Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Zeitung — 1866 (Januar bis Juni)

DOI Kapitel:
Nr. 126-151 Juni
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.2795#0647

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Mlage M Hei-elt»erger Mtung.

M 1L«. Soirntag, den 17 Jnni 1868.

Deutschlan-

Darmstadt, 12. Juni. Jm weü-r-n Ver-
laufe dir hiutigen Sitzung unserer zwciten
Kanimer crklärte Hr. v. Dalwigk: Er sei der
Anstcht. daß die Mittelstaaten durch Eintreten
in den Kanitzf wesentlich auch zur Verhinderung
einer Zertrümmerung des preußischen Stantes
bcitragen könnteu. K.J. Hoffmann: Die Nath
sei noch nicht so angcwachsen, daß man die
ganze Steuerkrast schon jetzt ausschließlich zu
Militarzwecken anstrenge» müffe. Den Verspre-
chungen des Ministeriums aber müffe man mit
Rückstcht auf scine politische Vcrgangenheit miß-
trauen. Die SchleSwig-Holsteiner würden einen
Sicg Oesterreichs als ein Nnglück betrachten (?).
Dicser Aeußerung gegcnüber machen v. Dalwigk,
Legationsrath Hofmann und Geh. Jnstizrath
Hofmann auf die in Adreffcu u. s. w. vielfach
kundgegebene gegentheilige Stinimüng derselbcn
aufmerksam. LegationSrath Hofmann: Es sei
bchauptet worden, mit Oesterreich würde die
Reaction stegen, an eincn Sieg Preußens aber
würde sich, behauptct er, die Untcrdrückung des
constitutionellen ShstcmS in Prcußen und
Deütschland knüpsen. Diehl erklärt stch gegcn
die preutzische Spitze, will aber keincn Krieg
gegcn daS preußische Volk. LegationSrath Hos-
mann protestirt dagege», daß man dcr Regie-
rung diese Absicht unterstelle. Den Herzogthü-
mern gegenüber müßten die Mittclftaaten jctzt
ihre Versprechungen erfüllen. N. Hofmann ist
principiell gegen Neutralität, will aber cincm
Ministerium, wclcheS nur Jesuiten und Junker
zu protcgiren wiffe, die Mittcl zum KaiNpfe
nicht bewilligen. Nedner ist der Anstcht, die
Rcgierung HLtte zur Volksbewaffnung greifcn
sollen, um durch ein an den prcußischen Gren-
zen ausgestellteS Bolksheer die Revolution gegen
daS Biömarck'sche Regimcnt z» provociren und
dann zu stützen. Büchner: Di-Föderativrepu-
blik sei ein Jdeal. Die jctzigen Regierungen
seien nicht im Stande, eine kräftige Zniliative
im Sinne der Mehrheit des Bolkes zu ergrei-
fen. Auf den Vorwurf dcS Rcdners, in Heffen-
Homburg halte man an bist Lhjoluten Regie-
rungSform fest, antwortcte ». Dalwigk, dicseS
LLnhchen habe eine Brrsaffuug, wit welcher die
Bevblkerung zufrieden sei. Würden aber die
Hombnrgcr bei dem BundeStag um VersassungS-
Aendepüngen Mitivnirdn, so wütöb die Rbgie-
rung nicht zögern, diese zu gewähren. Auf eiue
Anfrage Schulze's, ob die Regierung auch jetzt
nicht geneigt sei, die Mainz-Darmstädter Con-
vention aufzuheben, erwidert der Ministerprä-
stdent, er glaube zwar, die Convenllon sei mehr
im Jnteressc dcs Staatcs, alS in demjenigen
des Bischofs abgeschlossen, doch verspreche er,
um dem Wunsche der Stände nachzukommenj
enetgijch dahin zu wirken, daß biesetbe auf dem
Wege der Gesetzgebung cnlfernt werde.

— 13. Juni. Zu Ansang der heutigen Siz-
zung ergreist K. I. Hofmann daS Wort und
erklärt zu Protocoll, daß er zwar zu der gestrigen
Aeußerung v. Dalwigk'S, zur Behandlnnz det
Komburger Frage seien die Ständc nicht com-
petent, schweigen wolle, um die Verhandlungen
nicht allzuschr in die LLNge zu ziehen, stch aber
gegen die Unlerstcllung der Uebcreinstimmimg
verwahren müsse. Volhard hält Oesterreich
lür eben so ichuldig an dem jetzigen Unglückf
der Elbherzogthümer alS Preußen, so träfs LUch
insbejondere die beideu Vormächte dic gleiche
Schuld wegen der Vertreibung der BundeS-
truppen aus HölsteiU, daS jetzige Vorzeheii
Ocsterreichs, die Rechte der Herzogthümer wie-
tcr hcrzustellen, sei eitel und dürfe diescr Groß-
niacht kcin Veriranen geschenkt werden! Ein
Pailament, däs erst nach Ereirung einer Cen-
tralgewalt in'S L-b-n treten solle, sei -iU zwei-
felhaftes Geschenk, das Volk wäre dann ab-
hängig von dem guten Willen der Ccntralge-
walt. Redner zählt dann die Sünden auf,
dcren stch das Mittistcrium Dalwigk schon
schuldig gemacht und critisirt die BundeSge- j

