Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Zeitung — 1866 (Januar bis Juni)

DOI Kapitel:
Nr. 100-125 Mai
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.2795#0471

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Ueidelberger Zeilung.

KreisverNiidigungsdlatt für üen Kreis Heidelberg und aintliches BerkünüigungSblatt für die Aints- und AmtS-
Gcrichtsbezirke Heidclbcrg und Wiesloch nnd dcn Amtsgerichtsbezirk Ncckargemünd.

* Politische Urnsckcrri.

Heidelberq, 3. Mai.

Die „Kreuzzeitung" bemerkt über die An-
kunft des Herrn v. Roggenbach in Berlin und
die Besprechungen desselben mit dem Minister-
präsidenten Grafen v. Bismarck, daß solche mit
der Angelegenheit der Bundesreform in Ver-
bindung gebracht werden, über deren ernsihafte
Behandlung von Seiten der preuß. Regierung
wohl auf keiner Seite mehr Zweifel bestehen.
Nach der „Börsenzeitung" wäre Herr v. Roggen-
bach in Folge einer nnmittelbaren Einladung
Bismarck's nach Berlin gekommen, und hätte
sich nicht allein mit dem Bundesreformprojekt,
sondern — mirakile lliotu — mit seinem even-
tuellen Eintritt in das preußische Ministerium
beschäftigt. Graf Bismarck, so versichert das
Borsenblatt, sei allen Ernstes entschlossen, den
inneren Konflikt zu beseitigen und zu diesem
Zwecke freisinnige Elemente in das Ministerium
heranzuziehen. Aehnliche Andeutungen enthält
eine Berliner Korrespondenz -des „Württemb.
Staatsanz.", nur mit dem Unterschied, daß
statt des Herrn v. Noggenbach der Oberbürger-
meister Seydel und der Präsident der Seehand-
lung, Camphausen, als Ministerkandidaten ge-
nannt werden. Von den jetzigen Ministern
würden nur Herr v. Bismarck und v. Noon
bleiben — die Andern aber als unbrauchbar
für die neuen Pläne in den Schooß der Ver-
gessenheit eingehen.

Die bismarckische „N. A. Z." sagt: Herr v.
Roggenbach hat Besprechungen mit Graf Bis-
marck gehabt, deren Gegenstand, aller Wahr-
scheinlichkeit nach, die Bnndesreformfrage sein
dürfte. Das Blatt sagt wörtlich: „Bekanntlich
hat Herr v. Roggenbach in seiner politischen
Wirksamkeit die deutschen Verhäktilisse in einem
Sinn aufgefaßt und behandelt, der in vieler
Hinsicht mit den preußischen Bestrebungen^ zu-
sammentrifft. Er gehört nicht zu denjenigen
Staatsmännern, die sich in einseitiger Wahr-
nehmung des Partikularismus bewegen. Herr
von Roggenbach hat die deutschen Ziele stets
von einem höheren Gesichtspunkt in's Auge ge-
faßt. Diese Nichtung seiner Wirksamkeit setzte
ihn schon früher in freundschaftliche Beziehun-
gen zn preußischen Staatsmännern, und vori-
gen Sommer, als König Wilhelm und Graf
Bismarck in Baden weilten, fand er auch Ge-
legenheit, sowohl Sr. Majestät wie dem Mini-
sterpräsidenten näher zu treten und in viel-,
fachen Gesprächen seine Hinneigung zu den
preußischen Bestrebungen kundzugeben. Es ist
daher vollkommen begreiflich, daß in der gegen-
wärtigen Situation diesseits gewünscht worden
sein wird, die Ansichten dieses Staatsmannes
über die von Preußen in der Bundesreform-
srage zu machenden Vorschläge zu vernehmen.

Der AuSbruch des KriegeS zwischen Oestcr-
reich und Jtalien hängt augenblicklich nur noch
von den Schritten Napoleons ab, welche dcr-
selbe im letztcn Augenblicke zu Gunsten der
Entwaffnung thut. Wenn sich Louis Napoleon
für die friedlichen Absichten der Jtaliener ver-
bürgt, die aber schwer in Einklang zu bringen
sind mit dem auf der ganzen Halbinsel ertönen-
den Feldgeschrei „Vive 8an A'lareo", so könnte
der Auöbruch der Feindseligkeiten vielleicht noch
hinausgcschoben werdcn, 'immerhin sind aber
die Dinge schon jetzt so weit gekommen, daß
der Konflict bcinahe unvermeidlich, denn dec
Krieg mit Oestcrreich würde in Jtalien ein von
der Begeistcrung des ganzen Landes getragener
sein; die Nüstungen haben schon solche Dimcn-
sionen angenommen, daß sie zum LoSbruche
drängen. Kann auch Napoleon schließlich den

Krieg nicht vechindern, so wird er jedenfalls
aus demselben die Früchte dcr von ihm beobach-
teten Neutralität ernten, wie solcheS auch bei
einem österreichisch - preußischen Kriege ge-
schehen wird.

Dic „Patrie" mcldct unter dem 1. d. M.:
Nicht Preußen, sondern Oesterrcich hat Bayern
zur Entwaffnung aufgefordert.

Jn'Wicn am 2. Mai eingctroffene Pariser
authentischc Depeschen melden, daß der Mi-
nisterrath am Moutag beschlosscn habe, dem
gesetzgebenden Körper am Dounerstag durch
den Staatsminister Rouher wünschenSwerthe
Erklärungen geben zu lassen. Namentlich werde
man die von Drouyn de LhuyS erlassencn De-
peschen, in wclchen derselbe zum Frieben mahnt,
vorlegen. Von diesen erkläre die nach Florenz
gerichtete in trockenem Tou, ein ctwaiger An-
griff auf Oesterreich geschehe lediglich auf Zta-
liens Gefahr.

