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Heidelberger Zeitung — 1866 (Januar bis Juni)

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Nr. 50-75 März
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Ueidelbkrger Zeitung.

Krcisucrküildigmgsblatt für den Kreis Heidclberg und amtliches Berkündigungsblatt für die Amts^ und Amts-
Gerichtsbczirkc Hcidclbcrg imd Wicsloch und dcn Amtsgcrichtsbczirk Ncckargeuiünd.

Rr- 7«. Samstag, s«. März


18««.

* Politische Umschau.

Heidelberg, 22. März.

* Laut verschiedcncr sich durchkreuzcnder Tele-
gramme hat in den lctzten Tdgen die Situa-
tiou sich etwaS friedlicher gestaltet; allein ks ist
diesen Nachrichten, die mehr oder weniger, zu-
mal auf bloßcn Gerüchten beruhen, vorerst nur
momcntane Wirkung bcizulegcn, uud wir stchen
in der Hauptsache immer noch, wie vor dcm
Vertrage von Gastein, anscheinend an dcr
Schwelle einer gewaltsamen Löl'nng des Con-
flictS zwischen Oesterrcich und Prcußen Die
Gefahr ist dicsmal sogar dringlicher, als da-
malS, meil Oesterrcich, von dem man im vori-
gen Jahre ziemlich sicher wußte, daß es sich
nicht in der Lage fühle, den von Prcußen ihm
hingeworfencn Handschuh aufzunehmen, jetzt
offenbar (in Folge seiner bessercn Verhaltnisse
zu Frankreich und Jtalien und dcS angebahn-
ten AuSgleichs mit Ungarn) sich in bessere Vcr-
fassung gesctzt glaubt, und Prcußen gegenüber
entschiedener aufzutrctcn jetzt gesonneu ist. Was
in Wien einen ganz besoudercn Eindruck ge-
macht, und den Entschluß, sich auf's Aeußerste
vorzubereUen, gezeitigt habcn mag, ist der Um-
stand, daß die verhängnißvolle, von Preußen
über Schlcswig erlassene Verordnung vom König
selbst gutgcheißen und indirect gegcn Ocsierrcich
gcrichtet ist. — Anch im AuSland sieht man
die Gefahr eines ZusammcnstoßeS der deutschen
Mächte dieSmal dringender an, als im vorigen
Jahre. Damals hat man z. B. nichtS davon
gehört, daß ein auswärtiges Cabinet sich um
Erhallung des Friedens bcmüht und Vorschläge
in diesem Sinne an dic Nächstbctheiligten ge-
richtet habc, wahrend jetzt die Westmächte bc-
kannterlüaßen solche Nolen an die beiden strci-.
tenden Theile, vornehmlich aber schr ernste nnd
eindringliche an Preußcn erlassen haben.

Der „Tcmps" widmet dem heimgegangcuen
Abgeordncten unserer Stadt, Dr. P i ck f o r d,
einen von E. Seinguerlet uuterzcichneten Nach-
ruf, welchcr mit den Worten schließt: „Die
Wahlmänner HeidelbergS begcben sich nach
KarlSruhe, um der Becrdigung ihreS Abgcord-
ncten beizywohncn. Mögen Sic abcr bei diesem
Bewcise ihrer Traucr nicht vergessen, demselben
einen andern anzureihen, mögen sie den Ver-
siorbencn damit ehren, ihm eiucn sciuer wür-
digen Nachfolger. zu geben. Untcr allen Denk-
mälern, wclchc mau zum Gcdächtniß Picksords
errichten könnte, ist keineS passender als dies." —

Schwurgerichtsverhandlungen.

gerichtct gegen die Taglöhncr Anton Kilthan nnd
Lronbard Kreuzer von Käfcrthal, kam in dcr
hente Nacbmittag untcr Vorsitz t>cs großh. KreiS-
gerichts-Naths ÄhleS abgchaltcnen Sitzung zur
Verhandlung. — Die beiden Angeklagtcn trafcn
am Nachmittag dcs 1. December mit Micbael
Beiersdörfer, eincm Arbeiter der FabrikWohl-
gclcgcn, im KronenwirthShaus zu Käfcrtbal zu-
sammrn, uud sahcn bet Gelegenheit drS Würf-l-
spielS dirsrn im Besitz von mchreren großen Gcld-
stückcn. Mit der Absickt, sicd diesrs Geldks zu be-
mächtigen, begleiteten sie AbrneS dcn ctwaS an-
gctrunkcncn Beiersdörfer anf dem Hcimwcg zur
Fabrik; auf der Straße, etwa 20 Sckritte vor
Käferthal, umfaßte plötzlich Kreuzer von hkntrn
den BeierSdörfcr und machte thn durch festes An-
drücken der Arme an den Leib wehrlos, zu gleicher
Zeit versctzte ihm Kiltbau einen Schlag tn baS
Gcsicht und nahm aus sciner Hoscntasche etn 8 fl-

