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Heidelberger Zeitung — 1866 (Januar bis Juni)

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Nr. 26-49 Februar
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Kreislierkündigimgsblatt für dcn Kreis Hcidclbcrg und anitliches Berkündiguiigsblatt für die Amts- und Amts-
Gcrichtsbczirke Hcidclbcrg und Wicsloch und dcn Auitsgcrichtsbczirk Ncckargcmünd.

M; 2». Sonntag. ». F-ebru.,r


18««

» Auf die „Heidclberger
l Zeitllng" kann man sich

noch für die Monate
Februar nnd März mit 42 Krcuzern abonnircn
bei allen Postanstalten, dcn Botcn und Zci-
tungsträgern, sowie der Expedition (Schiffgasse
Nr. 4).

* Politische Umschau.

Dic „Nhcinische Ztg." sagt übcr die Ent-
scheidung dcs Obcrtribunals Folgcnocs: „Der
prenßische Volksvcrtrcter, dcr bis gcstern mci-
ncn durfte, mit sciner Ucbcrzengung nur seinem
Gcwissen nnd seincn Wählcrn vcrantwortlich
zu sein, als Angcklagtcr vor cincr „„Dcpnta-
tion"" von drei Lenten erschcinen zu müsscn,
von dcncn eben nur zwci andcrs als cr und
die Tanscndc von sclbstständigeu StaatSbürgern,
welche ihn wähltcn, zu denken brauchen, um
ihm mit GefängniWrafen nnd Geldbllßen anf
die dnrch seinen Mnnd laut gcwordencn An-
klagcn und Bcschwcrdcn des Landes zu c«lt-
worten — dicse Jllustration, ,,„die Kriminal-
dcpntation übcr dcm Abgcordnetcnhause"", hat
zu dcm prenßischen Vcrfassungsstrcite blos noch
gcfehlt. Nachdem j§tzt in Prehproccssen von
kühn strcbendcn Staatsanwaltsgehilfen dcr An-
trag gcstcllt wird, gcgen Nedactcure der ver-
sassnngstrenen Prcsse auf Verlnst der bürger-
lichen Ehrcnrcchte zn crkcnncn, ist eS viclleicht
nur noch Frage der Zeit, biS wann ein Mann,
dcn seine Mitbürgcr mit dcr höchstcn politischcn
Ehre aliöstattetcn / Vertrcter dcr Nation im
Parlament zn scin, dafür den Vcrlnst sciner
büracrlichen Ehrcnrcchte davon tragcn kann.
„„Treu bis zur Infamic"" wurdc, alS die hol-
ländische Mchregicrung dcn höchstcn Grad er-
rcichte, die Loosung dcr bclgischen Patrioten:
„„Trcu bis znr Jiifamie!""

Dic Stiinmcnzahl, mit dcr die Entscheidung
deö prenßischcn ObcrtribunalS gegen dic Nede-
freihcit im Abgcordnetenhaus bcschlossen wnrdc,
stellt sich aanz zuverlässig als eine srhr kleine
heraus. Die Mitglicder dcs rheinischen Sc-
nats sind sämmklich bis auf Herrn v. Daniels
in dcr Minorität gitwcsen; zu der Majorität
soll anck — so unglanblich cs klingt — Hcff-
tcr gchört habcn. AlS fcststchend gilt allge-
mcin. daß die Stimmcn der drci Hilfßrichter
dcn AnSschlag gegebcn habcn; ohne dicsclben
würde die jctzige Minorität eine Majorität
von 2 bis 3 .Stimmen gewordcn sein.

An die Rläser, am St. Slafiustage.

Wollt ihr blasen noch als Greise,

^ Mach^'s, wie Luther e« gemacht:

Blast und liebt nnt Vorbedacht.

Nuft es endlich zum Concerte,

Wo man bläst den leyten Ton,

^reift zum Glase, wie zum Schwerte '

Muthig greifl des Krieges Sohn,

Aehmt noch für's Elysium
Einen als Viatikum.

Heidelberg, 3. Febr. 1666. V.

