nungswesen sichtbar machen, den Baugedanken in
das Volk tragen, neuen Bauwillen, neue Baugesin-
nung, neue und verbesserte Bautechniken und Bau-
formen fördern und damit nicht nur werbend, ab-
satzsteigernd, sondern auch erzieherisch, belehrend
und anregend wirken." Kulturelle Demonstration
oder fachliche Schau, das waren die beiden For-
men, zwischen denen man zu wählen hatte. Der Auf-
bau der Ausstellung zeigt deutlich, daß man ver-
sucht hat, beide Dinge zu vereinigen. Ob die Be-
wältigung dieser Aufgabe überhaupt möglich ist, sei
dahingestellt, jedenfalls die Deutsche Bauausstel-
lung Berlin 1931 leidet schwer unter dieser zwie-
fachen Zielsetzung.
Eine kulturelle Demonstration muß mit dem knapp-
sten und sicher gegliedertsten Ausstellungsmaterial
wirken. Das Material ist nur Mittel zum Zweck.
Haften bleiben sollen die großen Probleme und
nicht Einzelheiten. Eine Fachschau kann sich ziem-
lich breit darstellen. Sie zeigt sich vor allem dem
Fachmann als eine Anhäufung von Studienmaterial,
das er unter Gesichtspunkten betrachten und be-
werten muß, die ihm geläufig sind. Rein äußerlich ist
es schon ziemlich schwierig, auf einer Ausstellung
mit Plätzen, die vermietet werden sollen, einen
Organismus zu schaffen, der belehrend und demon-
strativ wirkt.
Aufbau und Gliederung.
An Raum stand der Ausstellung ein Gelände von
insgesamt 130 000 qm zur Verfügung. Die verfüg-
baren Hallen nehmen davon etwa 55 000 qm in An-
spruch. Der Ziffernvergleich täuscht, denn jeder
Besucher empfindet, daß in den Hallen weit mehr
Material untergebracht worden ist, während das
Ausstellungsfreigelände verhältnismäßig klein wirkt.
So wäre es nötig gewesen, daß man von vorn-
herein daran gedacht hätte, auf dem Freigelände
wirklich nur das zu zeigen, was sich dafür eignet.
Entweder hätte man bestimmte Gruppen hinausver-
legen oder einzelne Dinge dort aufbauen kön-
nen, die als letzter Takt für einzelne Abteilun-
gen in den Hallen hätten gelten können. Diesen letz-
teren Weg hat man teilweise beschritten, indem man
die Abteilung „Das neue Bauen" auf das Freigelände
übergreifen ließ. Andererseits hat man den ganzen
ländlichen Siedlungsbau auf das Freigelände ver-
legt. In der das Freigelände umschließenden Per-
gola hat man auch die Garagenausstellung unter-
gebracht, die sich sehr wohl für eine Hallenausstel-
lung geeignet hätte. Ferner befinden sich dort Ver-
kaufsläden, die Dinge von höchst fragwürdiger
Qualität anbieten, und eine Gaststätte ,,Das deut-
sche Dorf", ein Rummelplatz in Anlehnung an den
Vaterlandbetrieb, der weder ein richtig kitschiges,
geschweige denn ein gutes Gesicht hat.
Nun ist die Halle II, deren künstlerische Leitung
Mies van der Rohe unterstand, in einer selten glück-
lichen Weise so organisiert, daß man sich sehr wohl
hätte denken können, daß dieser Ausstellungsteil
im Freigelände hätte erstellt werden können, wo er
in noch erhöhterem Maße dem Ganzen einen Anzie-
hungspunkt gegeben hätte. Daß die Halle in dieser
Form und Aufmachung vor uns steht, lag wohl nicht
im Willen der Ausstellungsleitung, wohl aber in der
unbeirrten, zielsicheren Haltung von Mies van der
Rohe.