Hoffen wir, daß am Wahltage auS der Urne auch !
cin Namc hcrvorgehe, der diesem berechtigten
Wunsche entspreche und Heidelberg zur Ehre
gcreiche.

Die „Kölnische Zeitung" bringt folgendcs
sehr zeitgemäße Jnserat: „Wird denn keine
Volksvcrsammlung gegcn den Bruderkrieg in
Dentschland protestireu?? Gehen wir schwei-
genv zu Grunde??"

Aus Koustantinopcl wird gemeldet, daß die
Pforte entschlosscn sei, wenn die Großmächte
cs verlangen, die Vereinigung der Fürsteu-
thümer auSnahmswcise abermals zuzugestehen,
doch nur unter einem einhcimischen Fürsten.

D e u r s ch l a n d.

Aus der fünften öffentlichen Sitzung
der Ersten Knmmer.

Fürst zu Löwenstein ist dem Geh. Nath
Bluntschli sehr verbunden, daß er so eingehend
diese ^rinzipiellc Frage erörtert uud dargethan
habe/ daß sich ihre Ideale nimmermehr ver-
tragen. Und doch könnlen dicse hcterogenen
Prinzipien mit einandcr lebcn, wcnn jedes in
seiner Sphäre bleibe, und in dieser lctztcren
Bezichnng sinde er dic Nede dcs Geh. Naths
Dr. Blnntschli inconsequent.

Frhr. v. Andlaw hat mit Bedaucrn gchört,
dicse Jntcrpellation sci cine abgckartcte Sache,
sie geschche nicht aus Ueberzcugung, sondcrn
nur in feindscliger Nichtung. Er danke dcm
Hrn. Geh. Nath Bluntschli für seine Aufrich-

waS von der ciucu Seitc gefürchtet und von
der andern angestrcbl werde. Er macht auf das
Wirkcn dcs Protestautentages in Eisenach auf-
merksam, wobci er die versöhnlichcu Worte deö
Hrn. Geh. Kirchcnraths Nothc besondcrs her-
vorhcbt, uüd konstanrt ferner, welche Zielc der
moderne Htaat crstrcbe. (Nedncr gibt den Zn-
halt cines offencn SendschrcibenS an Hrn. Geh.
Kirchenrach Nothe.wieder.)

Dem Geh. Nath Blnntschli müffe er noch
erwideru, daß die Jnquisition in Nom wirkli-
ches Bcdürfniß, um die Summe und Neiuheit
der Glaubenölätze zu bewahrcn.

Geh. Kirchenrath Nothe: ES ist hcntc schon-
so viel von sachknndigen Mäunern geiprochen
worden, daß er eS sür nnschicklich halte, dic
Aufmcrksamkcit dcr hohen Kammcr längcr in

10 kr. enthaltkiidks Portemonnaie. Bri dcm Gc-
ständniß dcs Anton Kilthau brschäftigte sich die
Vrrhandlung haupisächlich mit drn Fragen, ob,

der angcwrndrtcn Gcwalt rine Nöthigung zur Urber-
laffnng dcs Geldcs bcwirktc. — Jn drr krsten Rich-
tiing schloffcn sich die Gkschworenrn drr Auffgssung
der Anklagr an, indem sie daS Vorhandknscin riner
vcrbrccherischrn Verbindung brjabten. — Dagrgen
wurde dtc zwrite Frage im Sinne der Verkhrtdt-
gnng beantwortct, tndem man die Verabredung

st-dls — 8 »8S, Ziff. 14 g,ii»,rt

ansah. — Die Vrrurthrilung wegen drs lrtztgenann-
trn Dcrbrechrns lautrte anf ctnr grschärfte Kreis-
gefängnißstrafe von jr sccks Monaten. — Als StaatS-
anwalt fungirte Hr. Dr. Cadenbach, die Verthci-
digung lag in drn Händcn der Herrcn Anwälte
Moppert und Scholl.

