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Heidelberger Zeitung — 1866 (Januar bis Juni)

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Nr. 126-151 Juni
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https://doi.org/10.11588/diglit.2795#0671

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Ueidelbtrgtr Ieitimg.

KreisverküiidigWgsblatt für den Kreis Heidclberg und aintliches Verkündigungsblatt für die Antts- und Amts-
Gerichtsbezirke Heidelbcrg nnd Wicsloch und den Amtsgerichtsbezirk Neckargemönd.

Nl- 1LÄ.


Samstag, 28 Juni


Einladnng zum Abonnemcnt.

Auf das mit dem 1. Juli il866 beginnende
3. Quartal der „Heidelberger Zeitung"
laden wir anmit zum Abonnement ergebenst ein.
Die Heidelbergcr Zeitung ist durch Beschluß
Großh. MinisteriumS deS Jnnern vom 24. No-
vember 1864, Nr. 14,731, als Kreisver-
kündigungsblatt für den Kreis Heidel-
berg und als amtlicbes Verkündigungs-
blatt für die Amts- und AmtSgcrichtsbezirke
Heidelberg und Wiesloch und dcn Amts-
gerichtSbezirk Neckargemünd erklärt worden,
in Folge dessen alle Bekauntmachungen der
betreffenden Staatsstellen darin zu erscheinen
haben.

Jndem wir uns im Uebrigen auf das mehr-
fach veröffentlichte ausführliche Programm be-
ziehen, bemerken wir hier noch, daß wir uns
angelegen sein laffen werden, bei den gegen-
wärtigen kritischen Zeiten, die wichtigen Nach-
richten so schleunig wie möglich unseren Lesern
mitzutheilen. — Trotz dcr oftmaligen Beilagen
beträgt auch ferner das vierteljährliche Abon-
nement in hiesiger Stadt 1 fl. 3 kr., durch die
Post bezogen 1 fl. 24 kr. Znserate, welche
durch unsere Zeitung die auSgedehnteste Vcr-
- breitung finden, werden mit 3 kr. die drei-
spaltige Petitzeile oder deren Raum berechnet.

Heidelberg, im Juni 1866.

Die Expedition.

* Politische Nmschau.

Heidelberg, 22. Juni.

* Die Nachrichten über den Kriegsschauplatz
lausen nuV sehr spärlich und dürftig ein, da
die Eisenbahnen großentheils zerstört, alle Com-
municatioir gehemmt und zudem vielen Zei-
tungen verboten ist, über die Aufstellungen der
Truppen und dergl. etwas zy bringen. Auch
erscheinen die meisten norddentscheu Zeitungen
gar nicht, oder nur sehr fragmentarisch. So
viel ist sicher: irgend eine erhebliche Action
hat noch nirgends stattgefunden. Bei großen
Armeen ist ^ine solche Zogernng auch nicht
anders denkbar, da hier immer noch eine Menge

Scbweinfurt, 15. Iuni. Das biksigc Tagblatt
dertcbtet: Schon vor acht Tagen hatte man dahier

aus sie leicht in das Lager bri Schwkinfurt gklan-
gen konntcn. Obwohl nun einigc Anhaltspunkte
dafür grgeben waren, daß eine dteser Persönlich-
kesten am 8. lauf. MonatS AbcndS fich im Gast-
hause zur Krone dahier, aUwo der Divisionsstab
liegt, aufhirlt, wo sich dieselbe durch mancherlet
Fragrn aufiätlig machte, wurde doch in Anbetrackt
dcr Vcrhältniffe, um nicht Anlaß zu einer zweiten
Auflage der Affaire Graf Waldrrsre zu gebrn, von
schärferen Maßnadmcn Umgang grnommen, und
man brschränkte fich darauf, auf vertraulichem
Wege daS Publikum zu einiger Vorficht gegenüber

