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Heidelberger Zeitung — 1866 (Januar bis Juni)

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Nr. 1-25 Januar
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https://doi.org/10.11588/diglit.2795#0077

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ridrlbrrgtr Itilung.

KrcisucrküildigllNgSblatt fiir den Kreis Hcidelberg und «!ntliches Berkündigungsblatt für die Amts- und Amts-
Gcrichtsbezirke Heidclberg und Wicsloch und dcn AuitSgcrichtsbczirk NcckargeuiüuS.

O

* PolLtische Umfchau.

Die Wiener „Gcneralcorrespondenz" bezeich-
net-die durch auSländische Journale gemcldctcn
Geruchle übcr Unterhaudlungen, wclchc unter
Bethciliguug Oesterreichs zum Zwecke von Ge-
bietsvcräudcrungen in Venctien stallfinden sollen)
alS lcere Hirngespinnste.

Nach der „Hessischeu Morgenzcitung" hat daS
Obcrgericht Hrn. Friedrich Oetker wcgcn Thcil-
nahme am Nationalverein zu drciwöchiger
Festungshaft und zu 20 Thalern Gcldstrafe
verurtheilt.

Der „BrcSl. Z." wird von Wien telegra-
phisch gemcldet, daß Hr. v. Zddlitz um seine
Abberufung aus Schlcswig und Wicderein-
sctzung als Polizeipräsident an Stelle des um
seine Eicklassnng eingekommcnen Hrn. Bernuth
gebeten habe.

DaS in Aachen bcstehcndc Comite zur Ein-
sammlung von Gaben für dcn Papst macht
dic Auzeige, daß auf Anordnung deS Ne-
gicrnngspräsideutcn Kühlmctter die fcrnere
Veröficntlichung dcr bishcr im „Echo der Ge-
genwart" bekannt gemachtcn, für dcn Papsi
eingegangenen Spendcn polizeilich untcrsagt
worden ist. Das Comite hat sich gegen diese
Maßregel höheren OrtS beschwert.

Am Schlusse eines längcrn Artikcls bcmerkt
ein Bcrliner Correspondcnr der „N. F Z.":
Jntercssant wird Jhucn sein, daß sich Twcsten
mit Hand und Fuß dagegcn verwahrt, unter
die Anncrionisten gezählt zu werdcn; cr will
absolut uichts davon wisscn. Momiusen ver-
harrt dagegen im fanatischsten Casariömus. Zm
linken Centrum wird wohl Harkort die Sache
in die Hand nchmen, defscn encrgische Erklä-
rung zn Gnnsten SchleSwig - Holsteins gewiß
überall im gutcn Gedächtniß ist. Dic tiefste
Abneignng gegen die Politik Bismarck-Man-
teufiel-Zedlitz gibt sich übcrall in dcn cncrgisch-
sten Ausdrücken kund.

Der dänischc NeichSrath ist auf den 5. Fe-
bruar cinbcrufen.

Bricfen aus Nom»vom 17. zufolge nnd die
Beziehnngcn zwischcu dcr päpstlichen Negicrung
une Nnßland in Folge dcr Neujahrsunterredung
zwischen dem Papst und Baron v. Meyendorff
suSpcndirl.

Deutschland.

^ Karlsruhe, 21. Jan. Schon in eincr
frühcren Sitzung der zweiten Kammcr ist von

Ver Antergang -es Vampfers „London".

Uebcr das auf drr Fabrt von London nach Mel-
bourne der Firma Moncy Wigram u. Son gehö-
rige Dampsschiff bsricbtct der crste Ingrnirur Iohn
Grecnhill, drr sick untrr vrn Gerrt^ten befink'et,
Fokgrndrs: „Wir verließen Plymonth (wo drr Dam-
pfrr'aiigrlrgt hatte) am 6 Januar. Am 7. stnrmi-
sches Wrttrr mit Rrgrn; am 8. cbenso. Am 9. vrr-
leren wir Klüvrrbaum, Vorstengr, Bramstrnge nnd
Obrrbramstrnge, dazu in stark m Sturme tas Back-
boid-Rrttungsdoot. Am 10., um 3 Uhr MorgrnS,
legte daS Sckiff um, um nack Plymouth zurückzukeh-
re». Kast um diesclbe Zrit spülte eine sckwere See,
wrlcke gleicksails drn Struerbord-Kuttrr zrrtrüm-

