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Heidelberger Zeitung — 1866 (Januar bis Juni)

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Nr. 26-49 Februar
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https://doi.org/10.11588/diglit.2795#0165

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Ueidtibkrger Zeilung.

Kreisverküiidigmgsblatt für üen Kreis Heidelberg und amtliches ^erküiiüiguagSblait für üie Amts- und AmtS-
Gerichtsbezirle Heidelbcrg nnd Wiesloch nnd dcn Amtsgcrichtsbezirl Neckargcmünd.

Nl 38


Doiincrstag, I,. F-ebruar 18««

* Politifche Umschau.

* Von gewisier Seite her, namentlich in
Preßorganen, welche etwaS stark im Geruche
napoleonischer Jnspirati»n stehen, will man
nun den geheimen GedanLen auf dio Spur ge-
kommen sein, die den Kaiser Napoleon bei.
seinem Unternehmen in Mexico geleitet haben.
Die besten Gründe derselben wären hiernach
in'dkr Absicht zu suchen, nicht uur die napo-
leonische Oberherrschast über die romanischen
Völker Amerika's auSzudehnen, sondern auch
hauptsachlich der herannahenden Allianz
zwischen Rußland, der größtrn Landmacht, und
der. Union, der größten Seemacht, durch Grün-
dung eines monarchischcn Mexiko, und dessen
Allianz mit den von der Union loSgetrennten
Südstaaten einen Riegel vorzuschieben.

Kaiser Napoleon soll schon oftmals in ver-
trauten Gesprächen darauf hingewiesen haben,
daß bei der jetzigen großen Ausdehnung Ruß«
lands bis ticf nach Asien hinein dem Czaren-
reiche eine colossale Masse von Reitervölkern
zu Gebote stünden, deren streitbare Männer
nach Millionen zählten. Die Gcschichte habe
gezeigt, daß die kriegerischen Reiterstämme dcs
Ostens, wenn sie in dichten Schwärmen auf
den Westen hereingebrochen, jede-mal alle Hin-
dernisse überwältigt hätten, die ihnen selbst eine
überlegene Cultur in den Weg gestellt. Aehn-
liches würde auch heute noch der Fall sein,
wenn einem verheerenden Heuschreckenzuge gleich
Rußland seine asiatischen Horden über Europa
losließe; ihnen gegenüber würden stch Minie-
gewehre, Enfieldbüchsen, gezogene Kanonen und
alle nenercn Errungenschaften der europäischen
Kriegskunst alS unzureichend erweisen (?). Jm
eintretenden Falle wären die europäischen Staa-
ten Rußland nur zur See gewachscn; aber
auch diese günstigc Chance wäre wicder anfge-
hoben, wenn der großen Landmacht Rußlands
die alliirte gewaltigc 'Leemacht der vereinigtcn
Freistaaten Nordamerikas zu Gebot stünde.

Die für die Frage der Alpenbahnen nieder-
gesetzte italienische UntersuchungScommission hat
sich beinahe einstimmig für die Gotthardlinie
ausgesprochen. Der Lukmanier erhielt nicht
Eine Stimme.

Der erste Präsident des Obertribunals,
Staatsministcr Uhden, erklärt die Aeußerung
des Abgeordneten Twcsten, „daß der erste Prä-
stdent deS Obertribunals, um eine Majorilät
rücksichtlich des in Rede stehenden Obertribu-

Stadt-Theater in Heidelberg.

uno crgreifen mit um so lrbhafterem Vergnügen
die Fcder, als gerade die lctzten Vorstellnnge» viel
GutcS und Erfrenlicbes brachtcn. Die am Sonn-
tag gegebenc Räder'sche Posse, in der namentlich
die Trägcr dcr Titelrollen, Hr. Albinus und Hr.
Fretmüller, und neben ihnen Hr- v. Sternwaldt,
Hr. Pichon und Frl. Altmann, dic heitere Stim-
mung des Publikums in Permanenz erhiclten, ere-
cutirt Dingc, die man sonst nur in Pantomimen
oder Ballelten fieht, indessen keincSwegs zum Nach-
theil der Wirkung. Die tradttionelle strasende Ne-
mefis creilt am Schlusse die vielfach schuldbefleckten
Vagabunden nicht, jedenfalls ist aber das Finale
ihreS glücklichen Entkommens vicl amüsanter, alS
wenn die Gcrcchtigkeit in Gcstalt eines Policisten
schließlich zu Rccht käme. Die Benefizvorstellung
des Frl. Adrian kennzeichnete fich durch ein gut
gefülltes Haus. Neben der Wiederholung des Pen-
fionats wurde auch noch das Iakobsohn'sche Vaude-
ville „Singvögelchen", eine harmlose, aber grmüth-

nalsbeschlusies zu schaffen, noch zwei zuverläs-
sige Hülfsarbeitcr geseudet habe," alS unwahr.
(Diese Berichtigung wlrd, wie eS heißt, Herr
Twesten nicht unbeantwortet lasien.)

Wie verlautet, soll der Abg. Dr. Frese von
einem in Berliu in der Garde dienenden Sohne
des Grafen Wartensleben gefordert worden sein.

Deutschland.