Anordmmgen im Detail der Aufstellung u. s. w.
nöthig fallen, die dem Laien in der Kriegskunst
entgehen. Daß einige mehr nördlich gelegene
Mittelstaaten, z. B. Hannover, Kurhessen, von
den Preußen besetzt worden sind, war nach Lage
der Dinge nicht zu verhindern. Ctwas anders
scheint sich die Sache mit Sachsen zu verhal-
ten, welches unmittelbar an Böhmen grenzt,
und dessen Besetzung von der österreichischen
Armee vielleicht hätte verhinderl werden kön- !
nen. Man war 'iiz Oesterreich von Seite der
Presse und des Volkes selbst sehr erstaunt, ja
unangenehm berührt,' daß dieses nicht geschehen,
wenigstens nicht hinsichtlich der so strategisch
wichtig gelegenen Hauptstadt Dresden.- Uebri-
gens mögen die österreichischen Heerführer hiezu
ihre guten Gründe gehabt haben: Sie wollen,
wie fchon gestern angedeutet, allem Anscheine
nach gegen Schlesien mit aller Macht offensiv
vorgehen, und im südlichen Theile Sachsens,
in den Pässen des Erzgebirges, sich blos aus
die Defensive beschränken, die zumal größten-
theils der sächsischen und bayerischen Armee
zufallen soll. Auch die gestern der N. F. Z.
entnommene Nachncht von einem siegreichen
Treffen der Oesterreicher bei Oppeln hat sich
bis jetzt nicht bestätigt, und ebenso ist auch die
heutige Meldung der France von einem zwischen
lOpreußischenund 5österr. Reiterregimentern bei
Rumburg gelieferten Treffen zu Gunsten der
letztern nicht wahrscheinlich.

Jn dem von dem König „Wilhelm" unter-
zeichneten, gestern bereits mitgetheilten Mani-
feste ist ausschließlich von Preußen die Rede,
Deutschland wird so gut wie nicht erwähnr.
Ebenso wenig wird dadurch die geringste Aus-
sicht auf Anerkennung der verfaffungsmäßigen
Rechte des preußischen Volkes und auf Beseiti-
gung des inneren Zwiespaltes eröffnet — und
damit glaubt man bei den Deutschen moralische
Eroberungen zu machen! Auch in dem Dtani-
feste des Kaisers von Oesterreich vermißt man
jede Beziehung zu Deutschland, es betont
nur die deutschen Staaten. Auch letzteres Ma-
nifest, in welchem eben so wenig wie in dem
preußischen die Ziele des Krieges, für welche
das Blut und das Leben deutscher Söhne ge-
fordert wird — genau bezeichnet sind, wird
auf keine Sympathien rechnen können.

Nach aus Frankreich eingetroffenen Privat-
nachrichten bercitcn sich im französischen Volke
Manifcstationen gcgcn eincn möglichen Krieg

e'men Seite angewendct werden> um dem vorge-
stccktcn Ziele näher zu koinmen, in nachstehrndcn
Zetlen einrn in allen Thcilen durchaus verbürgtcn
Vorgang bekannt zu geben. Am 13. Iuni, Abends
gegen 9 Uhr, wurde drr Oberst v. Tausch, Lom-
mandant dcs 6. Chev.-Reg., außerhalb deS Can-
tonnirungSorteS Gcldershcim bei Schweinfurt ge-
lrgrntlich eineS SpaziergangcS drei Männer gewahr,
welche sich, wte er von ciner tiefer gklrgenen Stelle
drr Straße auS — die ihn zritweise mindcstens
ihrcn Blicken entzog — deutlich vrrnehmen konnte, >
lrbhaft über die militärischrn Verhältnisse in der j
Umgegend, über die Ctrllung der Truppen, die !
Art und Weise, wic man von Soldaten mrhrere
Aufschlüsse bekommen könne u. s. w., besprachen.
InSbesonvere beobachtete der Oberst, daß eincr
dieser Manner, der die Hauptperson zu srin schien,
den brtdrn Andrrn in gebildeter norddeutschcr
Mundart über ihr weiterrS Verhalten und späterrS
Zusammentrrffkn in Görlitz Anweisung erthcilte,

mit Deutschland vor nnd haben sich in ver-
schiedenen Städten Maueranschläge in diesem
Sinne ausgesprochen.

