinen.

Kleinwohnungen in Tokio

Petites habitations ä Tokio
Small dwellings in Tokio

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