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Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 6.1931

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Neutra, Richard: Neue Architektur in Japan
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https://doi.org/10.11588/diglit.13708#0352

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lassen und einem Klima ausgesetzt, das an
Feuchtigkeit das der Niederlande beträchtlich
übertrifft.

Unter diesen Verhältnissen bietet der Putzbau
keine Gewähr für Dauer oder Ansehnlichkeit.
Und da die japanische Industrie der Beklei-
dungsterrakotten und Bekleidungsmetalle noch
nicht die Stufe der amerikanischen erreicht hat,
ergibt sich in diesem Punkte einige Schwierigkeit
für die neue Bauart.

In manchen Fällen, wie in dem abgebildeten
Wohnhaus von Horikutji und in Institutsbauten
von Yamada, ist die Haut des Baues aus kleinen
enggefügten Fliesen mit erfolgreicher Sauberkeit
hergestellt.

Bei Vorträgen, in welchen wir leichten Metall-
bau zu Wohnzwecken vorschlugen, konnte viel-
versprechendes und verständnisvolles Interesse
für den Gegenstand bemerkt werden.

Trotz gegenteiliger Beschwerden von der Seite
japanischer Baubüros scheint auch die Ein-
stellung der großstädtischen Baubehörden ver-
gleichsweise weniger beharrlich und belehrbarer
als in vielen abendländischen Gebieten. Bei
allem politischen Konservatismus zeigen die Be-
hörden kräftige Ambitionen nach technischer

Fotoatelier in Tokio
Architekt: N. Tsuchihashi

Atelier de Photographie, ä Tokio

Photographic Studio in Tokio

0»- ■

und städtebaujicher Vervollkommnung. Groß-
artige nützlich gedachte Straßendurchbrüche,
Verkehrsentwürfe, Zonierungsgesetze und die be-
reits berichtete Entwicklung von gemeindlichen
Kleinwohnungsbezirken sprechen dafür.

Als Kritik an der Baugesetzgebung ließe sich
die Höhengrenzenbestimmung von 100 Fuß als
etwas mechanisch verallgemeinert bezeichnen
und Tadel üben an einer Hofgrößenverordnung
für Wohnviertel, die sich anscheinend bei spe-
kulativen Wohnbauten in für Geschäfte zonierten
Teilen verwerflicherweise umgehen läßt.

Zusammenfassend kann gesagt werden, daß
trotz seiner inselhaften und fern abliegenden
Basis japanische Bauarbeit mit Durchschlags-
kraft und überlegter Systematik die Steifheit
beschränkten Ortsgeistes durchbricht, der in
anderen weiten und begünstigteren Gebieten der
Welt noch fast ungestört Entscheidungskraft be-
hält. Es erscheint das um so bemerkenswerter
als, wie bei einer früheren Gelegenheit gezeigt
(„Die Form", April 1951), hier in Japan das Neue
an Stelle einer vorzüglich entwickelten Über-
lieferung tritt, die eine sicherlich weniger fossile
Tatsache ist als in den meisten Teilen des west-
lichen Zivilisationskreises.

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