sam, daß von einer in einem neuen Sinn künstlerisch
starken Hand so schöne Gebilde wie diese Wohn-
häuser mit ihren offenen Räumen und ihrer lebendi-
gen Verbindung von Innenraum und Freiraum ge-
schaffen sind. Hier wird der Architekt über den In-
genieur hinaus zum frei gestaltenden Künstler. Hier
atmet man gern, hier fühlt man. daß es noch
Kräfte gibt, die den Mut haben, frei und unbehindert
in die Zukunft hinein zu denken.
Das soll nicht bedeuten, daß die Kleinwohnungen,
aus Erkenntnis harter Notwendigkeiten heraus, keine
wertvollen Leistungen darstellen. Man freut sich
auch, feststellen zu können, daß es schon eine
ganze Menge guten Hausrats und gute einfache
Möbel gibt. Das Bauhaus Dessau. Josef Albers,
Hilberseimer haben neue Typen einfacher Möbel ge-
schaffen, die von der Fabrikation aufgenommen wer-
den. Man findet schöne Einzelheiten, auch aus dem
Gebiet des Kunsthandwerks, wie Teppiche von Alen
Müller und Ella Lettre. Nur eines muß notwendiger-
weise gesagt werden. In Berlin ist hier zum ersten-
mal an bedeutsamer Stelle der neue Wohngedanke
gezeigt worden. In einzelnen Fällen würde es gut
tun, wenn man den Räumen einen Hauch von Wohn-
lichkeit geben würde, nicht im alten Sinn, sondern
in einem neuen. Hier und da eine gute Keramik, ein
Blumenstrauß, vielleicht auch ein gutes Bild. Man
würde dadurch sicher erreichen, daß die breite
Käuferschicht sich versöhnlicher zu diesen Dingen
einstellt.
Eine Leistung, der man ganz rückhaltlos beistim-
men muß, ist die Aufstellung der Materialien und der
Wohngeräte auf der Galerie unter Leitung von Lilly
Reich. Hier wird man nicht von dem Material er-
drückt. Alles ist vernünftig und schön aufgestellt.
Dazwischen Luft und Raum, so daß man bequem
durchgehen und mit Genuß jedes einzelne Stück
betrachten kann, ob es die Uhren in den Vitrinen,
ob es die Stoffe, ob es die Furniere oder die
Marmorplatten sind.
So ist die Halle II eine Ausstellung für sich in der
großen Bauausstellung, und es ist ein besonderer
Wert, daß man hier nicht nur interessiert wird, son-
dern zu einem wirklichen Genuß des Ausstellungs-
materials kommt.
Über das Freigelände ist nicht viel zu sagen. Dr.
Schwab hat es schon charakterisiert, und wir haben
auch bereits darauf hingewiesen, daß es mit seinem
Wirrwarr der schlechteste Teil der ganzen Ausstel-
lung ist. In einer Ecke befindet sich auch ein
Musterfriedhof, aufgestellt nach den Vorschriften
des Reichsausschusses für Friedhof und Denkmal.
Diese Ausstellung bleibt weit zurück hinter dem, was
der Kunst-Dienst in Dresden kürzlich gezeigt hat,
worüber wir in diesem Heft gesondert berichten.
Hier auf dem Friedhof in der Bauausstellung fallen
nur auf: die Grabsteine von Hartwig, Frankfurt, und
K. Gross, Dresden. Die Garagenausstellung ist un-
günstig placiert, was man bedauert, denn sie hätte,
geeigneter eingeschaltet, besser wirken können.
Wenn wir an dieser Ausstellung einen sehr stren-
gen Maßstab der Kritik angelegt haben, so haben
wir das nicht getan, um sie schlecht zu machen, son-
dern weil wir uns verpflichtet fühlen, eine Ausstel-
Aus der Materialien-Schau auf der Galerie. Leitung: Lilly Reich Foto: C. Rehbein, Berlin
Vorn: Holz und Furniere der Firma Karl Friedländer, Berlin, im Hintergrund: Gruppe Marmor
Emprunte ä l'exposition des materiaux, etablie sur la galerie. Direction: Lilly Reich
A l'avant-plan: bois et placages; ä l'arriere-plan: groupe en marbre
Part of the display of materials in the gallery. Management Lilly Reich
Timber and veneer in the foreground and, in the background, a group of marble slabs
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starken Hand so schöne Gebilde wie diese Wohn-
häuser mit ihren offenen Räumen und ihrer lebendi-
gen Verbindung von Innenraum und Freiraum ge-
schaffen sind. Hier wird der Architekt über den In-
genieur hinaus zum frei gestaltenden Künstler. Hier
atmet man gern, hier fühlt man. daß es noch
Kräfte gibt, die den Mut haben, frei und unbehindert
in die Zukunft hinein zu denken.
