GABELN IM PROFIL
Zwei Gabeln aus verschiedenen Bestecken, Standard-
formen mit der gleichen eleganten „federnden" Kurve,
die durch Auswiegung und Verfeinerung der Gebrauchs-
form in jahrhundertelanger Entwicklung entstanden ist,
folgt die Gabel des Thomee sehen Bestecks, mit
gleicher Kurve, aber kleiner: die Entscheidung für die
größere und kleinere Form ist individuell, wie wir ja auch
mehr aus Freude an der Abwechslung und Differenzie-
rung als aus praktischer Notwendigkeit zwischen Mittags-
und Abendbesteck unterscheiden. Wesentlich ist nur, daß
die unserer Hand angemessenen Größen nicht Über-
oder unterschritten werden, da jede abweichende Form
als unhandlich empfunden wird.
Diesen kurvig geschwungenen Formen sind Formen mit
geknicktem Ansatz des Zinkenteils an den Griff gegen-
übergestellt. Am flachsten das Profil der Gabel des
van de V e I d e sehen Bestecks. Die ausgewogene
Kurve der Standardform wird hier gestreckt und aus
formaler Konsequenz das Zinkenteil flacher gemuldet,
was sich aber in geringerem Fassungsvermögen vor allem
des Löffels auswirkt. Etwas tiefer die Mulde der Gabel
des Schmidt sehen und Jensen sehen Bestecks. Die
Gabel des D u v e sehen Bestecks im Profil des Zinkenteils
der Standardform verwandt, dagegen dekorative Will-
kür die Rückwärtsbiegung des Griffendes. Die maschinell
erzeugten Standardformen erhalten ihre Eleganz nicht
nur durch die Führung der Kurve, sondern auch durch die
geringe Dicke ihres Profils: es ist nicht mehr Material
verwendet, als zur Stabilität der Form erforderlich ist.
Die handgearbeiteten Bestecke ohne Absicht maximaler
Materialausnutzung sind bis auf das auch hierin moderne
Thomeesche Besteck wesentlich stärker, ebenso
wie das in der Formabsicht verwandte maschinell her-
gestellte D u v e sehe Besteck.
Von links nach rechts:
Silberplattiertes Fischbesteck der W ü rtt e m b e r g i s c h e n Metallwarenfabrik, Muster 1100, entstanden 1901
Silberplattiertes Fischbesteck der Bern dorfer Metallwarenfabrik Arthur Krupp A. G„ Berndorf, Niederösterreich, Muster
Nr. 5500, Preis M 5.75
Fischbesteck von P. Bruckmann und Söhne A. G., Heilbronn a. N., Muster Nr. 5574, entstanden 1915. Wird in massiv Silber
und silberplattiert ausgeführt
Silbernes Fischbesteck von M.T.Wetzlar, München, entstanden 1908. Preis M 17.25
Silbernes Fischbesteck von E r n s t S c h m i d t, Berlin SW68. Entstanden 1930, Handarbeit. Preis M 20.—
FISCHBESTECKE
Die Formen der Fischbestecke zeigen auch bei Be-
stecken, die sonst in engstem Anschluß an die Zweck-
form durchgebildet sind, dekorative Abweichungen.
Diese erklären sich häufig aus mißverstandener Über-
nahme ehemals zweckvoller Formen. Nicht durch die
Beseitigung dieser Formen, sondern nur durch ihre Rück-
führung in die ursprüngliche, zweckbestimmte Gestalt kann
die Standardform des Fischbestecks entwickelt werden.
Die drei links abgebildeten Bestecke zeigen Messer
mit einseitiger Schweifung, und daraus resultierend spitz-
winkliger Messerspitze, eine Form, die hier teilweise als
Zierform mißverstanden, dazu dient, die Haut anzu-
stechen und zu schlitzen. Die beiden rechts abgebildeten
Messer sind durch die Beseitigung dieser Schweifung
zum Schlitzen weniger gut geeignet.
Auch die breitere Form der Fischgabel ist zwecklich
begründet; die Fischgabel muß mit ihrer Kante beim Zer-
legen des Fischfleisches behilflich sein können. Die ab-
weichende Zinkenform mit kurzen seitlichen Zinken dürfte
aus dem gleichen Bedürfnis, das die einseitig geschweifte
Messerform verursacht hat, entstanden sein, die Gabel
auch zum Schlitzen verwenden zu können.
