wahren Schreckenskammem geworden sind.
Dieses Wort ist übrigens mehr als eine Metapher:
denn den ahnungslosen Passanten durch uner-
wartet-abrupte Vorstöße zu „erschrecken", das
ist zwar einer der tollsten, keineswegs aber der
seltensten Einfälle einer konkurrenzwirtschaft-
lichen Propaganda.
Uns fehlt wenn nicht die Vorstellung, so doch
die Erfahrung, wie die möglichen Formen einer
Systematik, das heißt planvollen Ordnung des
Wirtschaftsganzen oder seiner vorzüglichsten
Teile sich für die Propaganda auswirken würde.
Mit Sicherheit ist jedoch anzunehmen, daß die
Entsprechung nicht gelöst weiden kann. Wenn
die heutigen Formen des Werbens die heutigen
Formen des Wirtschaftens spiegeln, so wird das
Konzentrische, sozusagen Beruhigte gebundenen
Wirtschaftens auch die Propaganda „binden".
Das Rußland der Nachrevolution ist mir aus
Augenschein nicht bekannt; darum fehlt mir die
Kenntnis darüber, ob außerhalb der politischen
und kulturellen Propaganda eine eigentliche
Warenpropaganda geübt wird (was freilich bei
dem gegenwärtigen Warenhunger unwahr-
scheinlich ist). Es ist jedoch ein Irrtum, anzu-
nehmen, daß die denkbaren Formen kollektiver
Wirtschaftsbetreibung die Werbung als solche
entbehren könnten. Diese Annahme hängt wohl
mit der Vorstellung zusammen, daß ein Auf-
geben der freien Wirtschaft notwendig eine
Rückkehr zu primitiveren Formen überhaupt be-
deuten müsse.
Bleiben wir einmal beim Beispiel Rußland,
also beim Beispiel einer extrem kollektiv organi-
sierten Gesellschaft. Kommt sie ohne Propa-
ganda aus? Man könnte vielleicht sagen, sie
kommt ohne Reklame aus, wobei wir in An-
lehnung an den Sprachgebrauch den Begriff
Reklame als einen Teil der Propaganda, nämlich
die Werbung für die Ware, definieren. Daß
Auch die „kleinen Dinge" im eigenen Betrieb sollen sorgfältig
und liebevoll durchdacht und gestaltet sein: das Telefonbüch-
lein im Reckendorfhaus. Entwurf: Fritz Adolphy, Berlin
Meme les «petites choses» dont on se sert journellement dans une
entreprise, meritent d'etre etudiees et formees avec soin et un peu
d'affection : le petit guide telephonique du siege central de la Librairie
Reckendorf
Even "small things" for internal office use are deserving of careful
attention and study. Handy telephone register in use at editorial Of-
fices of "Reckendorfhaus"
Rußland aber die Propaganda mit mindestens
derselben Intensität handhabt wie die kapita-
listisch organisierten Länder des Westens, das
wissen wir alle sehr gut. Wir brauchen dabei
nicht einmal ausschließlich an seine politische
Propaganda zu denken. Die Leser der „Form"
haben zu wiederholten Malen Proben moderner
russischer Plakatwerbung zu Gesicht bekommen,
ich erinnere etwa an die Ankündigungen der
Theater, der Kinos, der wissenschaftlichen Insti-
tute. Eine bessere, das heißt wirksamere und
auch anziehendere „Reklame" gibt es heute
schwerlich. Man wird mir vielleicht einwenden:
®ic RV93üc&er
Dt« neue Reihe guter spannender Romane
IL QsH »JtMr dl»----
d»* brei !»»«*> dir t
» hau»*. C*» t«rt Hla», .. •. - ■ .,.>* Knuh.
l*«or«, rata toftfeqii««. «»«hm. „M •«* .leb »«i*
im. • Of VlTto» ho» wanfcftAKh, «X rflw nmft «*M
In** MMimiginieH VtrtiutMrttfcd «» *» n**4 t~
. ..i im MV-Bed», Mt m« ' "
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oosaMam». l«w«sun| IM dar Vcrktg b*4<
tni ftuadw« rjr *i* »um ■»< rar dl« tm
Ulrtvt (sc 300
Ein Inserat im „Buchhändler-Börsenblatt" auf
dünnem, leichtem Papier gedruckt
Entwurf: Fritz Adolphy, Berlin
Une annonce dans la „Gazette des Libraires", impri-
verlag Hermann seckenoorf -> Berlin sw 6s Ijp t C R V ^ Ü C ^ e T V m6e sur du PaPier mince, leger
Advertisement in German book dealers and publishers
Gazette, printed on special thin and light weight paper
367
Dieses Wort ist übrigens mehr als eine Metapher:
denn den ahnungslosen Passanten durch uner-
wartet-abrupte Vorstöße zu „erschrecken", das
ist zwar einer der tollsten, keineswegs aber der
seltensten Einfälle einer konkurrenzwirtschaft-
lichen Propaganda.
Uns fehlt wenn nicht die Vorstellung, so doch
die Erfahrung, wie die möglichen Formen einer
Systematik, das heißt planvollen Ordnung des
Wirtschaftsganzen oder seiner vorzüglichsten
Teile sich für die Propaganda auswirken würde.
Mit Sicherheit ist jedoch anzunehmen, daß die
Entsprechung nicht gelöst weiden kann. Wenn
die heutigen Formen des Werbens die heutigen
Formen des Wirtschaftens spiegeln, so wird das
Konzentrische, sozusagen Beruhigte gebundenen
Wirtschaftens auch die Propaganda „binden".
Das Rußland der Nachrevolution ist mir aus
Augenschein nicht bekannt; darum fehlt mir die
Kenntnis darüber, ob außerhalb der politischen
und kulturellen Propaganda eine eigentliche
Warenpropaganda geübt wird (was freilich bei
dem gegenwärtigen Warenhunger unwahr-
scheinlich ist). Es ist jedoch ein Irrtum, anzu-
nehmen, daß die denkbaren Formen kollektiver
Wirtschaftsbetreibung die Werbung als solche
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wissen wir alle sehr gut. Wir brauchen dabei
nicht einmal ausschließlich an seine politische
Propaganda zu denken. Die Leser der „Form"
haben zu wiederholten Malen Proben moderner
russischer Plakatwerbung zu Gesicht bekommen,
ich erinnere etwa an die Ankündigungen der
Theater, der Kinos, der wissenschaftlichen Insti-
tute. Eine bessere, das heißt wirksamere und
auch anziehendere „Reklame" gibt es heute
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