Karisruste, 14. Febr. (OrdenSverleihun-
gen.) Se. Königl. Hoheit der Großhcrzog
haben dem Obersten und Ordonnanzoffizier
des KönigS der Belgier, Grafen van der Stra-
ten, das Kommandeurkreuz zweiter Klasie,
dem Hauptmann im GeniccorpS und Ordon-
nanzoffizier des Königs der Belgier, Baron v.
Jollys, daS Ritterkrcuz mit Eichenlaub, dem
königlich bclgischcn Hauptmann im GeniecorpS,
Jules Carrets, daS Ritterkreuz, und dem Bild-
hauer GeefS in Brüsiel das Ritterkreuz mit
Eichenlaub des Ordcns vom Zähringer Löwen,
— dem Magazinsausseher Iakob Schmitt bei der
Saiine Rappenau, in Anerkennung seiner mehr
als 60jährigen treu gelcisteten Dienste, die kleine
goldene Civil-Verdienstmedaille zu verleihen ge»
ruht. — Ferner haben Se. K. Hoh. geruht, an
Stelle des Geh. Referendärs Cron den Mini-
sterialrath Frey zum Mitglied deS Verwaltungs-
rathS der Wittwenkasic für die Angestellten der
Civil-Staalsverwaltung zu ernennen; den Dia-
conus und Vorstand der höhern Bürgerschule
in Dcüllheim, Dr. Emil Freiburger, bis zu^
Wiederherstellung seiner Gesundheit in den
Ruhestaud zu versetzcn; den LehramtS-Prakli-
kanten Landolin Neff am Lyceum in Heidelberg
zum Profesior an diefer Anstalt zu ernennen;

Bezirks-Assistenzarzt Würth daselbst, die Stclle
eines BezirkSarztes in Ladenburg dem Assistenz-
arzt Alr daselbft zu übertragen.

Seine Königliche Hoheit der Großherzog
haben auf die Höchstihrem Patronat unterlie-
gende katholische Pfarrci Großschönach, Deka-
nats Linzgau, den Pfarrverwejer Anton Striegel
von Weizen gnädigst zu eruennen geruht.

Se. Exc. der Herr Erzbischof hat die erste
Kaplanei zu Waldkirch, Dckanats Freiburg,
dcm dortigen zweilen Kaplan August Hauser
verliehen.

Karlsruhe, 12. Febr. Das heute erschie-
uene RegierungSblalt Nr. 8 enthält (außer
Personalnachrichten):

laul^: ö 'h L

^ ^ k

dergleichen^. ^

II. Todesfälle. Gestorben sind: Am 19. v. M. der
katholische Stadtpsarrer A. Rigqler von Aach; am 29.

Karlsruhe, 13. Febr. Für den Kultus
der verschiedenen im Lande anerkannten Con-
fefsionen wird an die Staatskasie eiue Anfor-
dcrung von zusammen 126,604 fl. für das
Jahr gemacht. Hiervon entfallen auf den katho-
lischen Kultus 69,242 fl., und zwar für die
Dotation deS ErzbisthumS und für die erzbischöf-
liche Kanzlei 46,255 fl.; ferner als Staatsbei-
trag für den neuerrichteten Oberstiftungsrath
17,000 fl., der weitere Bedarf dieser Behörde
wird aus Stiftungsmitteln bestritten.

Für den evangelischen Kultus gibt die Staats-
kasie die Summc von 55,411 fl., davon als
Staatsbeitrag für den evangelischen Oberkircbeu-
rath 19,042 fl., Zuschuß zum Gehalt des evange-
lsichcn Prälaten 1000 fl., für Pfarreidotationen
19,300 fl., für die evangelische Kirche im All-
gcmeinen einen Beitrag von 14,224 fl. u. a.

Braut vcrhciratbet", zwar mit den Motivirungen
und den Gesetzen ter ästhctischen Wahrscheinlich--
kettslehrc nicht allzu gcnau, gefällt aber durch die
schon im Titel ausgedrückte sehr drastiscke Situa-
tion, auf der fich bie einzelnen Sccnen aufbauen.
Die Schlußpiöce (die zwcitc war bereits früher ge-
gebcn) ist in hohem Maße heiterkeiterwcckend, nicht

Darstellung aller drei Lusispiele war eine durckweg i
befriedigende, weßhalb wir uns der Mühe übcr-
heben können, einzclnr Namen brsonders anzu-
führen. Donizetti's am Freitag gegebene „Marie,
die Tochter des Regiments", brachte Frl. Pickon,
die in Spiel und Gesang VortrefflicheS leistetc,
zahlreiche und warme BeifallSovationen. Auch Hr.
Pickon wurde für seine abgerundete und an- !

sprechende Leistung mehrfach burch Applaus aus-
geznchnet. Nestroy'S „Lumpacivagabundus" übt
noch immer seine alte Anziehungskraft. Das Thea-
ter war stark besucht, unb die Anwesenden geizten
nicht mit threm Beifalle, dcr im Allgemeinen den
Darstellern der Hauptrollen nach Gebühr gespendet
wurde. — Am Freitag geht zum Benefiz des Hrn.
Heber Beethoven's „Fidelio" tn Scene. Der
Capellmeister einer OperngesellsUaft wird im All-
gemeinen nur von Wenigen beachtet, und doch
hängt von seiner Thättgkeit und seknem Eifer däS
Wesentkichstc, das Gelingen der Aufführungen,
ab. Wenn mit zum Theil schwachen vocalen und
orchestralen Kräften auf unserer Bühne so befrie-
digende Opernvorstellungen möglich gewesen find,
so ist dies hauptsächlich daS Werk deS unermüd-
lichen und mit gediegener musikalischer vildung
ausgerüsteten Herrn Heber. Daß fpectell das Ein-
i studiren deö herrlichen „Fidelio" für die hiefigen
Verhaltniffe ein wahrhaftes Krafferperiment gewe-
sen sein muß, tst jedem Mufikverstandigen klar.
Wir hoffcn mit Zuverficht, unser verdienstlicher
Eapellmcister wird in der Freitagsvorstellung den
überzeugenden BcweiS gewtnnen, daß seine unab-
 
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