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Heidelberger Zeitung — 1866 (Januar bis Juni)

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Nr. 50-75 März
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ridrlbergrr Ztiluiig.

KreisveMldigmgsblatt für den Kreis Heidelberg und amtliches Perkündigungsblatt für üie Amts- und Amts-
Gcrichtsbczirkc Hcidclbcrg und Wicsloch mid dcn Anitsgcrichtsbezirk Neckargeniünd.

sn- KL. Dienstag. «. März


18«K.

* Politische Umschau.

Heidelberg, 5. Marz.

Wie die Berlincr „Börsenztg." meldet, hätte
die preußische Regierung im jüngsteu Minister-
consei^ beschlossen, den Gasteiner Vertrag zu
kündigen, um hiedurch freie Hand für ein De-
fininvum zu erhalte'n; eine Verstärkung der
Truppen in Schleswig sei bevorstehend.

Nach dcr Wiener „Presse" hätte Hr. v. Gab-
lenz. eine auf die Gingabe der holsteinischen
Statthalterei bezügliche Speciglinstruction er-
halten. Der Erlaß eines kaiserl. Manifestes an
die Holsteiner sei sehr wahrscheinlich.

Die Berliner „Volkszeitung" sagt: „Wir
glauben an keinen Krieg gegen Oesterreich ohne
Anhang in Schlcswig - Holstein, ohne Anhang
in Deutschland und ohne Anhang in Europa,
bloö um aus der Verlegenheit zu kommen, in
die man sich selbcr hineingeführt hat."

Die Nachrichten der „Kieler Zeitung" und
„Francc" bezüglich ciner Verstarkung der öster-
reichischen Truppen in Holstein sind absolut
unbegründet. Die Brigade Kalik genügt. So
wird aus Wien geschrieben.

Der „Weser-Ztg." wird von Kopenhagen
telegraphirt: Hier laufen seltsame Gerüchte um
über Verhandlungen, die zwischen Oesterreich
und Dänemark in Betreff der Herzogthümer
unter franzönschcr Vermittelung gcpflogen wer-
den sollen. Von Preußen heißt es sodann, es
habe die Rückgabe NordschleswigS angeboten,
Dänemark verlangc aber dicGrenze südlich von
FlcnSburg zu ziehen.

Ein Courier ist alS Ueberbringer der Rati-
ficalion dcs HandelSvertrages zwischen Jtalien
und dem Zollverein von Florenz nach Berlin
abgeriist. Die Auswcchsclung der Ratificatio-
nen wird erst nach erfolgter Genehmigung durch
daS Parlament erfolgen.

Der „Jtalie" zufolge wird gemäß den zu
Anfang des Februar ertheilten Weisungcn die
italienische Armee und die Militärverwaltung
voüständig auf den Friedensfuß gesetzt werden.

Nach der „Patrie" soll in den Donaufürsten-
thümern eine Partei bestehen, deren Agitation
wieder zu einer Trennung der Moldau und
Walachei abzielten.

Nach der Madrider „Epoca" ist auch die
Republik Columbia dem Bündnissc von Chile
und Peru gegen Spanien beigetreten.

D e u t f ch l a n d.

Karlsruke, 4. Fcbr. Se. Königl. Hoheit
der Großherzog hadcn deu Kammerjunker
Ferdinand Frhrli' Alesina v. Schweizer,
Legationsrath und Ministerresideuten am kgl.
italienischcn Hofe, zum Kammerherrn zu ernen-
nen geruht. Den Nechnungsrath Winthcr
bei dem evangelischen Oberkirchenrath auf sein
unterthänigsteö Ansuchen wegen leidendcr Ge-
sundheit in den Ruhestand zu versetzen; der
auf den Professor Dr. Fischer gefallenen Wahl
zum Proreclor an der Universität Freiburg für
das Studienjahr von Ostern 1866 bis dahin
1867 die höchste Bestätigung zu ertheilen; den
außerordentlichen Professor Dr. Levin Gold-
schmidt in Heidelberg zum ordcntlichen Pro-
fessor und Mitglied der juristischen Fakultät
der Universität daselbst zu ernennen.