Um Mittag, 46» 8' n. Br., 0° fso) w. B.

daß daS Waffkr rindrang nnv die Ke»er lösckte.
Die Passagiere schöpften daS Wassrr mit Eimcrn
aus drm Sckiffe. 11. Ianuar: Drr Sturm wäckst,
schwere Krrnzwogrn stürz-n übrr das Sckiff Wäh-
rrnd bes ganzen Morgens strengten AUe, die ar-

Dienstag, 23 Zanuar

dem Abgeordneten Friedrich und Andern auf
die dringende Nvthwendigkeit aufmerksam ge-
macht worden, die sogenannte bürgerliche
^Standesbeam tung, d. i. die Führnnb der
bürgcrlichcn StandeSbücher, nämlich der 'Ge-
burtS-, Ehe- und Stcrberegister, solchen Bcam-
ten zu übcrtragen, die sür diese wichtige Sache
untcr der unmittelbaren Controle des StaateS
stehen. und dem Staate selbst verantworllich
sind. Der Staat hat früher, wo die kirchlichen
Dicnes seiner Strafgewalt unterworfen waren,
diese wichtige Scite des öffentlichen Lebens je-
nen ohne Bedenkcn übertragen können; so lange
Staat und Kirche in innigstcr Gcmeinschaft
standen, uud gleichsam eine moralische Person
darstellten, konnten die bürgerlichen Negistcr
mit dcn kirchlichen Aufzeichnungen znsammen-
fallen, also die Civilregister und dic Kir-
chenbücher dieselben sein.

Dies hat sich nnn aber seit der Gcsetzgebung
von 1860, also scit der Freigebuug der Kir-
chen vom Staate, wescntlich gcände.rt. Es gibt
Geistliche, wclche die Kirchcnbücher, die .doch
gesetzlich zugleich die bürgerlichcn Standesbücher
sind, lediglich aus ersterem Gesichtöpunkle nur
bctrachtcn, und sich daher weigcrn, Einträge
zu machen oder Auszüge zu fertigen, wcnn
dies Personen betrifft, deren kirchliche Eigen-
schaft sie nicht mehr anerkennen, wie z. B. bei
Excommunicirten odxr sonst kirchlich mißlicbig
gcwordenen Staatsangehörigen. Daß cin sot-.
cher Zustand zu ciucr babylonischen Verwirrung
führen muß, und d'aß einzelne Staatsbürger
und Familien den größten'Nachthcilen anöge-
setzt wcrdcn können, ist an^sich klar und bedarf
keincö weitern Nachweises.

Solche Mißständc können in einem gesetzlich
geordneten SlaatSwesen unmöglich länger ge-
duldet werdcn. Dic Gcsetzgcbung ist verpflich-
tct, in einer sür das Wohl und dic Jntercssen
jcdeS Einzelnen so dringenden Sache möglichst
die heignete Abhilfe zu schaffen. Von Seitcn
dcr Negierung ist dies auch anerkannt und zu-
gcsagt worden. Wir haben Grund, zu erwar-
ten, daß noch auf gegenwärtigem Landtage die
geeignctc Abhilfc geschche.

Die Sache bictet anch gar keine besonderen
Schwicrigkeitcn, wie dies Länder bewcisen, wo
dicser für Sicherung der bürgerlichen Jntcressen
einflußreichc Gegenstand längst verständig ge-
orbnet ist. Selbst in Ztalien bestcht scit 1.
Januar d. I. eine selbstständige bürgerliche

18««

Standesbeamtung, und Jedermann findet^ dic
Acndcrung selbstverständlich nnd hcißt sie will-
kommen. Man lasse dahcr die Pfarrer vor
wie nach ihre Kirchenbücher sühren; dcr Staat
hat nirgcnds einen Grnnd oder auch nur ein
Necht, der Kirche hicrin ctwas vorzuschreiben
oder zu verbieten. Dagegcn übertrage er die
Führnng der Civilregjstcr in jeder Gemeinde
dcn Bürgermcisterämtern odcr sonstigen geeig-
neten Pcrsoncn. Da die Civilrcgister viel kür-
zcr gehalten werden könncn, als dies bisher
in dcn Kirchenbüchern der Fall war, und deS-
halb gedruckte zweckmäßig gefaßte Formulare
gcbraucht werden können, so nimmt die Sache
auch weniger Zeit und Aufwand in Anspruch,
als zur Zeit noch dcr Falll ist, wo mancher
Pfarrcr in größcrn Gemeindcn zum wahren
TageSschreiber geworden, und keine Zeit mehr
zu finden scheint, seinen eigentlichen geistigen
und geisUichcn Obliegcnheitcn nachzukommen.