Das „Journal de St Pctcröburg" stcllt, ohne
anf hic Dctails dcr Vorgänge in dcr päpst-
lichcn Audicnz cinzngchcn, welche durch das
Verhaltcn dcS rnssischcn Gcsandtcn, Hcrrn v.
Mcyendorff, bekannt ist, die ZcitungSangaben
in Abrcde, nach wclchen Ocstcrrcich und Frank-
rcich cs unte, nommcn hätten, den Eindruck
dicscS Jncidcnzfallcs anf die Bczichnngen zwi-
schen Nußland und Nom zu »crwischen, und
nach welchen ferner Nnßland PrenßenS D'.enste
zu cincm ähnlichen Zwccke in Anspruch genom-
mcn hätte. Dcrarkige Dicnste scicn nicht an-
geboten und nicht angcnommcn worden.

Deutschland^

Karlsruhe, 2.Febr. Ueber daS Bcfinden
Scincr Königlichen Hoheit des Großherzogs
kommen der „KarlSr. Z." sorlwährend die be-
friedigendsten Nachrichten ans Bcvey zu. Die
schöne und milde Witterung begünstigt in hohem
Grade die täglichen Spaziergänge Sr. Königl.
Hoheit; anch größcre AnSflügc wcrden von Zeit
zu Zeit unternoinmen. So begab sich dcr Groß-
herzog in dcn letzten Wochcn wiederholt nach
Lausanne und Ouchi.

Vorigen .Samstag, den 27. Jan., wurdcn
Se. Königl. Höheit dnrch den Bcsnch dcs Prin-
zen Karl von Baden, Großhcrzoglichc Hoheit,
erfreut; der Großherzog bcnütztc dic Anwescn-
hcit dcs Prinzen, Hochdcnselbcn^ mit cinigcn
Punktcn dcr an Schönhcit so rcichen Umgebung
dcs Genfer See's bekannt zn machen. Dicnstag
dcn 30. Ian. reiste der Prinz nach Karlörnhe
znrück. Scine Großhcrzogliche Hohcit haben
während dcs Znsammensciiis mit dem Groß-
hcrzog den günstigsten Eindruck von Dcssen
alliciti'gem Wohlbcfinden crhalten, daS sich dnrch
das frifchc AuSschen, die kräftige Haltung nnd
die hcitcrstc Stimmung Sr. Königlichen Hoheit
knndgab.

-s* Karlsruhe, 2. Febr. Der Gcsammt-
bctrag uiisercr Zolleinnahmcn für die laufende
Finanzperiodc 1666—67 ist in der Einnahme
auf 2,860,803 fl., und iu der AnSgabe auf
1,009,199 fl. bercchnct. Es ergäbe sich dcm-
nach eine jährliche Ncincinnahme vou 1.851,604
fl. Es ist von besondcrem Jntcrcsse, daS muth-
maßliche Verhältniß dcs badischeu Anthcilö an
dcn gemcins chaftlichen Gefällen des
dcutschcn ZollvercinS vor und nach Abschkuß
der Zott- und Handelscinigung mit Frankreich

(Patti-Entbusiasmus.) Ndcline Patti trat

Emeute drr Begeistrrung. 8 bis 10,000 Mrnschcn
erwartrtrn die Sängerin bei ihrrm Hcraustrrten
auS dem Tbeater. Ibr Wagrn brauchte factisch
eine halbe Stunde — so 'dichtgcdrängt war die

man drängte sich Mann an Mann an den Wagen-
schlag, man warf sich unter die Rader, unter einrm
rndlosen Zubrlgrschrri. Der Hut der anmnthigcn
Künstlerin wurde förmlich zerriffen, und man stritt
sich um die kleinstcn Siückcken, als wären eS Re-
lquien. Die Mkvge drängte sich stunbrnlag untrr
drm Balkone der Sangertn, wrlche, um drn Tu-
mult zu brsckwicktigrn, die Blumen vrrthrilte,
welche man ihr während der VorsteUung zu Tau-
senden zugeworfen hatte.

