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Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 6.1931

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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.13708#0406

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solches gar nicht mehr empfunden wird. Es kommt nur
darauf an, was nach der Abstumpfung noch übrig-
bleibt, — und das war eben in jenem Falle nichts wie
Leere und Verlogenheit, in unserem Falle ist es der reife
Ausdruck einer neuen Gesinnung, der mit der Über-
zeugungskraft eines Manifestes wirken will und sich daher
auf keinerlei Kompromisse einlassen kann. Wenn diese
Kompromißlosigkeit da und dort scheinbar ein Opfer
verlangt, so bedeutet dies in Wirklichkeit nur, daß der
Gesichtspunkt der individuellen Behaglichkeit in der
Form, wie sie vor allem durch das englische Haus im
Gegensatz zur deutschen „Villa" der Gründerzeit in aller
Bewußtsein kam, heute nicht mehr so wichtig genommen
wird, — oder vielmehr, daß neben einer bis zum äußer-
sten getriebenen Rationalisierung der Bequemlichkeit und
des Behagens — von der Messung der Schritte in der
Küche bis zu der höchsten Steigerung der technischen
Kniffe im Luxushaus — allmählich auch wieder ein

Warenschau

In Anlehnung und in Fortführung dessen, was wir in
Heft 8 des Jahrgangs 1930 über die Mitarbeit des Künst-
lers in der Industrie veröffentlicht haben, bilden wir aus
der Werkstatt des mitarbeitenden Gestalters der Industrie
zwei Aufnahmen ab, die die große schwierige Frage der
Modellarbeit nur andeuten können. Von diesen beiden
Abbildungen interessiert vor allem diejenige, die ver-
schiedene Modelle eines Türgriffs zeigt. Die Modelle
sind so angeordnet, wie sie nacheinander unter ständiger
Verbesserung und Durcharbeitung gefertigt worden sind.
Das endgültige Resultat haben wir ja schon einmal in
der „Form" veröffentlicht (Heft 8, 1929). In Anlehnung
an das Hauptthema unseres Heftes zeigen wir einen

Schildständer für eine Schuhfabrik messing-verchromt poliert
Entwurf: Wilhelm Wagenfeld, Weimar

Porte-ecriteau pour une manufacture de chaussures; laiton chrome poli
Priceticket stand. Chrome-brass plated

anderes Bedürfnis erwacht: das Bedürfnis nach einer
Gestaltung, die dem geistigen Leben gemäß ist, das
wir — oder wenigstens einige von uns — führen oder
führen möchten. Das wäre keineswegs etwas grund-
sätzlich Neues, — es bedeutete nur die Rückkehr zu der
Gesinnung, aus der heraus in früheren Jahrhunderten
jeder über die nackte Notdurft hinausgehende Bau ge-
staltet war. Wenn die Formen heute unerhört neu er-
scheinen, beweist das nur, daß ein neuer Geist, eine
neue Menschheit im Entstehen ist.

Das eine freilich bleibt bestehen, und deshalb sei es
hier noch einmal ausgesprochen: die Gesinnung, die
diesem neuen Bauen zugrunde liegt, kann sich zweifellos
an anderen Aufgaben noch viel reiner und großartiger
bewähren als an einem Einzelwohnhause. Einstweilen aber
muß man für jede Aufgabe dankbar sein, die eine kom-
promißlose Lösung ermöglicht. Nur so wird der Boden für
die größeren Aufgaben bereitet. W. R i e z I e r

Wärmflasche mit dem Werbezeichen der Krausswerke als
Halter

La marque de fabrique des Etablissements Krauss appliquee comme
support d'une bouillote ä eau chaude

The Krauss Works' handy trading mark

Ständer für Schilder und einen Halter, der in Form des
Werbezeichens gehalten ist, also Hilfsgerätschaften für
die Reklame könnte man sagen. Wie ordentlich und gut
wirkt es, wenn auch diese Dinge formal und werklich gut
durchgearbeitet sind. Auch aus der Porzellanindustrie,
aus der man nicht viel Vorbildliches heraussuchen kann,
zeigen wir neue Modelle. Ein Service, das Dr. Gretsch,
Stuttgart, entworfen hat, und von der Berliner Porzellan-
Manufaktur eine Art Hotelservice, das für die Restau-
ration des Flughafens Halle geschaffen wurde.

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