! Anspruch zu nchmen; allein daS Bedürfuiß hahe
er allerdingS schon gcsuuvcn, auch seine. Mei-
nung hier zu außern und zwar durchdrungen
von der Uebcrzeugnng, daß prinzipieüe Gcgeu-
sätze hier vorliegcn , die lcider iu der unglück-
licheu Lage sind, einander so gegenüber zu stehen,
daß Jeder meint, dcr Eiue thue dem Andern
Unrccht, nnd anerkenne nicht die Aufrichtigkeit
seines GewiffenS. Er glaube uicht, daß diese
Gegensätze, die sich in solcher Schärfe entgegcn-
trcteu, eine Versöhnuug sindcn werdcn; allein
dies geschche erst durch eine lange Geschichte,
uud wir werden wohl von dicser Vcrsöhnung
Nichts erleben. Diejenigcn, die dcn Weg, anf
dem cs gcschehen kann, klar vor Augcn habeu,
sind in der glücklichen Lage, daß sie auch die
Ausichten auf der andcru Scite bcurtheilcn
könuen, und nach mciner Ausicht ist eS so klar,
wie ein Nechcncxcmpel, wie die bctr. Gegcnsätze
sich vcrsöhnen köuuen durch die Geschichtc, nnd
zwar durch die Geschichte, wclche aus dem Sicg
des Christenthums hcrvorgiug. Dgs ist das
Schwicrige an dem Gegcustaud, sobald eS sich
um christliche Fragen handclt, daß die Christen-
heit iu sich sctbst strcilet, und von dicscr Zcit
an stehcn zwci christliche Kirchcn einauder ge-
genüber, während die eigcntliche Kirche nicht
mehr darin steht, sondcrn außcrhalb derselbcn
einc neutrale Stcüung hat.

Wcuu sich nun dic Gcschichte innerhalb der
Christcuheit bekämpst hat, so sci cr dcr gnten
Znvcrsicht, daß es nicht ohne Christum geschchcn
und für die christliche Welt alS eiue Zcit der
Prüfuug gilt. Wcnu die curopäische Mcuschhcit,
wie sie jctzt besteht, ihrcn AliSgaugSpuukt ge-
nommen hat von der großcn Thatsache, die wir
Chrrsteuthum ueuucu, so glaubc er, daß diese
uuverglc^hlichc Thatjachc auch fortwirkcn wird,
und wcnn auch auf andcru Wegeu, als dcnje-
nigcn, dic sie ursprünglich sich gcbahnt. Er
möchte deshalb den vcrchrtcn Hru. Vorreducr
uud die Mitglieder dcö Haui'eS, die in diescr
Beziehuug ihre Ucberzeuguug als Mcinungsge-
noffeu ausgcsprochen haben, driugend bitten,
daß, wenn cr scincrscitö znr moderurn Cultur
und dem moderueu Staat sich bckeuue, dicscS
in der subjcctivcn fcstcu Ucberzcuguug geschicht,
daß cr dieS alö Christ thue, nnd sich deöhalb
dazu bekeuuc, weil cr cS für eine Fördcruug
dcS ChristcnthumS bekcnue in dcr Weise, daß
dcr modcrne Staat cine Fördcruug dcr Moral
in der Welt ist, und mil dem AuSspruch, daß

fall, drr sich veulich anf der dortigen Eiscnbahn-
statickn zugetragrn: Der schwcdische Tänzer Td-
ström, wclchcr skit mehrercn Iahrrn mit Erfolg im
Auslande in dcr Nvlle „Die falsche Pcpita" n. s. w.
auftritt, langtc, von PariS kommend, dieser Tage

alle möglickcn Ländcr bereisc, genöthigt sei, seine
kosibaren Kostnme mit sich zn führen. Drr Zoll-
beamte licß sich jrdoch anf dicsr Wrise nicht über-
zcngrn, nnd als cr außerdcm 11 Paare.ungewöhn-
lick kletner AtlaSsckuhe vorfand, bestärkte ihn dieser
Umständ nock medr in der Ucbrrzeiigiing, daß ein

tuation war für Edström k'incswcgS behaglich, da
tcr Eis'nbahnzug in dem nächsicn Angrnblicke ab-
bampfcn follte. Hier war gutcr Rath theuer. Allein
 
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