Sinne deshalb, weil beim Menschen immer wieder existiert wie vor Jahrtausenden, ebenso zu ver-
das Verlangen nach einer unmittelbaren Be- halten, wie es der Mensch damals getan hat, und
ziehung zur „Natur" lebendig wird, auch wenn auf diese Weise die „ewige" Natur dieses Ur-
ihn das moderne Leben noch so sehr der Natur Stoffes neu zu erleben.
entfremdet. Der gleiche Trieb, der den modernen Die „Form" dieser Töpfe ist daher in einem be-
Menschen aus der Stadt hinausführt, der auch sonders tiefen Sinne nicht äußere Absicht und be-
ganz zwecklose Betätigungen lebendig erhält, wüßtes Endziel, sondern das natürliche Ergebnis
wenn sie nur — wie es etwa beim Segelsport der des von einer feinfühligen Hand geleiteten
Fall ist — die sonst unterbrochene Verbindung Arbeitsprozesses. Warum aber diese Form, die
mit den „Elementen" wieder herstellt, bringt den also „zeitlos" ist, zugleich auch als ausgesprochen
Menschen auch dazu, sich schaffend der Natur „modern" empfunden wird, so daß sie sich in
unmittelbar, nicht nur auf dem Wege über das jede moderne Umgebung organisch einfügt, das
Abbild zu nähern. Nur so ist der unwidersteh- hat noch seinen besonderen Grund. Es ist be-
liche Reiz zu erklären, den eine so mühevolle gründet in unserem Verhältnis zum „Ornament".
Arbeit wie die an der Töpferscheibe — oder am Dieses Verhältnis ist keineswegs so eindeutig
Handwebstuhl! — immer wieder auf künstlerisch negativ, wie es den Anschein hat. Wohl gibt es
feinempfindende Menschen ausübt. Es ist kein heute kein dekorativ gemeintes, bewußt ge-
künstliches, romantisches Sichzurückschrauben staltetes Ornament, das über die Tageswirkung
auf eine längst überwundene Stufe der Pro- hinaus erträglich ist, aber das bedeutet nicht, daß
duktion — es ist das Bedürfnis, sich dem Urstoff jede Form, die nicht nur notwendig und funktionell
der Erde gegenüber, der heute noch genau so begründet ist, abgelehnt wird. Die im Formen-
Vase
Staatliche Majolika-Manufaktur Karlsruhe
286
das Verlangen nach einer unmittelbaren Be- halten, wie es der Mensch damals getan hat, und
ziehung zur „Natur" lebendig wird, auch wenn auf diese Weise die „ewige" Natur dieses Ur-
ihn das moderne Leben noch so sehr der Natur Stoffes neu zu erleben.
entfremdet. Der gleiche Trieb, der den modernen Die „Form" dieser Töpfe ist daher in einem be-
Menschen aus der Stadt hinausführt, der auch sonders tiefen Sinne nicht äußere Absicht und be-
ganz zwecklose Betätigungen lebendig erhält, wüßtes Endziel, sondern das natürliche Ergebnis
wenn sie nur — wie es etwa beim Segelsport der des von einer feinfühligen Hand geleiteten
Fall ist — die sonst unterbrochene Verbindung Arbeitsprozesses. Warum aber diese Form, die
mit den „Elementen" wieder herstellt, bringt den also „zeitlos" ist, zugleich auch als ausgesprochen
Menschen auch dazu, sich schaffend der Natur „modern" empfunden wird, so daß sie sich in
unmittelbar, nicht nur auf dem Wege über das jede moderne Umgebung organisch einfügt, das
Abbild zu nähern. Nur so ist der unwidersteh- hat noch seinen besonderen Grund. Es ist be-
liche Reiz zu erklären, den eine so mühevolle gründet in unserem Verhältnis zum „Ornament".
Arbeit wie die an der Töpferscheibe — oder am Dieses Verhältnis ist keineswegs so eindeutig
Handwebstuhl! — immer wieder auf künstlerisch negativ, wie es den Anschein hat. Wohl gibt es
feinempfindende Menschen ausübt. Es ist kein heute kein dekorativ gemeintes, bewußt ge-
künstliches, romantisches Sichzurückschrauben staltetes Ornament, das über die Tageswirkung
auf eine längst überwundene Stufe der Pro- hinaus erträglich ist, aber das bedeutet nicht, daß
duktion — es ist das Bedürfnis, sich dem Urstoff jede Form, die nicht nur notwendig und funktionell
der Erde gegenüber, der heute noch genau so begründet ist, abgelehnt wird. Die im Formen-
Vase
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