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Zwei Gabeln aus verschiedenen Bestecken, Standard-
formen mit der gleichen eleganten „federnden" Kurve,
die durch Auswiegung und Verfeinerung der Gebrauchs-
form in jahrhundertelanger Entwicklung entstanden ist,
folgt die Gabel des Thomee sehen Bestecks, mit
gleicher Kurve, aber kleiner: die Entscheidung für die
größere und kleinere Form ist individuell, wie wir ja auch
mehr aus Freude an der Abwechslung und Differenzie-
rung als aus praktischer Notwendigkeit zwischen Mittags-
und Abendbesteck unterscheiden. Wesentlich ist nur, daß
die unserer Hand angemessenen Größen nicht Über-
oder unterschritten werden, da jede abweichende Form
als unhandlich empfunden wird.
Diesen kurvig geschwungenen Formen sind Formen mit
geknicktem Ansatz des Zinkenteils an den Griff gegen-
übergestellt. Am flachsten das Profil der Gabel des
van de V e I d e sehen Bestecks. Die ausgewogene
Kurve der Standardform wird hier gestreckt und aus
formaler Konsequenz das Zinkenteil flacher gemuldet,
was sich aber in geringerem Fassungsvermögen vor allem
des Löffels auswirkt. Etwas tiefer die Mulde der Gabel
des Schmidt sehen und Jensen sehen Bestecks. Die
Gabel des D u v e sehen Bestecks im Profil des Zinkenteils
der Standardform verwandt, dagegen dekorative Will-
kür die Rückwärtsbiegung des Griffendes. Die maschinell
erzeugten Standardformen erhalten ihre Eleganz nicht
nur durch die Führung der Kurve, sondern auch durch die
geringe Dicke ihres Profils: es ist nicht mehr Material
verwendet, als zur Stabilität der Form erforderlich ist.
Die handgearbeiteten Bestecke ohne Absicht maximaler
Materialausnutzung sind bis auf das auch hierin moderne
Thomeesche Besteck wesentlich stärker, ebenso
wie das in der Formabsicht verwandte maschinell her-
gestellte D u v e sehe Besteck.
Von links nach rechts:
Silberplattiertes Fischbesteck der W ü rtt e m b e r g i s c h e n Metallwarenfabrik, Muster 1100, entstanden 1901
Silberplattiertes Fischbesteck der Bern dorfer Metallwarenfabrik Arthur Krupp A. G„ Berndorf, Niederösterreich, Muster
Nr. 5500, Preis M 5.75
Fischbesteck von P. Bruckmann und Söhne A. G., Heilbronn a. N., Muster Nr. 5574, entstanden 1915. Wird in massiv Silber
und silberplattiert ausgeführt
Silbernes Fischbesteck von M.T.Wetzlar, München, entstanden 1908. Preis M 17.25
Silbernes Fischbesteck von E r n s t S c h m i d t, Berlin SW68. Entstanden 1930, Handarbeit. Preis M 20.—
FISCHBESTECKE
Die Formen der Fischbestecke zeigen auch bei Be-
stecken, die sonst in engstem Anschluß an die Zweck-
form durchgebildet sind, dekorative Abweichungen.
Diese erklären sich häufig aus mißverstandener Über-
nahme ehemals zweckvoller Formen. Nicht durch die
Beseitigung dieser Formen, sondern nur durch ihre Rück-
führung in die ursprüngliche, zweckbestimmte Gestalt kann
die Standardform des Fischbestecks entwickelt werden.
Die drei links abgebildeten Bestecke zeigen Messer
mit einseitiger Schweifung, und daraus resultierend spitz-
winkliger Messerspitze, eine Form, die hier teilweise als
Zierform mißverstanden, dazu dient, die Haut anzu-
stechen und zu schlitzen. Die beiden rechts abgebildeten
Messer sind durch die Beseitigung dieser Schweifung
zum Schlitzen weniger gut geeignet.
Auch die breitere Form der Fischgabel ist zwecklich
begründet; die Fischgabel muß mit ihrer Kante beim Zer-
legen des Fischfleisches behilflich sein können. Die ab-
weichende Zinkenform mit kurzen seitlichen Zinken dürfte
aus dem gleichen Bedürfnis, das die einseitig geschweifte
Messerform verursacht hat, entstanden sein, die Gabel
auch zum Schlitzen verwenden zu können.
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