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Heidelberger Zeitung — 1866 (Januar bis Juni)

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Nr. 26-49 Februar
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Krcislierküildigungsblatt für üen Kreis Heiöelberg unv aintliches Verkänbigungsblatt für üic AmtS-- unü AuitS-
Gerichtsbczirke.Heidelberg unü Wiesloch unü den Amtsgerichtsbezirk Neckargemünd.

N»' 37. Mittwoch. 14. F-ebruar

L8«S

* Polirische Umschau.

Die Namen der wenigen Männer, welche es
für gut befunden haben, sich bei der Abstim-
mung zum Standpunkt der preuß. Regie'ruug
in dcr trosllosen Frage über den Beschluß des
Berliner Obertribunals zu bekennen, sind: von
Aulock, Austen, v. Blanckenburg, Graf Blu-
menthal-Suckvw, v. Busse (Neustettin), v. Busse
(Namslau), v. Denzien, v. Diederichs, Engel-
brccht, v. Ernsthausen, Graf zu Eulenburg,
Graf Finck von Finckenstein, Fritzick, Frantz,
Froning, v. Goßler, v. Gottberg, Haanen,
Hahn (Ratibor), v. d. Heydt, Hübner, Jaensch,
v- Jagow, Mader, v. Mitschcke-Collande, Graf
Renard, Frhr. v. Richthofen, Rohden, v. Roon,
v. Selchow, Graf Strachwitz, Wagener (Neu-
Stettin), Wantrup, Weltze, v. Weyher.

Die Wiener „Presfc" berichtet aus Pesth,
daß, nachdem daselbst bekaunt geworden war,
die Differenzen mit Preußen hätten den Mi-
nisterrath lebhaft beschäftigt, die hervorragend-
stcn Persönlichkeiten und Partciführer eine fest-
liche Gelegenheit ergriffen, um die Versicherüng
zu geben, Ungarn werde vor keinen Opfern
an Gut und Blut zurückschrecken, wenn von
irgend einer Seite her Verwicklungen auftauchen
sollten.

Der spanische Senat hat mit einer Mehrheit
von 62 Stimmen die Adrcffe angenommen.
Der Finanzminister erklärte, die Finanzlagc sei
günstigcr, als man glaube. Die Passiven be-
tragen 1400 Millionen, an Activen seien in
Bons der Staatsgüter 4700 Millionen vor-
handen.

DeutfchLernd.

-s-* Karlsrube, 12. Febr. Unter der Ge-
sammtsnmme von etwaS mehr als 3 Millionen
Gulden für das Jahr, welche für Bestreitung
des ordentlichen Militäraufwandes bei unS be-
reits erforderlich sind, besindet sich die Summe
von 210,807 fl. für Militärpensionen und zur
Unterhaltung des Jnvalibencorps. Der Betrag
der Militärpensionen hat gegen den Bedarf in
der letzten Finanzperiode um etwas weniges ab-
genommen. Während nämlich der Pensions-
etat in den Jahren1864—65 noch im Durch-
schnitt 198,512 fl. jährlich in Anspruch nahm,
bofft man in gegenwärtig laufcnder Finanzpc-
tiode mit durchschnittliä^ 193,279 fl. jährlich
auszukommen. Die Mlnberforderung bctragt

