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Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 6.1931

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https://doi.org/10.11588/diglit.13708#0208

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Dampfer ,,General von Steuben", Norddeutscher Lloyd,
Bremen. Gesellschaftssaal

Salle de reunions / Saloon

Halle / Lounge

Speisesaal 3. Klasse

Salle ä manger de 3e clas^e
Deck Passengers' Dining Room

innert sich dabei, daß diese Gedanken, die hier von
der Schiffahrtsgesellschaft vorgetragen werden,
eigentlich von modernen Architekten und vom Werk-
bund stets vertreten worden sind. Auf der Bremer
Tagung des Deutschen Werkbundes 1925 wurde in
öffentlichen Veranstaltungen und in privaten Kreisen
viel über diese Probleme gesprochen.

Nun berührt es aber sehr merkwürdig, daß man
hier von einer Ausschaltung des Architekten spricht,
weil man nicht an luxuriöse und repräsentative Aus-
stattung gedacht habe. Schade, daß man in diesem
sonst so einsichtsvollen Aufsatz einer solchen ver-
jährten Auffassung von der Aufgabe des Architek-
ten begegnet. Allerdings, wenn man unter dem Archi-
tekten den Dekorationskünstler und den Schöpfer
luxuriöser Prächtigkeiten sieht, so hat man recht,
aber wer die Einstellung neuzeitlicher Architekten
und ihre Bemühungen um die Gestaltung gerade der
Dinge kennt, die nicht aus der Sphäre des Luxus
kommen, sondern aus dem Leben heraus und die
mit der Arbeit des Konstrukteurs und Ingenieurs
ganz eng zusammenhängen, versteht diese Einstel-
lung nicht. Und wenn man sich nun gar die Räume
des „General von Steuben" ansieht, so wird man
mit Erstaunen entdecken, daß das. was gut und
sachlich an diesen Räumen ist, von den wenigen
Arbeiten moderner Architekten auf diesem Gebiet
herübergenommen ist. All das andere, die dekora-
tiven Zutaten, die Rundbogenfenster, die Beleuch-
tungskörper, die Formen der Stützen, die Vorhänge
und ähnliche Dinge sind einem gewissen mittelmäßi-
gen Dekorationsstil der sogenannten Innendeko-
ration entnommen. Es muß sicher anerkannt werden,
daß die Ausstattungsfirmen gegenüber dem, was
sonst auf diesem Gebiet geschieht, hier etwas ge-
leistet haben, was verhältnismäßig gut ist. Aber es
fehlt dem Ganzen die sichere ordnende und gestal-
tende Hand, es fehlt das Sinngemäße. Daß man eine
sehr persönliche Art der Darstellung eines besonde-
ren Architekten hier vermißt, berührt sehr angenehm,
wird aber nicht aufgehoben durch das, was hier
fehlt. Mit Recht hat der Bund deutscher Architekten
die Ortsgruppe Bremen in einer Zuschrift in der
Weser-Zeitung darauf hingewiesen, daß wohl die
technische Abteilung des Lloyd und die Ausstat-
tungsfirmen durch ihre Zusammenarbeit mit Künst-

Lesezimmer Kajüte

Cabine-chambre de lecture
Reading-room

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