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Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 6.1931

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Bartning, Hans: Schwedisches Gebrauchsgerät
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https://doi.org/10.11588/diglit.13708#0318

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Schrank aus drei Serienteilen
Kommode Preis: Kr. 100.—
Schreibregal Preis: Kr. 57.—
Bücherregal, Schiebeglas Preis: Kr. 43.—

o

Entwurf: Uno Ähren
Hersteller: Gemla, Diö

Armoire se composanr de trois pieces fabriquees en serie
Cupboard consisting of three Standard parts

zu verarbeitendem Sodaglas. Die schwedische
Glasindustrie ist noch jung. Sie ist in ihrer heu-
tigen Form ein Sproß der Werkbund-Bewegung
seit Kriegsanfang und hat seither konsequent an
der Durchführung der Werkbund-Idee gearbeitet.
Der entscheidende Schritt wurde mit der Um-
stellung auf ausgedehnte Mitarbeit von Künstlern
an den Erzeugnissen gemacht, er hat auf ver-
schiedenen Wegen zu raschem Erfolg geführt.
Während die Glashütte in Kosta zur Zeit dieser
allgemeinen Wandlung schon hundertfünfzig-
jährige Tradition besaß und auf dieser neu auf-
baute, wurde im traditionslosen Orrefors das
kühne Experiment gemacht, neu anzufangen, nur
auf Instinkt und Energie zweier angestellter
Künstler gestützt. Nach ein paar Jahren sind die
Einzelstücke und Seriengläser dieser Hütte welt-
bekannt geworden. Neuerdings macht diese
Hütte erste, längst erhoffte Versuche verbilligter
Erzeugung, etwa im Sinne der hier abgebildeten
vorbildlichen Gebrauchsgläser der Kooperativa.

Man sieht oft Typenwaren, die formal so
primitiv oder zurückhaltend sind, daß sie zu-
nächst kaum der Reproduktion wert erscheinen.
Es gibt aber gerade unter ihnen Stücke, die sehr
bemerkenswert sind durch ihr Verhältnis von Auf-

wand zu Leistung. Es wird hier der Tre-ex-
Verschluß abgebildet. Weder auf schöne Linie
noch auf Ausdrucksgehalt kommt es bei ihm an,
damit kann der Mensch nichts anfangen, er
sieht darüber weg. Wichtig ist die plastische
Form, die sich greifen läßt, das Funktionieren,
das Federn, die Bewegungsfolge, die die Hand
auszulösen hat. Durch schräg-seitliches Aus-
wärtsziehen öffnen sich zugleich Verschluß und
Tür. Die Funktion wird organisch und spielend erfüllt.

Die führenden Köpfe in Schweden sind sich
darin einig, daß Rationalisierung nur Berechti-
gung und Notwendigkeit hat, wenn sie die
Deckung des tatsächlichen Volksbedarfs zum
Ziel hat. Es lassen sich seit Beginn der Werk-
bund-Bewegung zwei Entwicklungsphasen dieser
Arbeit verfolgen, die sich heute überlagern. Seit
zwei Jahrzehnten: Schaffung des bürgerlichen
Gebrauchsgegenstandes. Dieser ist heute durch-
gearbeitet und ausgereift. Seit einem Jahrzehnt:
steigender Bedarf für Massenware, die auch dem
kleinsten Einkommen erschwingbar ist. Sie fehlt
noch. Die vorliegende Bildfolge will die Kräfte
schildern, die mit mehr oder weniger Erfolg schon
in Auseinandersetzung mit dieser dringendsten
Aufgabe begriffen sind.

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