Das soll nicht bedeuten, daß die Kleinwohnungen,
aus Erkenntnis harter Notwendigkeiten heraus, keine
wertvollen Leistungen darstellen. Man freut sich
auch, feststellen zu können, daß es schon eine
ganze Menge guten Hausrats und gute einfache
Möbel gibt. Das Bauhaus Dessau. Josef Albers,
Hilberseimer haben neue Typen einfacher Möbel ge-
schaffen, die von der Fabrikation aufgenommen wer-
den. Man findet schöne Einzelheiten, auch aus dem
Gebiet des Kunsthandwerks, wie Teppiche von Alen
Müller und Ella Lettre. Nur eines muß notwendiger-
weise gesagt werden. In Berlin ist hier zum ersten-
mal an bedeutsamer Stelle der neue Wohngedanke
gezeigt worden. In einzelnen Fällen würde es gut
tun, wenn man den Räumen einen Hauch von Wohn-
lichkeit geben würde, nicht im alten Sinn, sondern
in einem neuen. Hier und da eine gute Keramik, ein
Blumenstrauß, vielleicht auch ein gutes Bild. Man
würde dadurch sicher erreichen, daß die breite
Käuferschicht sich versöhnlicher zu diesen Dingen
einstellt.
Eine Leistung, der man ganz rückhaltlos beistim-
men muß, ist die Aufstellung der Materialien und der
Wohngeräte auf der Galerie unter Leitung von Lilly
Reich. Hier wird man nicht von dem Material er-
drückt. Alles ist vernünftig und schön aufgestellt.
Dazwischen Luft und Raum, so daß man bequem
durchgehen und mit Genuß jedes einzelne Stück
betrachten kann, ob es die Uhren in den Vitrinen,
ob es die Stoffe, ob es die Furniere oder die
Marmorplatten sind.
So ist die Halle II eine Ausstellung für sich in der
großen Bauausstellung, und es ist ein besonderer
Wert, daß man hier nicht nur interessiert wird, son-
dern zu einem wirklichen Genuß des Ausstellungs-
materials kommt.
Über das Freigelände ist nicht viel zu sagen. Dr.
Schwab hat es schon charakterisiert, und wir haben
auch bereits darauf hingewiesen, daß es mit seinem
Wirrwarr der schlechteste Teil der ganzen Ausstel-
lung ist. In einer Ecke befindet sich auch ein
Musterfriedhof, aufgestellt nach den Vorschriften
des Reichsausschusses für Friedhof und Denkmal.
Diese Ausstellung bleibt weit zurück hinter dem, was
der Kunst-Dienst in Dresden kürzlich gezeigt hat,
worüber wir in diesem Heft gesondert berichten.
Hier auf dem Friedhof in der Bauausstellung fallen
nur auf: die Grabsteine von Hartwig, Frankfurt, und
K. Gross, Dresden. Die Garagenausstellung ist un-
günstig placiert, was man bedauert, denn sie hätte,
geeigneter eingeschaltet, besser wirken können.
Wenn wir an dieser Ausstellung einen sehr stren-
gen Maßstab der Kritik angelegt haben, so haben
wir das nicht getan, um sie schlecht zu machen, son-
dern weil wir uns verpflichtet fühlen, eine Ausstel-
Aus der Materialien-Schau auf der Galerie. Leitung: Lilly Reich Foto: C. Rehbein, Berlin
Vorn: Holz und Furniere der Firma Karl Friedländer, Berlin, im Hintergrund: Gruppe Marmor
Emprunte ä l'exposition des materiaux, etablie sur la galerie. Direction: Lilly Reich
A l'avant-plan: bois et placages; ä l'arriere-plan: groupe en marbre
Part of the display of materials in the gallery. Management Lilly Reich
Timber and veneer in the foreground and, in the background, a group of marble slabs
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