x Kar-lsrube. 4. März. Die heutige
Rückkehr unsereS Landesherrn von der Schwei-
zergrenze bis in die Residenzstadt glich
einem wahren Triumphzuge. Jn Basel wurde
Se. Königliche Hoheit von den Bürgermeistern
der Städte Karlsr«he, Mannheim, Heidelberg I

und Baden 'feierlich begrüßt und zum badischen
Bahnhof in Kleinbasel geleitet. Dort waren
24 Deputationcn von Gemeinden des LandeS
versammelt, in deren Namen und als Vertreter
der ersten KreiShauptstadt dcs LandeS Bürger-
meister Fauler von Frciburg in einer hcrz-
lichen Ansprache das Wort crgriff, um dcr
Freude deS Landes über die Wicdcrgenesung
und dic glücklichc Rückkehr dcs allverehrten
Fürsten Ausdruck zu vcrleihcn. Se. Königl.
Hvheit danktc ebenso gcrührt wie frcudig übcr-
rascht für den herzlichcn, ihm zu Theil gewor-
. dcnen Empfang an der Grenze des Landeö, für
die Bcweise treucr Anhänglichkcit und Liebe
sei-nes Volkes, desscn er auch stelS in der Ferne
gedacht habe; er kehre nunmchr neu gekräftigt
zurück, um mit Freuden die schweren Pflichten
seines Regentcnamtes zum Wohle uno zum
Glücke seines LandeS wieber zu übernehmen.
Der Extrazug setzte sich darauf in Bcwegung.
Auf jeder irgend bedentenden Station harrten
Depulationen, Se. Köuigliche Hoheit aur daS
herzlichste zu begrüßcn, und keine an der Eisen-
bahn gelegenc, noch so kleine Gemcinde hatte
eS unlerlassen, durch AuSschmückung des Bahn-
hofes, durch Glockengeläute und Böllerschüsie
dem allvcrehrlen Landesfürsten ein freudigcs
Willkommen zuzurufcn. Jn Freiburg, wo sich
tausende und abertansende zum Bahnhof dräng-
ten und ein nicht endender Jubcl den Gefühlen-
der Freude und der Theilnahmc Ausdruck ver-
lieh für die Wiedergenesuug unscres theuren
Regenten, war der Empfang ein besonders herz-
licher. Jn Oos wurde der Großherzog von
Höchstseiner Gemahlin und den Kindern, sowic
von der Prinzessin Wilhelm auf das freudigste
überrascht und -nach cinem kurzen Anfenthalte
verließ der Extrazug diesc Station, um nach
.4 Uhr in der Rcsidenz einzutreffen.

tz Knrlsruhe, 4. MLrz. Soeben — 4 Uhr
7 Minuten — kehrt Seine Königliche Hohcit
der Großherzog in die Residenz zurück, cm-
pfangcn von Sr. Großh. Hoheit dem Prinzcn
Wilhelm, deu Mitgiiedern dcs StaatSmi-
nisteriums, den hohen Würdenträgcrn des
Hofes, der Armee- und Civil-Staatöverwaltung,
ferner einer Abordnnng der hohcn 2ten Stände-
kaminer. sowic des GemeinderatheS, von den
Gesang- u. Turnvereinen, derFeuerwehru. einer
aus 40 Mann bestehenden berittenen Abtheilung
der hnsigen Bürgerschaft. 60 Kanonenschüssc ver-
kündigten der Stadt die erwartete Ankuuft un-
seres hochverehrten Fnrsten, welcher schon in Oos
von Höchsidcsien Gemahlin und Kindern und
Jhrer Großh. Hohcit der Prinzessin Wilhelm
überrascht wurde. Se. Königliche Hoheit ver-
weilten bci den im Bahnhofsgebäude harrcnden
hohen Herrschaflcu eiue Vicrtelstunde und er-
schicncn sodann in der Mitte des masienhaft har-
reüden und sich zudräugenden PublikumS, desicn-
tausendstimmiges Hoch die wohlwollendste Auf-
nahme fand. Jm offenen Wagen und in Bc-
gleitung der allerhöchsten Familie fuhren iL>.
Königl. Hoheit in langsamem Schritt durch die
Karl-Friedrichs-Straße nach dem Großherzogl.
L-chlosie.

Einen sehr günstigen Eindruck machte das
ausgezeichnete, von Gesundheit und Wohlbefin-
den zeugende Aussehen des geliebten Fürsten
und es war dem Beobachter leicht möglich, zu
erkennen, wie auf Aller Mienen sich eine innere
Befriedigung beim Anblick des verehrten Lan-
dessürsten auSprägte, und daß die Bewohner
der Residenz doppelt stolz darauf sind, unsern
Landesvater wieder im Schoße seincr Fa-
milie und im Schlosse seiner erhabenen Ahnen

-E

^ zu wissen. — Sämmtliche Straßen der Stad
sind festlich beflaggt und die neu crrichteten
Wasserwcrke sind in voller Thätigkeit.