Die Ausstellung ist gegliedert in folgende Ab-
teilungen: Internationale Ausstellung für Städtebau
und Wohnungswesen — Das Bauwerk unserer Zeit —
Die Wohnung unserer Zeit — Das neue Bauen — Bil-
dende und Baukunst — Der ländliche Siedlungsbau —
Garagenausstellung. Auch die stärksten Befürwor-
ter der Deutschen Bauausstellung, worunter sich in
erster Linie die Kunstreferenten der Berliner Tages-
zeitungen befinden, werden nicht behaupten kön-
nen, daß dieser Einteilung auch nur irgendein Sinn
oder Ordnungsprinzip zugrunde liegt. Man kann ja
nun die Themen verschieden ausdeuten. Jedenfalls
so, wie diese Abteilungen von den einzelnen Sach-
bearbeitern ausgedeutet worden sind, geben sie
ausstellungstechnisch keinen Organismus. Versu-
chen wir die ausstellungsmäßige Einteilung wieder-
zugeben. Das Thema „Internationale Ausstellung für
Städtebau und Wohnungswesen" ist vernünftig ge-
gliedert. Zuerst zeigen 22 außerdeutsche Staaten
in Form von Plänen und Modellen, was sie zu dem
Thema Städtebau beizutragen haben. Dann folgt
die deutsche Ausstellung des Städtebaus und die
deutsche Ausstellung für Wohnungswesen. Es ist
ohne Zweifel ein glücklicher Gedanke, die ganze
Ausstellung in dieser Form einzuleiten, durch all die
vielen Pläne und Modelle wird ein breiter und gro-
ßer Auftakt gegeben. Ob er ausstellungstechnisch
vollkommen gelöst ist, diese Frage werden wir im
nächsten Kapitel behandeln. Danach kommen wir
zur zweiten großen Unterabteilung der ganzen Aus-
stellung, benannt „Das Bauwerk unserer Zeit", sicher
eine inhaltsreiche Gruppenüberschrift. Hier werden
gezeigt: eine Ausstellung der Stadt Berlin, ein Be-
richt in Bild und Modell über die wichtigsten Arbei-
ten ihrer kommunalen Bautätigkeit. Dann zeigen
die großen Siedlungsgesellschaften Berlins und ein-
zelne Baufirmen, ebenso Bausparkassen, Brandver-
hütungsgesellschaften, was sie auf einer Ausstel-
lung zeigen können. Eine Ausstellung des Bundes
deutscher Architekten beschließt diese Gruppe.
Während die deutsche Ausstellung für Städtebau
und die für Wohnungswesen sorgfältig durchgeglie-
dert sind, fehlt bei dieser Gruppe jede Einteilung,
fehlt überhaupt jeder Sinn einer Rangierung. Und
so empfindet man denn auch beim Durchschreiten
der Halle I, daß nach einem guten und vernünftigen
Auftakt ein unangenehmer Lückenbüßer eingeschal-
tet ist, für den, wenn nicht alles täuscht, die Stand-
mieten ziemlich ausschlaggebend waren: Bauwelt-
Stand, Stand einer Berliner Hochbaufirma, Bauspar-
kassen, Siedlungsgesellschaften. Rolltreppe und
Steg führen den Besucher zur Halle II. die ganz dem
Thema „Wohnung unserer Zeit" vorbehalten blieb.