Die tcndenziöse Aussprengung von angeb-
lichen Wiener Correspondenzen, daß die Bun-
deSversammlung während der Kriegsdauer sus-
pendirt und durch eine Versammlung von Mi-
litärbevollmächtigten ersetzt werden soll, beruht
auf vollständiger Erfindung.

Ueber die Äbreise in das Hauptquartier hat
der König yoch keinerlei Bcstimmungen getrof-
fen und der Anfenthalt in Berlin dürfte wohl
noch einige Tage dauern.

Die Aufhebung deS diplomatischen Vcrkchrs
zwischen Hesscn-Darmstadl und Preußen, eben
so zwischen Baden und Preußen, ist in wenigen
Tagen zu erwarten.

Vom Kriegsfchauplatz.

Die „Zeitung für Norddeutschland" vom 20.
bringt eine Reihe von Proclamationen und Be-
kanntmachungen des preußischen Generals von
Falkenstejn und eine Proclamation des Königs
von Hannover an sein Volk. Jn einer Bekannt-
machung des Generals v. Falkenstein wird be-
kannt gemacht, daß die Verwaltung des König-
reichs Hannover vom 19. an auf den genann-
ten General übergeht; die Minister sind ihrer
Functionen enthoben; die Verwaltung des Lan-
des wird nach den hannover'schen Gesetzen fort-
geführt; die Beamten bleiben in ihren Stellen.
Wer den preußischen Truppen durch eine ver-
rätherische Handlung Gefahr oder Nachtheil be-
reitet, verfällt den preußischen Militärgesetzen.
Das hannooer'sche Militär, welches aufgefor-
dert werde, sich zu seinen Truppentheilen zu
begeben, wird, wenn es dieser Äufforderung
Folge leistet, in preußische Festungen abgeführt.
— Die kurhessische Grafschaft Dchaumburg
(Rinteln) ist von dem General v. Falkenstein
in Sequestration genommen. — Die Königiu
von Hannover hat den commandirenden Gene-
ral v. Falkenstein empfangen; auf das Bedau-
ern, welches dieser darüber ausdrückte, berufen
zu sein, I. Majestät so viel Sorge zu bereiteu,
soll die Königin kein Hehl gemacht haben aus^
ihrer Zuversicht, den König, ihren Gemahl, an
der Spitze siegreicher Truppen in seine Resi-
denz wieder einziehen zu sehen. — Eine be-
deutende Krie gscontribution ist gefordert
und bis zum nächsten Tage zu liefern. Als
Betrag wird genannt: 5000 Ctr. Roggenmehl,

scheint, unS belauscht." Nachdem fich die drei
Männcr getrennt, folgte der Oberft tn etniger
Entfernung dcm einzrln Weggchenden nach, wäh-
rend die Anderen sich nach einer anderen Richtung
zu begeben schiencn. Nach etner kurzrn Zeit wandte
fich der Mann, dcm Oberst v. Tausch folgte, rasch
um unv trat vemselben mit drn Worten entgegen:
„Was wollen Sie?" Auf dessen Erwiederung:
„Von Jhnen nichtS!" fragte drrsclbe in frecher
Wcise: „Für was haltcn Sie mich? zog nach der
Gntgegnung des Obersten: „Für rinen preußischen
Spion!" auS dkm Rockärmrl einen sogenannten
Todtschläger hervor und führte damit unter dcm
AuSrufe: „D'rauf!" einen Streich nach dem Kopf
des Oberstrn. Dieser konnte mit seinem inzwischen
gezogenrn Säbkl zwar dieftn Streich noch pariren,
 
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