Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Zeitung — 1866 (Januar bis Juni)

DOI Kapitel:
Nr. 1-25 Januar
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.2795#0073

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
ndtlbtrgcr Zrilmig.

Krcisvcrkündigungsblatt für üen Krcis Hcidclderg und aintlichcS Perkündigniigsblatt für dic Amts- und AintS-
Gcrichtsbczirkc Hcidclbcrg und Wicsloch unü dcn Amtsgcrichtsbczirk dfeckargeniünd.

x (Die p'reußische Thronrede)consta-
tirt in Bczug auf dic beiden Elbhcrzogthümer,
daß Preußen im Bcsitze Schleswigs und der in
Holstein gewonnenen Stctlung ausreichendcs
Psand dafür erhalten habe, daß die im Ga-
stciner Berlrag einer weitern Berständigung
vorbehaltcne schließliche Entscheidung über die
Zukunft SchleSwig-Holsteins nur in einer
den deutschen National - Jnteressen
und bercchtigten Ansprüchen Preu-
ßens cntsprcchenden Weise erfolgcn
wcrde, und daß der König , gestützt auf scine
durch das KronsyndicalS - Gutachtcn bestärkle
Rechtsübcrzeugung cntschlossen sci, dicses Pfaud
bis zur Erreichung des angedeuteten ZieleS
unter allcn Umstänben fcstzuhaltcn. — „Sei
im Besitze und Du bift im Recht." Darin
scheinen deS Königs Begriffe von Necht aufzn-
gehen, und daß mit diesen Begriffen sich die
Bismarck'schen identificiren nnd die Kronsyndici
ein Gntachten zu bcgründcn vermözen, ist ge-
rade nicht mehr wunderlich. nachdcm ein Bis--
marck die Stirn habcn konnte, in einem. obi-
gcm Theil der Thronrede nnmittelbar vorher^
gehenden Satze vor bciden HLusern des preu-
ßischcn Landtages zu erklären, daß deßhalb,
weil dnrch den Gasteiner Vcrtrag der Kaiser
von. Oesierreich scinen Theil an den Sonve--
ränetätsrechten über Laucnburg an den Künig
abgctretcn hat, daffelbe mit der Krone Preu-
ßens vereinigt worden sci. — Er hält es nicht
einmal der Mühe werth, eincn weitern Grund
für die „Vereinigung Lauenburgs mit Prcußcn"
anzuführen und findet es ganz in der Ord-
nung, daß Wcr kann, um Länder und ihre
Vewohner handclt.

Wir haben nnmittelbar nach dcm Abschluß
dcs Gasteiner Verlrags dicsen eincn Schacher
gcnannt und auö jencr Thatsache in Bczug anf
die andern beiden Elbhcrzogthümcr cincn Schlnß
gezogen, w lcher in dcr Thronrede vom 15. d. M.
leider seine Destätigung crhaltcn zu sollcn scheint.
Es wird sich Niemand träumen lassen, daß die
Worte „deutsches Nationalinteresse" — heutc
von einer prcußischcn Ministerbank gesprochcn
— mehr seicn als Schaum, lcere Floskeln, die
für cin Königthum von Gottesgnaden unmög-
lich Bedeutung habcn können. Um so größcr
aber sind seine Begriffe von dcn „bcrechtigten
Ansprüchen" Preußcns. Das einzige Jntcresse,
welches Preußcn im Auge hat, ist, sich auf
Kosten DeutschlandS zu vcrgrößcrn; und der'

Wille des Königs, dicsem Jnteresse gcrecht zu
wcrden, ist nun conftatirk. Denn der kurze
Sinn der langen Worle dcs preußischen Kron-
syndicatSgutachtenS ift ja der, daß die Herzog-
thümer in ihrem größteu Theil eigentlich kciuen
rechtmäßigeren Herrn findcn könntcn, als den
König von Preußen: er ist im Besitz und dieser
bcdingt das Eigenthum; während sonst gar Nie-
mand Anfprüche daran zu erhcbeu berechtigt
sei. Der ncue Blondin wciß gar künstlich den
Fall dcs Niagara zu überspnngen: er bcför-
dcrt die deutschen Nationalintcressen, indem er
die „berechtigten" Ansprüche Preußens bcfrie-
digt. Und der Manu calculirt nicht schlccht.
Er ist ja noch Hcrr im Hause und kann sich
je länger dcsto gcmüthlicher darin cinrichtcn;
hrnausgcschlagen wurde er bis jetzt noch nicht
und— hinausschreiben läßt er sich nicht; daß
er abcr nach Maßgabe der Thronrede auf un-
überschbare Zeit geradc so, wie in Preußen,
auch in den Hcrzogthümern die Situation zu
behcrrschen gedenkt, hätte man ohne jene nicht
glauben sollen. Diese Jdce ist aber so kühn,
die Kühnhcit so ohne Mantel, daß sich Oester-
reich kaum dürfte enthalten können, ihm noch
seinen derzeitigen Mitbcsitz an den Hcrzog-
thümcrn durch ein entschiedcneS Paroli begreif.
lich zu machen.