Karlsrude, 3. März. Die „KarlSr. Z."
schreibt ofsiziös: Die Abstimmnng, welche Baden
auf der hicr abgehaltenen deutschen Postconferenz
in Belrcff des auf sofortige Zulasiung Holsteins
zum Postverein gestellten Antrags abgegeben
hat, ist von auSwärtigen Blättern dahin gedeu-
tct worden, als ob sie mit einer Aendcrung in
dcr politischen Auffassung der großh. Regierung
über dic schleSwig-holsteinische Angelegenhcit zu-
sammcuhängc. Wir sind ,in der Lage, diese An-
sicht als völlig grundlos zu bezcichnen.

Die Jnstruirung des großh. Confcrenzbevoll-
mächtiglen fällt in das Ressort des großherzogl.
HandelsministeriumS, nnd dic Gründe für die-
selbe können daher naturgemäß nur avf sach-
lich-tcchnischem Gebiete gcsucht wcrden. Hättcn
politische Gesichtspünkte dabei maßgebend sein
dürfen, so unterliegt cS keinem Zweifel, daß
daS badische Votum, gemäß dcr von der großh.
Negierung in dicser Beziehung von Anfang an
biö jetzt unverrückt eingcnommencn Stellung,
ein anderes gewesen wäre.

Baden, 3. März. Die Spielaktien
srnd in der lctzten Zeit wieder ftark in die Höhe
gegangen. Man ruft sich wiederholt den Be-
schluß der zweiten Kammer wegen Kündigung
des Spielpacktes in's Gedachtniß zurück, wel-
cher von der VorauSsetzung ausging, daß die
Zuknnft Badens durch Errichtung großartiger
Kuranstalten gesichert werye. Mau warf derRe-
gierung vor, daß sie in dkeser Beziehung noch
nichts gethau habc und vernahm mit eincr
gcwisscn Befriedigung dic Nachricht, daß die
Unterhandlungen mit dem zu berufcnden Bade-
arzte abgebrochen seien. Daß nicht so schncll
ein Ersatzmann zu finden ist, haben die sert-
herigcn Versuchc mit Skanzoni und Bennecke
zur Genüge bewiescn. Eö ist einc glückliche
Wahl um so schwierigcr, als man nicht jedem
Gclehrtcn oder akademischen Lehrer die freige-
wordene Stelle anznbieten wagen darf; denn
der Wirkungkreis des Badearztes ist, abgcsehen
von der gcringen wissenschaftlichen Bcdeutung,
unter den gegebcnen Verhältnissen mit mehr
oder wcniger Humbug verbundcn; so wenig-
stens faßte der Gch. Hofrath Dr. Guggeat,
der Leibarzt der vornehmen Welt, die Sache
auf. Die Angst vor der Aufhebung des Spieles
äußert übrigens bercits ihre Wirkung.- Jn
jüngster Zeit sind vier Ganten beim hiesigen
Amtsgericht anhängig geworden, im Zahr 1865
sind PfandbuchSeinträgc fiir den Schuldbetrag
von über einer Million Gulden gefcrtigt wor-
den, anch sollen die Preise der häufigcn Fayr-
nißverstcigerungen nicht unbedeutend zurückge-
gangen sei'n. -Wir sind sehr gespannt, ob, wie
verlaütet, die Regicrung den Kammern eine
Vorlage für Verlängerung. des Spielpachtes
bjs zu dcm letzten Termin, Ende des Jahres
1870, machen wird. Jst dieses der Fall und
gehen die Stände darauf ein, dann möge man
sorgfältig Acht haben,.daß nicht in irgend einem
Theile des Landes eine Polizeibehörde auf den
Einfall geräth, die strengen Bestimmungen des
Polizeistrafgcsetzes über das Verbot öffentlicher
iLpielbanken anzuwenden. Was in Badcn er-
laubt ist, kann anderwärts nicht strafbar sein.

F Aus Baden, 3. März. Die eifrige
Unterstützung der Eckharvsichen Motion (über
Einführung der Civilehe) in der zweiten Kam-
mer, sammt den weiter erfolgten Andeutungen
über da« Schul- und Stiftungsgesetz vermögen
wohl die von klerikaler Seite schon vielfach
 
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