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Heidelberger Zeitung — 1866 (Januar bis Juni)

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Nr. 1-25 Januar
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https://doi.org/10.11588/diglit.2795#0037

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Ucidelbtrgtr Ztilung.

Kreislierkündigungsblatt sür den Kreis Heidelberg unü aintliches Lerkündigungsblatt für die Amts-- und Amts-
Gcrichtsbezirke Heidelbcrg und Wicsloch und dcn Amtsgerichtsbezirk Neckargemünd.



Freitag, 12 Januar


18««

Bestellungen auf die „Heidelberqer
Zeirung" nebst Beilaqe „Heidelber-
ger Familienblätter" für das mit 1.
Januar 1866 begonnene 1. Quartal
werden fortwährend angenommen.

Die Expedition

* Politische Umscbau.

Die Nachrichten aus Spanien sind fortwäh-
rend widersprechend und in Dunkei gehüllt.
Man wciß über Prim nur so vicl. daß er nur
ungefähr 2000 Mann um sich gesammelt hat.
Madrid ist noch ruhig; die Negicrung scheint
aber nicht anf die Garnison zu zählen, und
läßt deßhalb 5000 Mann Gensd'armen nach
Madrid kommen. Verschiedene Umstgnde deu-
ten an, daß die Negierung sich noch immer iu
einer mißlichen Lage befindet.

Ein Madridcr Telcgramm vom 8. Januar
lautct: „Die Empörer von Avila sind, von den
königlichen Truppcn verfolgt, nach Portugal
übergegangen. Sie sind sofort cntwaffnet und
von den portugiesischen Behörden internirt wor-
den. Eine Gruppe von 40 Mann übergab
ihre Waffen dcn spanischen Carabinieren auf
der Grenze und ist nach Vaüadolid abgeführt
worden."

Die „France" berichtet, Vaß General Prim
am nämlichen Tage als die insurrectionelle Be-
wegung ausbräch. erkrankt sci. Sie fügt bei:
General Echague sci an der Spitze einer dritten
Colonne gegen ihn abgesandt wordcn.

Der „Constitutionnel" sagt in seinen Mit-
thcilnngen vom 10.: „Man kann heute über
die vollstandige Niederlage deö Aufstandes in
Spanicn nicht -mehr den geringsten Zweifel
hegen."

Prim hat eine Proklamation an seine Trup-
pen gerichtet und den beiden zuerst aufgcstan-
dencn Negimentern Beförderung um einen Grad
verheißen. Ob es schon zu eincm Zusammen-
stoß gckommen ist, scheint zweifclhaft. Seine
Leibgarde bilden 150 Catalonicr unter dem Be-
fehl ReyS de la Barraqueta, eineS Republi-
kanerS von bcrühmter Tapfcrkeit, der in allen
Aufständen in Barcclona mitgethan. Ueberdicö
sollen sich Prim, einem ministeriellen Blatt zu-
folge, 200 Frciwillige, theils Bürger von Ma-
drid, thcils Baucrn aus den Bergen von To-
ledo angeschlossen haben. Auch ein Theil der

gegen ihn ausgesandten Truppen soll zu ihm
übergegangen sein.

Den neuesten Privatberichten aus Madrid zu-
folge soll Gcneral Prim, der ansehnliche Verstär-
kungen erhalten hätte, an dcr Spitze von 6 bis
7000 Mann stehen, die in zwei Corps getheilt
wäreN; er selbst führe das Commando über
das eine dicser Corps, der Brigadier Milans
pe Bosch befehlige daS andere; General Za-
bala, welcher seiner Truppen nicht sicher sei,
zögere die Aufständischen anzugreifen; diese
sollen, uzn gegen Madrid zu agiren, nnr noch
auf Erhebungen warten, die man in anderen
Theilen Spaniens vorbereite. Aragonien soll
bereits in Belagcrungsstand erklärt sein, und
die Generalcapitäne von Burgos und Valla-
dolid hätten der Negierung zu wissen gethan,
daß sie für die unter ihren Befehlen stehenden
Truppen nicht bürgen könnten. Das aufstän-
dische B^taillon von Avila soll keineswegs sich
nach Portugal zu ffüchten suchen, sondern viel-
mehr sich nach Estramadura hin gewendet ha-
ben, um dort VerstärkuUgen an sich zu ziehen.
Jn Madrid selbst circuliren diese Nachrichten
nur gcrüchtsweise unter dem Publicum; die
Negicrung übt mittels des BelagerungsstandeS
eine solche Ueberwachung. über die Presse, daß
diese eS nicht wagen darf, andere Nachrichten
aufzunehmen, als die, welche dic „Madrider
Zeitung" zu veröffentlicheu für gut findet.