* Politische Unrschau.

Der bayerische Staatsminister deS Jnnern
und bes CultuS, v. Koch, ist hcute Morgen
5 Uhr gestorben.

Der „Hannov. Anz." bringt das überraschcnde
Gerncht, daß man die Universität Nostock, für
welche deS mangelhaften Besuchö wegen keine"
namhaftcn Kräfte mchr gewonncn werden kön-
ncn, eingehcn zu laffen beabsichtigc un'd mit
Göttingcn als Laneesunivcrsität für Mecklen-
burg vereinigcn wolle, so daß dann jedcr Stu-
dirende aus Mccklenburg vcrpflichtct sein würde,
cine gewisse Zeit in Göltingen scinen Studien
obzuliegcn.

Aus Lissabon wird dcr Schiffbrnch dcs
Dampfcrs „Herrschel" von Livcrpool gcmeldct,
dcr mit seiner Ladnng untcrgcgangen wäre.
Man glaubt, daß die Neiscnden gerettet wor-
dcn sind.

Die „Kicler Ztg." widerl«'gt die Nachricht
der „Hamburgcr Nachrichten", wornach Hcrr
Samwer bcabsichtigcn solltc, auf seincr Nück-
rcise von London über PanS zu passiren. Von

einer solchen. Absicht sei in Kkel uichts be-
kannt.

D e u t s ch l a n d.

Karksruhe, 19 Ian. Durch höchsten
Befeh! Seiner Königlichen Hoheit dcS Groß-
hcrzogs vom 16. d. M. wird der Rittmeister
vom Armcecorps, von Gillmann, auf sein
unterthänigstes Ansuchen aus demselben ent-
lassen; serner Oberlieutenant Scharnberger
vom 3. Jns.-Negiment zum Hauptmann. Lieute-
nant v. Böcklin vom 2. Füsilicrbataillon zum
Oberlieutenant b.fördert, Beide unter Versetzung
zum 1. Füsilicrbataillon; und den nachgenann-
ten Oificwren die Erlaubniß zur Annahme und
zum Tragew des ihncn von dem König der
Bclgier ycrliehenen Leopoldordcns erthcilt, und
zwar: dcm Obcrstlicutcnant v. Laroche, Ad-
jutant Sr. Großh. Hoheit des Prinzen Wil-
hclm, für das Commandeurkreuz, und dem
Oberlicutenant und Ordonnanzofficier Mohl
vom Fcldartillerieregiment, für das Nitterkreuz
dicfes Ordens.

Karlsruke, 19. Jan. Die „B. L.-Ztg."
bcrichtet -nit Frenve, baß die Nachrichleu aus
Vcvcy über das Bcfindcn unsereS durchlauch-
tigstcn, allgcliebten Landesherrn fortwährend
höchst günstig lautcn. Auch hört daö Blatt,
daß S. K. H. der Großherzog dald nach Fast-
nacht hierher zurückzukchren gedcnken.

Karlsruke, 19. Ian. Nach einer gestern
Abcnd hicr eingetroffcnen tclcgraphischen Mcl-
dung ist Jhrc Großh. Hohcit die Fürstin von
Leiningen, geb. Prinzefsin von Badcn, am 1A
d., 5^ Uhr Nachmiltags, zn Osborne in Eng-
laiid von eincm kräftigcn Prinzen glücklich ent-
bunden worden.