kenncn zu lerncn. Die Gcsammtcinnahme de
dculschen ZollvereinS nnmitrelbar vor dcr Eini-
guug mit Frankreich brachte rund die Summe
von 45 bis 46 Millioncn Gnldcn. Jn Folge
dcr bcträchtlichen EingangSzollherabsctznngcn
von mehreren Hanptartikcli,, namcntlich Wcin,
Eiscnwaaren, Scide- und Woüenwaaren, ferner
in Folge der Aufhcbung von manchcn EingangS-
und Ausfuhrzöllcn wird für die Gcsammtein-
nahme dcs Zollvcreins ein AuSfall von etwa
7 Millioncn Guldcn erwartet. Dics ergsbt
gcgcn früher ungefähr 15 Procent Mindcr-
einnahme.

Jn dicsem Vcrhältniß wird nun auch nnsere
Staalskassc belroffcn. Der Anthcil Bat-enS an
.den gemeinschaftlichen drntschen Zollgefällcn
nach Abzug dcr Kostcn brachtc biö znm Zahre
1864 nnscrcr StaatSkasse durchschnittlich ruud
1,400,000 fl. ein. Nach dem allgcgcbencn Min-
derbctrag von 15 pCt. crmäßigt sich demnach
unscr Antheil an den dcutschcn Zollrcvcnucn
um die Nundsllmmc vou ctwa 200,000 Guld.
Statt 1,400,000 fl. sind demnach auch nur
etwas übcr 1,200,000 fl. in daS ncue Bndgct
anfgcnommcn, immcrhin für cin klcincs Land
ein beachtenSwcrthcr AuSfall. Dagcgcn wiegt
fich dicscr AuSfall wohl vollkommcn dadnrch
auf, daß dic Consumcnten manchc Dcdürfnisse
wvhlfcilcr bcfricdigcn könncii; anch dürfle der
nach den frühercn Erfahrungcn in AuSsicht gc-
nommcne Nückgang dcr ZoUcinnahme dadrzrch
yemindcrt, wcnn auch nicht ganz anfgrhoben
wcrden, daß in Folge dcr crmäßigten Zollan-
sätzc die Einfuhr maiichcr Waarenartikc! vor-
auSsichtlich sich aiischnlich steigcrt. Ferncr ist
sclbftvcrständlich in Ncchnung zu bringcn, wclche
Stcigcrung unscre inläüdischc Produktion durch
das erwcitcrtc französische Marktgcbict crfahrcn
wird. Hicrübcr ein richtigcö Urtheil zu gcbcn,
ist indcß der Tcrmin noch zu kurz; wir könncn
geradc hicrin erst nach längcren Erfahrungcu
cin richtigcö Facit zichen.

)( 'Heidelberft, 3. Februar. Die gcstern
Abend abgchaltcne Versammlung dcö hiesigen
Protestantcnvcrcins war eine dcr zahlreichst
bdsnchtcn. Thcilnehmcr wollcn die Zahl zwi-
schcn 200 und 300 annchmcn. Wcnn übcr-
haupk das Jntcrcsse. an diescn Vcrsammlungen
lebcndig ist, so mag cs gestern noch inSbeson-
dcre die wichtige Fragc dcr Civilehe gcwcsen
scin, wclche Dicle zum Anwohncn bcstimmte.

Dicsc Fragc wurde nun auch in lichtvoller

mristen sog. StaatSmännrr mrrken erst an Donner
und Blitz, daß rin Gewittrr im Anzug ist.



Zum Benrfiz für die Soubrrtte Frl. Adrian
wird am Montag, den 5. ds., Sonper's mrlo-
dienreicke Oper „das Pensionat" wiedrrholt,
wclche bri der erstrn VorsteUung so reichrn Brifall
fand. Dazu zum rrstrn Mal „daS Singvögel-
chen", ein rrizendrS Liedrrspiel von Iacobssohn,
mit Musik von Berghof. Sin ganz brsoiidrrrs In-
trreffe wtrd dtrse Vorstrllung dadurck grwinnen,
daß ein hirsiger höchst taleiitvollrr Kunstfreund auS
Grfälligkrit für die Bcurfictantin die Roüe drS
 
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