X Von der obern Alb, 12 Zan. ES
ist nicht zu läugnen, daß daS Jahr 1865 in
vielen Bcziehungen einen sreudigen Nückblitk
gemährt, daß aber auch das Jahr 1866 für
das politische Lebcn unscres Vaterlandes noch
gerechte Wünsche zu erfüüen hat.

Es ist seil 1860 manch' NeueS geschaffen
worden, allein dicS ist nur der Anfang, so sehr
anch von einer Seite nur Rückschritt gewünscht
wird.

Der rnhige nnd vermögliche Bürger wurde
durch die auS der Neactionszeit stammende
Gcmcindeordnung von der Thcilnahme an den
öffentlichen Angclegcnheiten größtentheils abge-
lcnkt. Audcrc habcn diese TheilnahmSlosigkcit
benützt nnd ausgebeutct, und so kam es, daß
in vielen Gcmeinden dcr ganze große Aus-
schuß gegcnwärtig auS einem Club von Ver-
wandten besteht. Durch daS öffcntliche GerichtS-
verfahren und die Wahlen im verflossencn Zahre
ist die Theilnahme an öffentlichen und Ge-
'meinde-Angclcgenhciten wieder crwacht, der
Bürgcr will sich nicht mehr bcvormunden lassen
— eine Nevision der Gemeindeördnung, des
Vcrcins- und PrcßgcsctzeS ist eine Forderung
der Zeit und steht solche auch auf dcm nächsten
Landtag in Aussicht.

Wiesbaden, 16. Zan. Hcute Abcnd 8
Uhr beschloß die. Generalversammlnng der Ca-
sino-Gcsellschaft mit 134 Stimmen gegen 105
(die Gesellschaft bcsteht zu sechs Sicbentel aus
Ossicieren und Beamten), daß iii Zuknnft mit

eiiigestoßcn; man verfuchte sie zu stopfen, doch eS
zeigtc sich iinmöglick. Um 10 Uhr Morgens ltcßen
wir die Steuerbord ^ Pinaffc hinab; sie versank.
Um 1 Uhr nach Mittag konntcn wir das Sckiff
allmälig sinken sehen; cs war schon bis zu den ,

folgende Personen daS Scbiff in dem Backbord- ^

Munro und Wilson, dcS ersien, zweiten und drit-
ten Ing-nieurs, deS HeizcrS, einrs Mtdshipmans, !

fähr 270 Personcn an Bord, von welcken anzu-
nehmen ist, daß sie alle umgekommen find. AlS
wir abstießen, wurdrn noch zwei andere Boote

i mit größter Freundlichkeit behandelt. Iobn Green-
! hill, Ingenieur." Der Telegraph mcldrt noch, daß
die Ueberlebruden 20 Stunden in drm Kutter vor
dem Sturme einhertrieben, ehe die Hilfe kam, und
einmal, als das Boot sick halb mit Waffer füllte,
mit Mühe sich vor dem Verfinken bewahrtrn. Die

Angcnblicke in Thätigkeit gewefen. Die Längen-
bestimmung 0° 87' wrstlich ist ganz offenbar ain-
ricktig angegeben, höckst wahrsckrinlick statt 8° 7^
westlick (von Greenwick ober 9" 32' östl. L. von
Terro), in welchem Falle die schrrckliche Katastrovhe
auf hoher See an einem Punkte nördlich von Lo-
runa und westlich von la Rochclle stattgrsunden
hätte.

(Gutes Recrpt.) AuS einem Dorfe de-
SchwabenlandrS wird ein köstlicher Epaß rrzählt.
Am 34. Dccember drS vrrwickrnen ZahreS hiett
der Pfarrer des DorfeS AbendS eine rrgreifende
Predigt, in wrlcher er deS Guten und drS Schllm-
men gedachte, das im vrrwkchrnrn Aahre der Ge-
meinde begrgncte. Als er daS „Amrn" rndlich
auSgesprochen hatte, erhoben sich alle AnwesendeN/
 
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