daher etwas über 5000 fl. Der Stand der
Pensionäre hat sich nämlich vom 1. Oct. 1863
bis dahin 1865 um 96 Köpse, und dadurch
um etwas über 6000 fl. vermindert. Nach die-
sem Verhältniß ist dcr Abgang in laufender
Pcriove berechnet. Gewiß aber läßt sich nicht
in Abrede stellen, daß die Gesammtsumme der
Militärpensionen schwer ins Gewicht fällt, und
daß dies Mißverhältniß zu dem gesammten
Staatsaufwand noch mehr in die Augen springt,
weun man ben Betrag der Militärpensionen
mit vem Gesammtbetrag sänimtlicher Civilpen-
sionen (elwas über Mill.) in Verglcichung
bringt. Dcr Wunsch, daß bei Pensionirungen
mit größerer Strenge und Rückhaltung verfah-
ren werden möge, erscheint daher in der That
vollkommen zerechtfertigt, besondcrs mitlen in
der Zeit tiefen Friedens, wo kein Grund zu
frühzeitigen Pensionen vorliegt. Dagegen möch-
ten wir gar sehr wünschen, daß die geringe
Position von Pensiynen für alte gebrechliche
Soldaten, die ihren Lebensunterhalt nicht mehr
vcrdiencn können, angemesfen erhöht werde.,
Denn was sollen 29 fl. 36 kr. jährlich, was
gegenwärtig der Betrag einer sogen. FeldzugS-
pension ist, für ehemalige Soldaten, die die
frühern Feldzüge mitgemacht haben, Leute, von
denen weit die meisten im höchsten Grade ge-
brechlich sind und im hohen Greisenalter stehen?
Wer in einem wirklichen Kriege seiuem Vater-
lande gedienl, und unter Entbehrnngen und
Strapatzen vielleicht einen siechen Körper für
die ganze Folgezeit davongetragen hat, der sollte
doch besser bedacht und im hohern Alter wenig-
stens gegen die drückendsten Nahrnngssorgcn
sicher gestcllt werdeu. Leider geht eS auch hier
dencn, die des Tages Last und Hitze getragen,
wie dem Poeten; es ist AlleS vertheilt, bis die
Reihe an sie kommt. Wir wollen von gegen-
wärtigem Landtag erwarlen, daß in Ueberein-
stimmung mit der Kriegsverwaltung hier, wo
wirkliche Noth ist, besier und gerechter ge-
sorgt werde.

AuS Baden, 11. Febr. Wie jäm-
merlich noch Manches in Deutschland bestellt
ist, ergibt sich aus einem Fall, der sich kürzlich
bei einem Gerichtshof des Landes ereignete.
Ein bayerisches Handelsgericht sendete an ein
badisches Kreisgericht ein Urtheil mit dcm Er-
suchen, daffelbe durch Pfändung gegen einen
in Baden wohnendcn bayerischen Staatsange-
hörigen zu vollziehen. Der Kläger war eben-

falls ein Bayer, nach dem Sprachgebrauch un-
seres Prozeßgesetzes also ebenfalls ein Auslän-
der. Man sollte nach dcn seitherigcn Anstren-
gungen zu eincr gemeinsamen Gesetzgebung
glauben, daß das badische Gericht verpflichtet
wäre, das sörmliche Urtheil eines de.utschen
Buüdesstaates sofort zu vollzicheu. Dies ift
jedych keineswegs dcr Fall. Der badische Ge-
richtshof mußte den Beklagten zuerst anhö^en,
der behauptete, daß von Bayern eine gleiche
Willfährigkeit bei Vollstreckung von Urtheilcn
badischcr Gerichte nicht beobachtet werde. Dcr
Kläger hat nun nachzuweisen, daß die Gerichte
seiner Heimath in ähulichcn Fälleu die badischen
Urtheile ebenfalls vollzichen. Diesen Beweis
kann er aber wahrscheinlich gar nicht führen,
denn es liegt bereits ein Fall vor, in welchem
ein bayerisches Gericht den Vollzr^g eines badi-
schen Urtheils verweigerte.

c5 AuS Baden, 12. Febr. Jm Bereiche
der Gemeindegesetzgebung sind 2 Gebiete zu
uuterscheiden: Die eigentliche Gemeindeverwäl-
tung und deren Factoren, und der materielle
Haushalt der Gem'einden. Dieser letztere wird
von den Vorlagen, welche den Kammern von
der Regierung untcrbreitet werden, zunächst un-
berührt bleiben. Etwaige Bestrebungen daher,
die daraus hinausgehen, Aenderungen in letz-
*tcrer Beziehung herbeizuführen, z. B. in Bezug
auf die Gemeindebesteucrung, die Armenpflege,
die Stellüng des Vermögens mancher Stiftun-
gen uNler Gemcindeaufsicht, werdcn Sachc der
Kammer selbst sein; und es ist wohl zu er-
warten, daß diese Gegenstände aus der Mitte
der neuen Fortschrittsp'artei (wie wir schon
früher angedeutet habcn) in Form von.Motio-
nen, oder wie immer angeregt werden. Es
entsteht dann die Frage, ob und wie weit auf
dieses hin sich die Negierung zu GesetzeSvor-
lagen ihrerseits veranlaßt sieht. Anders ver-
hält es sich aber mit den Gegenständen der er-
sten Gattung. Hier kann im Lause dcr Ver-
handlungen die Kammer immerhin, z. B. eine
kürzere Amtsdaucr der Bürgermeister, die Vor-
nahme der Wahl durch die Gemeinde (statt
durch den großen Ausschuß), das HinwegfSllen
des Bestätigungsrechts durch die Regierung in
die betreffenden Gesetzentwürfe hineinbringen.
Was das Letztere (das Bestätigungsrecht der
Regierung) betrifft, so scheint diese keinen gro-
ßen Werth darauf zu legcn; unter der neuen
Aera ist ohnehin von dicsem Rechte selten oder

