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Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 6.1931

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Bier, Justus: Was wird aus der Tapete?
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.13708#0401

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rühmt, sie seien „bei all ihrer duftigen Phantasie" „be-
wußt bescheidener Hintergrund". Aber nicht etwa für
einfach klare Möbel, für die ruhige Sachlichkeit modernen
Hausgeräts. Dieser Hintergrund soll vielmehr dem „Zu-
sammenklang mit der Eigenart Ihrer Inneneinrichtung"
dienen, er soll „ein lebendiges Spiegelbild Ihres persön-
lichen Geschmacks" sein. Man träumt sich in Zeiten, als
die Tapete eigens für den Besteller entworfen wurde,
man verschweigt, daß selbst noch die individuellen
Schattierungen eines kollektiven Geschmacks auf einen
kollektiven Nenner gebracht werden müssen, um sie mit
den Mitteln moderner Maschinentechnik befriedigen zu
können. Man lebt geistig im Dix-huitieme, als ein hoch-
entwickeltes Luxushandwerk jeder Regung eines über-
züchteten Individualitätsbedürfnisses folgte.

Aber es gibt außer „der überaus feinfühligen Empfind-
lichkeit der Nerven des modernen kultivierten Großstadt-
menschen" (aus der Annonce einer anderen Tapeten-
fabrik) auch Menschen mit gesunden Sinnen, denen dieses
ständige Als-ob-Spielen zuwider ist, die vom Wohnraum
keine öffentlich dokumentierte Individualität verlangen
und schon gar nicht den reich ausgestreuten Dekor,
der sich in Festräumen allenfalls ertragen läßt, aber
keinesfalls in ständig bewohnten Räumen, sondern
eine klare reinliche Umqebuna ohne jede individuelle

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Aufdringlichkeit der verwendeten Tapeten, Stoffe,
Möbel, eine Umgebung, die als neutraler Grund die
wirkliche Individualität der Bewohner zur Geltung

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Bauhaus-Tapeten: Hannoversche Tapetenfabrik Gebr. Rasch
& Co., Bramsche b. Osnabrück

Die neuen Einton-Tapeten der Norddeutschen Tapetenfabrik
Hölscher & Breimer, Langenhagen vor Hannover. Beispiele
von drei verschiedenen Strukturen und Farben

Nouveaux papiers-tentures unicolores. Exemples de trois differentes
structures et teintes

Novel unicoloured wallpapers. Patterns of three papers varying in
texture and colour

kommen läßt, die in einer „individuell gestalteten
Wohnung" erdrückt wird.

Ein gesunder Sinn bedarf nicht der „geistreich-einfachen
Muster", die „der künstlerischen Eigenart des Professors X.
mit ihrer sonnigen Heiterkeit" entsprungen sind, zu einer
fragwürdigen „seelischen Geborgenheit", sondern sucht
im Gegenteil von der künstlerischen Eigenart auf allen
Wänden ungeschoren zu bleiben.

Unaufdringliche Tapeten für den modernen Wohn-
raum hat Wilhelm Lötz vor einem Jahr hier angezeigt
(Form 1930, S.411). Er hob damals die Salubratapeten,
unter denen sich auch eine Anzahl hellfarbiger Einton-
tapeten befinden, hervor, die Tapeten der Firma Gustav
Carl Lehmann-Köln, die lichte Strietapeten und Tapeten
mit echten Strukturen, Japangräser- und Korktapeten
vertreibt, weiter die sogenannten Siedlungsiapeten, von
Flammersheim und Steinmann und anderen Firmen, die
manche brauchbare Struktur und Farbe enthalten, und
endlich die damals neue erste Bauhauskollektion. In-
zwischen sind über diese Kollektionen hinaus einige
wichtige neue Tapetenkollektionen erschienen. Der ersten
Bauhauskollektion in Leimfarben ist eine zweite Kollek-
tion in Öldruck gefolgt, die bei gleichfalls sehr billigem
Preis wisch- und wasserfeste Tapeten bringt. Die Muste-
rungen sind wie die der ersten Bauhauskarte ohne jeden
selbständigen Anspruch. Sie dienen ebenso wie die bei
einigen Tapeten dieser neuen Karte verwendeten ge-
prägten Strukturen der Belebung der farbigen Fläche,
ordnen sich dieser aber so weit unter, daß nur bei Nah-
betrachtung ihre Musterung überhaupt erkennbar wird.

Noch einen Schritt weiter als die Bauhaustapeten
gehen die Großberg-Eintontapeten. Sie verzichten voll-
kommen auf aufgedruckte und geprägte Musterungen,
ersetzen die ornamentale Struktur durch die natürliche
Struktur des Rauhfaserpapiers und gehen zudem gegen-
über den bisher auf dem Markt befindlichen Einton-
tapeten zu so lichten Tönen über, daß die Farbe nicht

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