Eine vom 5. d. in der „Madrider Zeitung"
veröffentlichte k. Ordonnanz löst die in Ma-
drid und den übrigen Theilen des Nciches be-
stehenden politischen Vereine auf.

Deutschlnnd.

Karlsruhe, 10. Jan. Seine Königliche
Hoheit der Großherzog haben Sich untcr
dem 25. December v. I. gnädigst bewogen ge-
funden: ^>em Vorstand des großh. Hofsecreta-
riatö, Hoffinanzrath Kreidel, daS Eichenlaub
zu dem bereits innehabenden Nitterkreuz des
OtdenS vom Zähringer Löwen zu verleihen.
Kanzlcidiener Natzel bei dem großh. Ministe-
rium des Jnnern erhielt die kleine goldene Ci-
vilverdienstmedaille, Gendarmericbrigadier 1r
Klaffe Roman Burger von der 4. Division,
Gendarmcriebrigadier 1r Klaffe Gcorg Link
von der 4. Division, Gendarmeriebrigadier 1r
Klaffe Martin Hertig von der 2. Division,
Gendarmeriebrigadier 2r Klasse Franz Joseph
Schnepf von der 3. Division, und Bürger-

meister Johann Weiß in Altsimonswald, in
Anerkennung seiner langsährigen treuen Dienste
als Gemeindevorsteher, die silbernc Civilver-
dienstmedaille.

Se. Königl. Hoheit derGrvßherzog haben
Sich gnädigst bewogen gefunden: den Amts-
chirurgen Friedrich Schmolck in Lahr in den
Ruhestand zu versetzen; den Nepisor Krenke l
bei der DomäneNdircction auf sein unterthä-
nigsteS Ansuchen wegen vorgerückten Alters in
den Nuhcstand zu versctzen; den Obereinneh-
mer und Domänenverwalter Feederle in St.
Blasien aus dem Staatsdienst zu entlaffen;
dem Baupraktikanten Philipp Bayer, unter
Ernennung zum Bczirksbaumeister, die Ver-
waltung der Bezirksbauinspection Constanz zu
übertragen; den Baupraktikanten Jul. Ebert
zum Bezirksbaumeister in Donaueschingen zu
ernennen.

Karlsruhe, 10. Jan. Das heute erschie-
nene Negierungöblatt Nr. 2 enthält (außer
Personalnachrichten):

I. AllerhöchstlandeShekrliche Verordnung, die
RechtSverhältnisse der Civilstaatsdiener betr.
Dadurch wird die Verordnung vom 14. Nov.
1839 (betr. Anzeigen über den Ablanf der
Probezeit der StaatSdiener und das dicSfalls
einzuhaltende Verfahren) aufgehoben.

II. Verfügungen und Bekanntmachungen der
Ministcrien. 1) Bekanntmachung deS großh.
JnstizministeriumS: Die Prüfung der Nota-
riatscandidaten im Jahr 1865 betr. Darnach
wurden von vier Notariatscandidaten, welche
sich der dicsjährigen Prüfnng unterzogen haben,
nachfolgendc drei unrer die Zahl dcr Notariats-
praktikaitteu aufgenommen: E. Castorph von
Bruchsal, Al. Bcck von Krautheim nnd Ludw.
v. Riß auS Salem. 2) Bckanntmachung des
großh. Ministeriums dcs Jnnrrn: Die Vcr-
gebung eineö FreiplatzeS für Mädchen in dem
wciblichen Lehr- und ErziehungSinstitUt in
Baden betreffend.