Stadc, 6. Fcbr. In dcr Nacht vom 3. zum
4. d. tst nn Bord der „Borussia" ein feincr Gau-

Ueberzieher und außerbem, zu seiner nicht gcringen
Bestürzung, eine Brieftasche 'mit ungefähr 1500
Dollars Papter, welche er stets in der Tasche bei
trug. Trotz der genauesten Nachforschungen war
von den vermißten Gegenständen nichts wieder zu
entdecken. Als nun am Nachmittage deffelben Tagcs

Dampfboot besteigt, um sich über Stade in seine
alte Heimath zu begeben, so fällt sein Auge auf
einen Mapn, dessen Kopfbedeckung auf einen der
^ Jngenieure von den größern Dampfbooten schlirßen
läßt, dessen Urberzieher aber dem ihm abhanden
gekommenen zum Verwechseln ähnlich sieht. Zwar
mag er kaum seinen Augen trauen und den schwachen
Hoffnungsschimmer verfolgen; doch bald wird ihm,
waS er kaum zu vermuthen wagt, zur unzweifel-

haften Gewißheit, als er plötzlich in den Händen
deö jhm immer so verdächtiaen Mannes eine ihm

ner ist, nach seinen späteren Aussagen, aus Hanau
und will ston einmal auf der „Borussia" alS Koh-
lenträger gcdient und fich nun Arbeit suchend, auf
die „Borusfia" begeben unb bet dieser Gelegenheit
den Diebstahl ausgeführt haben. Die Kopfbedeckung
mit dem Abzeichen der Officiere hatte er fich erst
später gekauft, vermutblich tn der Meinung, da-
durch die etwaigen Nachforschungdn beffer von fich
ablenken zu können. Das Geld war zur großen
Freude des Bestohlenen nock fast vollzählig vorhan-
den. Es fehlte nur die kleine Summe von etwa
15 Dollars.

Die „Hotel-Zeitung" erzählt folgende Geschichte:
„Hr. Meyer hatte Geschäfte in D .... und kehrte

der im Gasthofe bei A-spetste, gern sprcchen

wollte, so ging er gegen 2 Uhr dorthin und traf
die Gesellschaft beim Nachtisch. Er bestellt sich eine
balbe Flasche Wein und setzt sich zu seinem Freunde,
plaudertmit ihm und genießt einigeS mit von denr
Backwerk oder von dem Obste. Als er später auf-
bricht und seinen Wein bezahlt, tst er so ehrlich, zu
sagen, er habe eine Kleinigkeit vom Nachtisch ge-
geffen. Der Wirth fordert ihm die gesetzten 20 Sgr.
für Mittagstisck ab. „Aber", ricf Hr. Meyer, „ich
häbe ja nur vom Nachtisch eineKleinigkeit grgeffen!"
— „Das macht nichts", sagte der Wirth, „wer hier
viel oder wenig tßt, der bezahlt sein Couvert".
Der rc. Meyer mußte sich tn daS Unvermeidliche
fügen. Jch werde mich revanchiren, dachte er, und
dazu hatte er allerdingS die Mittel. Er hatte näm-
lich einen Sckreiber, der in der ganzen Umgegend
alS ein Freffer verschrten war. Zu diesem sagte er:
„Morgen dürft Ihr den ganzen Tag nur wenig
effen; denn übermorgen geht Ihr mit mir nach D.,
da sollt Ihr auf metne Rechnung fS^ln speisen bei

A-, da bringen vie Kellner uns Wild, Kische,

safttges Rindfleisch — (hier ltef dem Schreiber daS
 
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