Diese Gruppe ist glücklicherweise, und das ist
neben ihrer rein künstlerischen Darbietung die an-
dere große Stärke, thematisch nicht von außen her
gesehen und zergliedert, sondern hier ist dem
Thema zu Leibe gegangen, es ist von innen her ent-
wickelt. Nicht gesammeltes Material ist gegliedert,
sondern das Grundproblem lebendig erfaßt und von
da aus zur Gestaltung entwickelt. So greift diese
Abteilung glücklicherweise, weil sie aktiver und fri-
scher gesehen ist, über ihr Gebiet hinaus, sie zeigt
Baustoffe, aber nur solche, die für wesentlich und
wichtig gehalten sind, sie gibt Ausblicke und wagt
es, ganz eindeutig den Finger auf das zu legen, was
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das Volk tragen, neuen Bauwillen, neue Baugesin-
nung, neue und verbesserte Bautechniken und Bau-
formen fördern und damit nicht nur werbend, ab-
satzsteigernd, sondern auch erzieherisch, belehrend
und anregend wirken." Kulturelle Demonstration
oder fachliche Schau, das waren die beiden For-
men, zwischen denen man zu wählen hatte. Der Auf-
bau der Ausstellung zeigt deutlich, daß man ver-
sucht hat, beide Dinge zu vereinigen. Ob die Be-
wältigung dieser Aufgabe überhaupt möglich ist, sei
dahingestellt, jedenfalls die Deutsche Bauausstel-
lung Berlin 1931 leidet schwer unter dieser zwie-
fachen Zielsetzung.
Eine kulturelle Demonstration muß mit dem knapp-
sten und sicher gegliedertsten Ausstellungsmaterial
wirken. Das Material ist nur Mittel zum Zweck.
Haften bleiben sollen die großen Probleme und
nicht Einzelheiten. Eine Fachschau kann sich ziem-
lich breit darstellen. Sie zeigt sich vor allem dem
Fachmann als eine Anhäufung von Studienmaterial,
das er unter Gesichtspunkten betrachten und be-
werten muß, die ihm geläufig sind. Rein äußerlich ist
es schon ziemlich schwierig, auf einer Ausstellung
mit Plätzen, die vermietet werden sollen, einen
Organismus zu schaffen, der belehrend und demon-
strativ wirkt.
Aufbau und Gliederung.
An Raum stand der Ausstellung ein Gelände von
insgesamt 130 000 qm zur Verfügung. Die verfüg-
baren Hallen nehmen davon etwa 55 000 qm in An-
spruch. Der Ziffernvergleich täuscht, denn jeder
Besucher empfindet, daß in den Hallen weit mehr
Material untergebracht worden ist, während das
Ausstellungsfreigelände verhältnismäßig klein wirkt.
So wäre es nötig gewesen, daß man von vorn-
herein daran gedacht hätte, auf dem Freigelände
wirklich nur das zu zeigen, was sich dafür eignet.
Entweder hätte man bestimmte Gruppen hinausver-
legen oder einzelne Dinge dort aufbauen kön-
nen, die als letzter Takt für einzelne Abteilun-
gen in den Hallen hätten gelten können. Diesen letz-
teren Weg hat man teilweise beschritten, indem man
die Abteilung „Das neue Bauen" auf das Freigelände
übergreifen ließ. Andererseits hat man den ganzen
ländlichen Siedlungsbau auf das Freigelände ver-
legt. In der das Freigelände umschließenden Per-
gola hat man auch die Garagenausstellung unter-
gebracht, die sich sehr wohl für eine Hallenausstel-
lung geeignet hätte. Ferner befinden sich dort Ver-
kaufsläden, die Dinge von höchst fragwürdiger
Qualität anbieten, und eine Gaststätte ,,Das deut-
sche Dorf", ein Rummelplatz in Anlehnung an den
Vaterlandbetrieb, der weder ein richtig kitschiges,
geschweige denn ein gutes Gesicht hat.
Nun ist die Halle II, deren künstlerische Leitung
Mies van der Rohe unterstand, in einer selten glück-
lichen Weise so organisiert, daß man sich sehr wohl
hätte denken können, daß dieser Ausstellungsteil
im Freigelände hätte erstellt werden können, wo er
in noch erhöhterem Maße dem Ganzen einen Anzie-
hungspunkt gegeben hätte. Daß die Halle in dieser
Form und Aufmachung vor uns steht, lag wohl nicht
im Willen der Ausstellungsleitung, wohl aber in der
unbeirrten, zielsicheren Haltung von Mies van der
Rohe.
