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Heidelberger Zeitung — 1866 (Januar bis Juni)

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Nr. 26-49 Februar
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Kreisverkiiliüigmigsdlatt für üen Kreis Heidelberg und amtliches Zerkijnüigilngsblatt für üie Amts^ und Amts-
Gerichtsbezirke Heidelbcrg und Wiesloch nnü den Amtsgerichtsbezirk Ncikargemünd.

Nl; 3». Arcitag, 16 Februar


18««

* Politifche Urnfchau.

* Jn dem Kampfe, den das preußische Ab-
geordnetenhauS gegen dcn Einbruch in jeine
Privilegien führte, hat die Regierung einc voll-
ständigc Niederlage erlitten. Nur cine winzige
Minorität sprach sich sür die Regierung- aus
und dieser geringcn Zahl entspricht die Gering-
fügigkeit der Sachwalter der Regierung. Die
Blößen, welche diesclben sich gegeben, als sie
zu diesem Versuche, die Redefreiheit der Volks-
vertreter zu beschränken, die Jnitiative ergriff,
konnte nicht zugedeckt werden. Selbst von ihrem
Standpunkte aus konnte es nicht gelingen, die
Jncorrectheit ihres Vergehens und des Zu-
standckommenS des von ihr gewünschten Be-
schluffes (als Obertribunals) zu beschönigen.
Die Scheingründe der Vertreter der Regierung
hatten höchstens einen Sinn, wenn es sich um
ein neues, vorerst noch abzufassendeS Gesetz
gehandelt hätte, nicht aber um eine gesetzliche
Bestimmung, wekche fertig und rcchtSgiltig mit
unbestrittener Klarheit längst vorlag. Die
Ueberzeugung, daß es nicht so bleiben- kann,
und daß zuletzt doch die geistigen und sittlichen
Mächte siegen müssen, macht sich nach dieser
letztern, äußerst interessanten Debatte in einer
Allgemcinheit und in einer Stärke geltend, wie
viclleicht nie zuvor. Die preußische Negierung
glaubtc bisher an den allmäligen Umschwung
der öffentlichen Meinung; sie muß jetzt inne
geworden sein aus der ganzen Bewegung, die
sich -an letzteren, so großes Aufsehen erregenden
Vorfall geknüpft hat, daß sie durch keine Wahl-
beeinfluffnng, keinen Druck, kcin Mittel, welcher
Art auch immer, so leicht zu ihrem Ziele ge-
langen wird.

Jn der gestrigen Sitzung des preußischen
Abgeordnetenhauses wurde der Antrag des Abg.
Forckenbeck, das Haus möge sich für die Ein-
ftellung des Gerichtsverfahrens gegen den Abg.
Dunker aussprechen, angenommen.

Das Gutachten des preußischen Kronsyndi-
cats über die Herzogthümerfrage ist allen Ab-
geordneten zugestellt worden. — Das linke
Centrum hat in Betreff der Kölner Pctition
den Antrag der Commission auf strafrechtliche
Verfolgung auf den Minister Grafen v. Eulen-
burg ausgedehnt. -

Die Entscheidung des preußischen Obertri-
bunals in Sachen der HH. Twesten und Frenzel
scheint in ganz Frankreich keinen einzigen Ver-
theidiger zu sinden. Wenigstens ist es uns bis

Wien, 1t. Febr. Der Allg. Ztg. wird geschrie-
ben: Eine gebeimnißvolle Geschichte hält seit gestern
Mittags die Stadt in Aufre'gung. Das Folgende

Mittag um 3 Uhr erschicn im Bureau des der
Bezirksvertrctung Mariahilf zugetheilten Magi-
stratsaccesfisten E. Seis ein gut gekleideter Mann

uisses nickt die sofort von ihm vrrglichenc, amtlich
deponirte Handschrift des betreffenbcn Hauseigen-
thümers war, und der Fremde entfrrnte fich. Un-
mittelbar darauf bemerkte der Beamte ein zurück-
gelassencs unverschloffeneö Paket mit Papieren, er
blickte hinein, fand eine Reihe unverfiegelter Briefe
dann, thrilwetse in einer fremden, ihm unbekann-
ten Sprache gcschrieben, theilweise aber deutsch,
und in dem ersten deutschen Brief zeigt ber Brief-
steller, der einen fremdcn Namen getragen, dem
(unbekannten) Adressaten an, eine dritte Person
(abermals unbekannt) habe ihm gedroht, fie werde,
wenn ihr nicht eine Summe von 20,000 fl. aus-

jetzt noch nicht geglückt, irgend eine Aeußerung
aufzutreiben, welche in einem der ministeriellen
Theorie günstigen Sinne gedeutet werden
könnte.