III. Diensterledigung. Bei dem großherzogl.
Oberschulrath ist eine Secretärstclle mit einer
jährlichen Besoldung bis zu 1000 fl. zu be-
setzen.

Karlsruhe, 10. Ian. Zur Weiterfüh-
rung unserer begonncnen Reform deö Volks-
schulwcsens enthält daS neue Staatsbudget pr.
1866—67 einen weitern wichtigen Schritt, den
wir mit Dank anerkennen. An unseren drei
Schnllehrerseminarien sollcn nämlich statt der

Die Rache einer Frau.

(Schluß.)

AlS fie eines AbendS mit der jungen Marquise,
ihrer unzertrennlichen Beglkiterin, vom Corso nach
-Hause kam, wurde dirse in Folge drr Hitze plötzlich
unwohl und fiel in Ohnmacht. Die Fürstin schellie
sogleich nach der Dienerschaft, beeilte sich abe>, der
Marquise vorläufig daS Eorset zu lüften. Bei die-
ser Gelegenhcit entdeckte sie, daß ihre Freundin etn
Medaillor^im Busen trug, welches sie vor einigen
Wochen tem Grafen Gtuseppe geschenkt hatte und
daS Letzterer verloren haben wollte.

Kein Zweifel: der Graf hinterging fie!

Um fich indessen noch größere Gewißheit zu ver-
süaffen, gewann fie den Diener des Grafen, der
den Schreibsecrctär setnes Herrn erbrechen und ihr
siine sämmtlichen Papiere zur Durchficht überlie-
fern mußte.

Zhre Dermuthungen hatten fie nicht getäuscht.
Kurze, abrr virlsagende Briefchen von der Hand
der jungrn Wittwe gaben Zeugntß von einem zwi-
schen ihr und dem Grafen vor Kurzrm bestehenden
Liebesverhältniß. Außerdem fand fich unter den

die Reize der Marquise zum Nachtheil für die der
Fürstin in glühenden Versen besungen wurden.
Es verstcht fich von selbst, daß dte golbblonden

waren.

Der erste Gedanke der Fürstin war, dte beiden
Liebenden mtt eigenrr Hand zu ermorden. Reifere
Ucberlegung aber sagte ihr, daß Giuseppe eigcnt-
lich nur Verachtung verdiente, währcnd sich an der
Marquise eine weniger alltägliche Rache nehmen
ließ.

Denselben Abend sollte Lrtztere ihre Freundin
abholen, um ins Theatcr zu fahren. Kaum war
fie in derrn Boudotr eingrtrrten, so wurde die
Thür hinter ihr verschlossen, eine Glocke ertönte
und durch die Thüre traten zwet Männer ein, von
denen der eine ehn eleganteS Kästchen, der andere
«ine Scherre und etn Rasirmrffer trug.

„DieS ist die Dame, von der ich gesprochen
habe," sagte die Fürstin zu den beiden Männern.

„WaS beveutet daS?" rtef dte Marquise, entsetzt

Statt jeder Antwort übrrreichte ihr die Fürstin
ein kleines Päckchen, welches dte verhängnißvollen
Briefe und das Sonett enthtrlt.

Jetzt war der unglücklichen Frau Alles klar.
Flehend und weinend fiel sie ihrer Nebenbuhlerin
zu Füßen, aber aus den eiskalten Blicken und
Mienen erkannte fie alsbald, daß sie auf krine
Gnade zu hoffen habe. Alles Sträuben von ihrer
Seite wäre natürlich nutzlos gewesen; fie verbiß
daher ihren Sckmerz und ihre Thränen und sah
trocknen Auges ihre prachtvollen Haare fallen, deren
golbglänzende Büschel das mitgebrachte Kästchen
aufnahm.

rette.

Reihe, und als Alles vorüber war, eilte die Mar-
quise, daS kahl Haupt mit einer Mantille umhüllt,
nach threr Wohnung zurück. Noch denselben Abend
bezog fie dte Villa am See, die Sie eben gesehen
habrn."

„Und der Graf?"

„Es wtrd verfichert, daß er auf Befehl der Für-
 
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