Die Ausstellung ist gegliedert in folgende Ab-
teilungen: Internationale Ausstellung für Städtebau
und Wohnungswesen — Das Bauwerk unserer Zeit —
Die Wohnung unserer Zeit — Das neue Bauen — Bil-
dende und Baukunst — Der ländliche Siedlungsbau —
Garagenausstellung. Auch die stärksten Befürwor-
ter der Deutschen Bauausstellung, worunter sich in
erster Linie die Kunstreferenten der Berliner Tages-
zeitungen befinden, werden nicht behaupten kön-
nen, daß dieser Einteilung auch nur irgendein Sinn
oder Ordnungsprinzip zugrunde liegt. Man kann ja
nun die Themen verschieden ausdeuten. Jedenfalls
so, wie diese Abteilungen von den einzelnen Sach-
bearbeitern ausgedeutet worden sind, geben sie
ausstellungstechnisch keinen Organismus. Versu-
chen wir die ausstellungsmäßige Einteilung wieder-
zugeben. Das Thema „Internationale Ausstellung für
Städtebau und Wohnungswesen" ist vernünftig ge-
gliedert. Zuerst zeigen 22 außerdeutsche Staaten
in Form von Plänen und Modellen, was sie zu dem
Thema Städtebau beizutragen haben. Dann folgt
die deutsche Ausstellung des Städtebaus und die
deutsche Ausstellung für Wohnungswesen. Es ist
ohne Zweifel ein glücklicher Gedanke, die ganze
Ausstellung in dieser Form einzuleiten, durch all die
vielen Pläne und Modelle wird ein breiter und gro-
ßer Auftakt gegeben. Ob er ausstellungstechnisch
vollkommen gelöst ist, diese Frage werden wir im
nächsten Kapitel behandeln. Danach kommen wir
zur zweiten großen Unterabteilung der ganzen Aus-
stellung, benannt „Das Bauwerk unserer Zeit", sicher
eine inhaltsreiche Gruppenüberschrift. Hier werden
gezeigt: eine Ausstellung der Stadt Berlin, ein Be-
richt in Bild und Modell über die wichtigsten Arbei-
ten ihrer kommunalen Bautätigkeit. Dann zeigen
die großen Siedlungsgesellschaften Berlins und ein-
zelne Baufirmen, ebenso Bausparkassen, Brandver-
hütungsgesellschaften, was sie auf einer Ausstel-
lung zeigen können. Eine Ausstellung des Bundes
deutscher Architekten beschließt diese Gruppe.
Während die deutsche Ausstellung für Städtebau
und die für Wohnungswesen sorgfältig durchgeglie-
dert sind, fehlt bei dieser Gruppe jede Einteilung,
fehlt überhaupt jeder Sinn einer Rangierung. Und
so empfindet man denn auch beim Durchschreiten
der Halle I, daß nach einem guten und vernünftigen
Auftakt ein unangenehmer Lückenbüßer eingeschal-
tet ist, für den, wenn nicht alles täuscht, die Stand-
mieten ziemlich ausschlaggebend waren: Bauwelt-
Stand, Stand einer Berliner Hochbaufirma, Bauspar-
kassen, Siedlungsgesellschaften. Rolltreppe und
Steg führen den Besucher zur Halle II. die ganz dem
Thema „Wohnung unserer Zeit" vorbehalten blieb.
Diese Gruppe ist glücklicherweise, und das ist
neben ihrer rein künstlerischen Darbietung die an-
dere große Stärke, thematisch nicht von außen her
gesehen und zergliedert, sondern hier ist dem
Thema zu Leibe gegangen, es ist von innen her ent-
wickelt. Nicht gesammeltes Material ist gegliedert,
sondern das Grundproblem lebendig erfaßt und von
da aus zur Gestaltung entwickelt. So greift diese
Abteilung glücklicherweise, weil sie aktiver und fri-
scher gesehen ist, über ihr Gebiet hinaus, sie zeigt
Baustoffe, aber nur solche, die für wesentlich und
wichtig gehalten sind, sie gibt Ausblicke und wagt
es, ganz eindeutig den Finger auf das zu legen, was
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