Die „Wiener Abendpost" bemerkt zu dem
Artikel der „Hamburger Nachrichten" über daS
Project einer Personalunion: so lange die Ga-
steiner Convention zu Recht bestehe, könne eine
solche einseitige Auffassung kaum irgend welche
praktische Bedeutung haben.

Zuverlässigen Nachrichten gemäß ist die kaiserl.
Anweisung an die russische Gesandtschaft in Rom
eingetroffen, nach Pctersburg zurückzukehren.
Die diplomatische Verbindung zwischen Nuß-
land und dem päpstlichen Stuhle hättcn also
aufgehört.

Nach dem Pariser „Moniteur" hat dcr Papst
dem König von Jtalien nach dem Tode deS
Prinzen Oddone ein Condolenzschreiben über-
sendet und ihm angezeigt, daß er für die Ruhe
der Seele des verstorbenen Prinzen einc Mesie
gelesen habe.

Wegen der Umtriebe der Fenier sind nun
auch die Grafschaften Armagh, Cavan, Leitrim,
Wicklow, Werford und die drei Baronien Long-
ford in Belagerungsstand erklärt worden. Fast
ganz Jrland ist jetzt diesem Ausnahmsregime
unterworfen.

In Dublin ist ein Mann Namens Clarke,
welcher der Regierung die Waffenniederlagen der
Fernier verrathen hatte, ermordet worden. Die
Negierung hat 200 Pfund auf Entdeckung der
Mörder ausgesetzt; es sollen fünf Personen, von
denen drei bekannt sind, beim Mord betheiligt
sein.

Deutfchl», nd.

Karlsruhe, 12. Febr. Der „Schw. M."
schreibt: Die Rückkehr Sr. K. H. des Groß-
heczogs dürfte in nächstex Zeit kaum zu gewar-
tigen sein, obwohl daS körperliche und geistige
Besinden des Fürsten besser ist als lange Zeit
zuvor. Die Aerzte verlangen, wie bei derartigen
Luftkuren gebräuchlich, eine möglichste Verlänge-
rnng des AufenthaltS. Personen, welchen die
Ehre zu Theil wurde, dem Großherzog in jüng-
ster Zeit sich vorstellen zu dürfen, rühmen dessen
treffliches Aussehen und^ Heiterkeit.

Aus Baden, 12. Febr. Wir gehen einer
sehr inleresianten Fortsetzung der Kammersitzung
entgegen.^ Die Fortschrittsfraction wird eine
Motion auf Einführung der obligatorischen

gezahlt werde, alles verrathen. Der Briefsteller
fordert demgemäß den Adressaten auf, längstens
bis zum 15. Fcbr. allcs zu Ende zu führen; bis
dabin sei der Kaiser noch in Pesth, es müsse also
„dort untcn^gethan werden", und bei seiner Stel-
lung im kaiserlichen Haushalt werde es ihm ein
Leichtes sein, ohne Aufsehen und Gefahr in die
Nähe des Kaiscrs zu kommen. Nachdem der Beamte
diese Stelle gelesen, war seine Aufregung so stark
geworden, daß er nicht wejter lesen konnte, und

— um diese zu verschließcn. Aber in demselben
Augenblicke kehrte der Fremde zurück, forderte, als
cr die Papiere in seinen Händen sah, die Auslie-
ferung deS Pakets, mit dem Anerbieten jeder be-
liebigen Summc GeldeS, unb endlich, als dieses