Das preußische Circular in der Neformfrage,
vom 27. April, bezeichnet als den Kern deS
preußischen Antrags vom 9. April die Bestim-
mung eines Termins für die Eröffnung des
ParlamentS vor Beginn der Unterhandlungen
der Negierungen über die Vorlagen zur Neform.
Mit Ablehnung dieser Fragcn wäre eine ernste
Behandlung der BundeSreform thatsächlich ab-
gelehnt.

Die Berliner „Spenersche Zeitung" vom 2.
d. meldet: Die gestern überreichte sächsische
Antwortsdepesche soll die sächsischen Rüstungen
damit entschuloigen, daß Sachsen Vorbereitun-
gcn treffen wolle, um etwaige von Bundcs-
wegen beschlossene Maßregcln rechtzeitig leisten
zu können. — Dcm Vernchmen nach trifft daS
Ministerium des Jnnern Vorbereitungen zur
Eintheilung der Wahlkreise zum Parlament.
Die Provinzial-Behörden sollen die erforder-
lichen Anweisungen bereits erhalten haben. Die
Wahlkreise sollen untcr möglichster Bcrücksich-
tigung der bestehenden Kreiseintheilung zwischen
75,000 und 100,000 Seelen enthalten.

Das „Drcsdner Journal" vom 1. d. meldet:
Heute ist eine vom 29. April datirte Antworts-
depesche auf die am 28. übergebene preußische
Sommationsdcpesche in Berlin übergeben.

Die Berliner „Volköztg." mcldet unter dem
1. d.: „Wie verlautet ist heute der Befchl zur
Mobilmachung der ganzen preußischen Armee
ergangen."

Die „Liberte" bestäligt die gestern von unS
gebrachte Nachricht, wonach Victor Emanuel
mit der dictatorijchen Gewalt bekleidet, Prinz
Eugen von Cariguan zum Negenten des Kö-
nigreichs ernannt und den Noten der Bank
Zwangscours beigelegt wäre.

Deutfchland.

Karlsruhe, 30. April. Das großh. Negierungöblatt
Nr. 23 enrhält: I. Dienstnachrichlen (schon mitgecheilt).

H. Verfügungen und Bekannlmachungen der Mini-
sterien: 1) Großh. JustizministcriumS vom 12. d. M.,
die Aufnahme des frühercn NechlSpraklikanten Jojeph
Bühler von Offenburg in den Anwaltstand betrestend.

2) Derselben hohen Slclle vom 16. d. M., die Anstel-
lung des NotariatSverwesers Waibel in Seelbach atS
Notar dasclbst detr. 3) Ebenderselben hohen Stelle vom
16. d. M., die Versetzung deS Notars Karl Friedrich
Sevin in Wolfach nach Hornberg und die Ernennung
deö einstweiligen Notars Nikolaus Schäfer in Horn-
berg zum Notar in Schiltach betr. 4) Großh. Mini-
sterium deS Jnneru vom 12.^ d. M., wonach die Ge-

führen wird. 5) Großh. Handclöministeriums vom
19. d. M.. die Aufhebung der Eisenbahnbaukasse in
Donaueschingen nnd Vereinigung derselben mit jener in
Engen belr. 6) Derselben hohcn Slelle vom 24. d. M.,
lautend: Durch Bcschluß vom Heutigen sind nachstehende
Postaspiranten: Franz Hoffer von Brnchsal, Theodor
Haaß von BoderSweier, August Störk vou Ettenheim,
Hermann Harrer von Stockach, TheodorHauntz von

^ Adam KnaPp s ch n e i d e r ^ von Durlach,

III. TodeSfällc: Am 12. März d. I. der LyceumS-
prosessor a. D. Benz in Constanz, am 22. MLrz d. I.

9. Apri! d. I. der evang. Pfarrer a. D. Karl Friedrich
Bayer von Hohenstadr und am 13. April d. I. der

cn Karlsruhe. (Entwurf des Gesetzes
über den Elementarunterricht. Fortsetzung.)

8 65. Die Vorschrifteu der 88 62 bis 64 siud auch

uach 8 18 des Volksschulgesetzes vom 28. August 1835

nach 8 ^8 und 8 ^9 festgesetzten Gehallen, mit Bei-
schlagung des in 8 51 bestimmten WerthanschlagS der

noch ungcdcckt bleibt.

8 66. Die Ausstattung riner Schulstelle mit Liegen-
sckasien (8 50), wo solche nicht bereilS in ersorderlichem

durch die in den Paragrapheu 61—65 angeführten
Mittel nicht gedeckt ist, jällt auf die Gcmeinde, jedoch
un^er.^olgnideu^B^ ^^88^6^^

2) oder eine solche von 15 kr. biS auSschließlich 18 kr.,

3) oder vou 18 kr. biS auSschließlich 21 kr.,

und Schulhausbauumlagen im Sollbetrag unter Zu-
grundelegung deS jüngsten GemeindesteuerkalasterS. Von
der Gesammtsumme Sieser Umlagen wird jcdoch der für
Lehrergehalte auSgegebene staatsrechtliche Beitrag, sowie
der Wcrth aller Bürgernntzungen unter Abrechnung der
etwa^auf denselbeu ruhendeu Auflageu abgezogen.

eine gemeinschaftliche Schule, so wird der nach 8 66 auf
sie fallende Betrag nach VerhSltniß ihrer zur «schule g^
hörigen Bevölkerung untcr fie vertheilt, und hinfichtlich
 
Annotationen