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Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 6.1931

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Ehmcke, F. H.: Lob der Grafik
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https://doi.org/10.11588/diglit.13708#0377

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Neuer Prospekt von Pief Zwart für ein holländisches Reklamebüro. Die gewagten typografischen Anordnungen und Experi-
mente wie Fotomontage, Uberdrucken, Freistellen, bleiben bei Piet Zwart immer einer spielerischen, künstlerischen Gestaltung
untergeordnet und werden nie zur Manier. Ein solcher Katalog enthält eine Fülle typografischer Einfälle, aber immer sind sie
irgendwie logisch. Ganz ausgezeichnet der Kreis um das Auge des Mannes, das dann unten mit seinem Punktraster vergrößert
dargestellt ist. Der belehrende Zweck wird künstlerisch ausgewertet, der rote Kreis gibt dem Auge einen merkwürdigen Blick

Un nouveau prospectus, compose par Piet Zwart, pour une imprimerie hollandaise. La disposition et les experiences typographiques osees
telles que le photomontage, l'empietement de certaines gravures sur d'autres, les blancs, s'inspirent chez Piet Zwart toujours d'une sorte
d'enjouement elegant dans la conception et ne deviennent jamais une manie prononcee. Un tel catalogue revele, en matiere de typographie,
une foule d'idees, pleines d'originalite, certes, mais ne manquant jamais de logique. Ainsi, c'est une idee excellente d'encadrer l'oeil de
l'homme par un cercle et d'en reproduire, plus bas, la trame agrandie. Le but instructif est double d'un effet artistique; le cercle rouge donne
ä l'oeil une expression toute particuliere

A new prospectus designed by Piet Zwart for a Dutch printing house. The rather daring typographie arrangements and experiments like photo
mounting, transfer printing, the way of giving prominence to the sujet never become a mannerism with Piet Zwart, but always remain subservient
to a playful, artistic evolution of form. A catalogue of this category contains an abundance of typographie ideas that, somehow, never lack
logic. That circle around the man's eye, for instance, is simply excellent, and so is the magnified eye visible through the point screen. Thus
the instruetive purpose is turned to artistic aecount, the red circle lending a weird expression to the eye

Wenn die Schule hier nun helfend und fördernd
einwirken, der Entwicklung eines neuen Zeitstils
dienen soll, so müßte sie ihre Aufgabe klar in
zwei Gebiete teilen: erstens in die Ausbildung
der Ausführenden, die wesentlich techni-
scher Art, und zweitens in die Ausbildung der
Schöpferischen, die wesentlich künstleri-
scher Art sein müßte.

Lehrer der ersten Kategorie sollten Hand-
werker sein, die in gewisser Unabhängigkeit,
von Berufssorgen frei, der Verbesserung ihrer
Arbeitsmethoden nachleben könnten und be-
fähigt wären, Lehrlinge auszubilden, — Lehr-
linge, die nach erlangter Reife die Gesellen-
prüfung machen könnten, aber nicht ein falsches
Künstlertum anstreben dürften. Gut eingerichtete
Werkstätten sollten hierfür zur Verfügung stehen,

nicht zu weitläufig angelegt, um die Übersicht zu
erleichtern. Die Schüler müßten dahin geführt
werden, ihren Ehrgeiz in bester technischer Lei-
stung, Gründlichkeit und Sauberkeit der Aus-
führung zu sehen, nicht etwa darin, auf erfinde-
rische oder schöpferische Art dilettieren zu
wollen; sie sollten eine technisch vollkommene
Ausbildung erstreben, mit der sie dem eigent-
lichen Gestalter wirklich dienen können. Anderer-
seits müßte die künstlerische Erziehung
nur auf die Entwicklung der schöpferischen Ver-
anlagung gerichtet sein, unbeschwert von allen
wissenschaftlichen Doktrinen: Perspektive (die nur
als Hilfsmittel des Architekten nötig ist), Anatomie,
Mathematik, aber auch ebenso befreit von
irgendwelchen Zwangsvorstellungen der Material-
gerechtigkeit und sonstigen Schlagworten, dem

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