Pistols. Der Beamte rang mit ihm. Was darauf
geschehen, weiß er nicht. Nur .fand er fich, als er

dern am Boden liegen, und der Fremde war mit
den Papieren verschwunden. Der Beamte bcgab
fich nun zu seinem Ehef, und mit diesem zum Po-

Civilehe einbringen. Allem Anschein nach wird
das ganze Verhalten der Kammer je nach der
Stellung der Kurie seine Richtung zu dem
Schulgesetz nehmen. DaS lctztere stcht bekannt-
lich auf dem Boden der ConsessionSschule, er-
kennt den ReligionSunterricht als Hauptlehrge-
genstand an und verpflichtet den Lehrer zur
Mitertheilung dcsielben. Erst neuerlich sind hie-
für auch die vielberufenen Missionsurkundcn
vereinbart worden, durch welche bezüglich des
religiösen Unterrichts der Lehrer als Beanftrgg-
ter der Kirche, ja als Untergebener des Pfar-
rers erscheint. Offenbar rechnet man zur Durch-
führung dieseS Gesetzes auf die thatsächliche
Mitwirkung der Kirche; sie wird den Zustand
nicht rechtlich anerkenneu, was sic ja in ahn-
lichen Lagen nie thut; aber er ift nur denkbar,
wenn sie sich zu diesem mockus vivencki be-
quemt. Weigert sie sich desien, wozu aber die
jüngsten Staatszugeständnisic keinen Anhalt ge-
ben, so wird ganz sicher die Kammer eine schär-
fere Ausprägung des staatlichen Charakters der
Schule mit allen Mitteln verlangen. Die Re-
giernng dürfte dann wenig politischen Grund
haben, diesem Verlangen cntgegenzutreten.

(Schw. M.)

-s- Aus dem Amtsbezirk Waldshut,

14. Febr. Jn Anwesenheit des Großh. Lan-
deskommissärS und Kreishauptmcmnes hielt am
5. d. M. der Kreisausschuß Waldshut die erste
Sitzung. Neben der Nechenschafts-Ablage des
Vorstandes über die bisherige Thätigkeit und
Genehmigung der von ihm ausgegangenen An«
ordnungen waren verfchiedene Fragen der äu-
ßercn Organisation und der Geschäftöbehand-
lung, der Entwurf eincr Rechncrs-Instruction,
die Art des Einzugs der KreiSumlagen, haspt-'
sächlich aber dic Ausführung des vem Kreis-
ausschusse von der Kreisversammlung gegebenen
Auftrages, bezüglich der Errichtung eines Kreis-
Armen- oder Krankenhauses Gegenstand der
Berathung. Bezüglich des letzteren Gegenstandes
wurde beschlosien, zur Feststellung des Bedürf-
nisses und annähernden Berechnung des Aufwan-
des umfasiende statistische Erhebungen in allen
Aemtern des Kreises zu machen und dic Zusam-
menstellungen derselben unter die Mitglieder
deS Ausschuffes zn vertheilen. Wegen dcs Baues
der Stcinachthalstraße auf Staatskosten wurde
von Seite dcs Kreisausschusics eine empfeh-
lende Vorstellung an grqßh. Ministerium deS
Jnnern zu richten beschlossen.

deponlien. Drr Fremde, wird noch hinzuzufügen
sein, sprach ein reines Deutsch. Ob Wahrtzeit, ob
Dichtung, resv. wie viel Wahrheit, wie viel Dich-
tung, werdcn erst die im Zug befindlichen Erhe-
bungen herausstellen. Bis jetzt haben dieselben kein
Resultat gehabt.

Der „Engineer" berichtet über einen kürzlich vor
dem Polizeigericht zu Taunton verhandelten Fall,
der leicht Veranlassung zu einem schrecklichen Eisen-

tragt, rine Locomotive an jedem Abend nach been-
digtcr Fahrt zu reinigm. und jeden Morgen um.
3 Uhr Feuer anzumachen, damit die Maschine um
6 Uhr ihre Arbeit beginnen.könne-. Dabei war eS
ihm streng verboten, zu versuchen, die Maschine in
Bewegung zu setzen. Trotzdem hatte Stevens den

der Maschine, von deren Lrnkung er so gut wie
nichts verstand, zu unternehmen; er brachte also
 
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