Das Befindcn der hohcn Wöchnerin ist cin
sehr befricdigcndcs. (K. Z)

-j-j- KarlSruhe, 19. Jan. Die Verzöge-
ruug des Wicdcrzusammentritts dcr Stände ist
hauptfächlich durch das ncue-Schulgesctz ver-
anlaßt, daö bis jctzt von Seite der Negierung
noch nicht endgiltig fcstgcstettt werden konnte.
Bci eincm Gesetze von solchcm Umfang und
solcher Tragwcite ist dics erklärlich. Zwei Ent-
würfe liegen vor, die zwar auf derselben Grund-
lage bcruhen, die aber doch in derAuSführung
des Einzclnen in manchen nicht unwescntlichen
Punktcn von einander abmeichen. Man muß
sich erinncrn, daß cö sich bci der Fcststellung
der neucn Schülordnung hauptsachlich darum

Die Veschichte -es Lruders Philippe.

Jn dcr Nacbt vom 4. zum 5. Januar ist in der
großen Karthause bei Grenoble der Karthäuser-
Mönch Bruder Philippe gestorben.

Der Tod dicscs Buß'rs hat den Schleier von
einem düsteren Grheimniß gezogcn, und ich will
es Ihnen rrzählcn.

In ben letzten Novembertagen des Iahrrs 1863
fand man auf einem Platze im Walde von Saint-

aber Niemand begriff ihn; denn der junge Maun
batte vor Kurzem erst gehrirathet und ltebte scine
Frau lkidenscbastlicd. Diese Frau, scbön und elegant,
verfiel^über den Tod ihrcS GemahlS in rtn Hirn-

in ihrrn Firbrrfantafien mrhrfach selbst besLuldigt
hatte, die Ursache zu dem Tode ihreS GemahlS
gewesen zu sein. DaS Betragrn drr jungrn Frau
war strtS tadellos gewrsrn; auch dte grnauesten
Nachforschungrn, wrlche jrtzt angestellt wurben,
konnten nicht den Schein eines Makcls auf fie

^ werfen. Was war geschehen? Am 23. November
1863 sang Adeline Patti die Traviata, der Saal
! war dicht bcsetzt, nur im Orchester waren noch
Stüble leer, die nach dcm ersten Acte erst von
cinrm Herrn und einer jungen Frau von strah-

Namen des Hotels darauf, in welchem er abge-
! stirg n war. Er hatte die Dreistigkeit unv Geschick-
lichkcit, die Karte der jungen Frau mit threm
Taschentuche zu gebkn, welckes er )hr aufbob. Bei
btesem eben so Idvrichten alS krDichen Deginnen
! (drnn die/junge Fräu hatte ihm.hurch nichtS An-
i laß gegehen, sie für Eine von Ifer Demi'Monde
zu halten) mochte dem unerfahr^ien Provinz-Be-

schwebrn; er ging ganz en'zückt über srtne Kühn-
heit und Geschicklichk'it tu sein Hotel. Am andern
Morgen tn der frühesten Stunde erschien ein Herr i

bei ihm, der ihm seine Karte zrigte. Er war der
Gemahl der Dame; die Erklärung, Hie nun folgte,
war kurz — Entschuldigungkn wurden als Feigheit
betracktet, man verabrrbete etnen jener entsetzlichen
Zweikämpfe mit. zwri Pistolen, von denen nur
eine geladen, auf dret Schritt Distance, ohne
Zeugen. Betäubt von dem furchtbaren Gang dcr
Ereignisse, fast willenloS, erschien der junge Mann
auf dem Kampfplatz. Dex beleidigte Gatte hatte den
erfteu Schuß, das Zündhütchen knackte, er hatte
die ungcladcne Pistole. „Schießen Sie!" rtef er
schäumend vor Wuth setncm Gegner zu. Dieser
weigcrte sich; da spie ihm der Wüthende in'S Ge-
sicht, der Schuß fiel und die Kugel durchbohrte die
Brust des Gatten.

DaS ist die Geschichte, wie fie der Mann erzählt,
welcher den Brnder Philippe bis nach Lyon beglei-
tete, als sich derselbe zur Buße tn die große Kar-
thause begab; rr hat fie so aus Bruder PhilipvrS
eigencm Munde. _ (N. Pr. Ztg.)

Aeber General prim.

Der TimkS-Eorrefpondent aus Madrtd fckretbt:
Jch habe Prim in letzter Zett gesehen unb hinläng-
 
Annotationen