üossen ünseter Regierung, so insbesondere die
Slrafbahern von der Psordten's, dic Ausfüh-
rnngen in dem würtemdergischen StaatSänzei-
ger und Oestcrreichs Politik untex Metternich
Redner glaubt, daß Oesterrcich SchlcSwig-
Holstein gegen eine Abfertigung sofort preis-
gebcn würde. Er könne Nicht für die Regie-
rUUgSpropofltio» flimmen, weil er kein Ver-
traueu zu dem jetzigen Ministcrtum haben
könne. v. Dglwigk sagt, daß er nicht mehr
auf alle, Einzelheilen bctreffeude Vorwürfc ant-
worten werde, zumal wenn dieselbeü'nicht Utit
der zu verhandelndcn Frage zusamm-nhingen,
cr verthcidigt sodann seine Bundesgenosscn und
sucht einige der Vorwürse zu widerlegen. Der
Abg. Büchner grcift sodann den Minister v.
Wachter wcgeu dcr ohne ständische Genehmi-
gung kürziich ersvlgten Creirung des JLger-
dataillons an, worauf di-ser erwiedert, daß
bei den jetzigen Zusiäuden die definitive Er-
richtung d-S Scharfschützcncorps im Znteresje
de§ DicnsteS unumgänglich nothwendig gewesen
sei. Geh. Legationsralh Hofmann erganzt
von Dalwigk's AnSführung-n den Volhardischcn
Angriffen gegenüber. JnSbesondere hebt er
hervor, daß von ciner Octroirung eineS Wahl-
gesetzeL für das Parlament nicht die Rlde sein
könnc, da die verbündeten Regierungen öem
ersten Parlainent die Berathungen eincs Wahl-
gesetzeS Lberlassen wollten. (Schluß folgt.)

Harburg, 12. Zuni. Di- „Ztg. f. Nord-
deütschländ" verichligt die auS der „W.-Ztg."
herübergenommene Rotiz von Gcwehrjendungen
aus Amerika aus bester Quelle dahin näher:
Dje Getdehre jind eine Rückjendung an ein
Hamburger Haus, wclchcS sehr große Gcschäste
in Waffen mit der nvrdain-rikanischen Regie-
ruug während deS Krieges machte, Diese zu-
rückgesandten Gewehrc gchen aber nicht nach
Ungarn, sondern auf eine Bestcllung der ser-
bischen Rcgierung an di-fe.

Altona, 13. Zuni. Die mit dem Begiüne
deS Manteuffel'schen RegimcntS unterdrückte
„SchleSwig.Holsteinische Ztg." ist gestern zum
letztcn Mal erschienen. Sie leitet ihrcn TageS-
bericht mit den Worten cin:

Wicn, 14. Zuni. Der Gemeinderath der
Stadt Wien überreichte hcute dem Kaiser cine
LoyalitLtöadresse. Auf die Ansprache deS Bür-
germeistcrS antwvbtete der Kaiser: Mit großer
Befriedigung vernehme Zch di-se Kundgebung
dcr StLdt Wicn. Zch habe AlleS gethan, nm
den Fricden und die Freiheit DeütschlandS zu
erhalten; aber daS ist mir von allen Seiten
unMöglich gemacht worden. Es ift dieS der
schwerste Augenblick seit meinem Regierungs-
antritt. Jch greife nun zum Schwerte - im
Vertrauen aus Gott, mcin guteS Recht, meine
tapsere Armee und dic Mitwirkung meiner
treuen Vöikcr. JnSbesonderö must ich aber
meine vollste Bcfriedigung übrr die Einmüthig-
keit und die Haltung Wiens auSsprechen. Un-
geachtet der VerkehrSstockung und der ArbeitS-
losigkeit, obgleich der Bevölkerung schon bcdcu-
tende Opfer auferlegt wordcn, hcrrscht hier im
Vergleiche mit dem Auslande die musterhafteste
Rnhe und Ordnung ünd Jch kann dies nicht
genug ancrkennen.

C n g l a n d

London, 12. Juni. JM UnterhauS fragte
Kinglake, ob außer Lord Clarendon nicht noch
ein andereS Cabinetömitglied einer der sireiten-
den Regiermigcii Rath ertheilt habe? Wcnn
man den drohenden Krieg bespreche, so lägen

Gründe klar vor Angen. Preuße» wolle sich
der Herzogthümer, Ztalien VcnctienS bemächli-
gen. Oestcrreich wolle dcn Sireit dnrch de«
Bund schlichten lassen, und auch die Conferenz
ser nicht an der deutschen Frage gescheitert.
Allein keine Conferenz könne dom cinen Staat
sein Land nehmen nnd es einem anderen geben;
die wirkliche Schwierigkeit licge in Venetien
Ztalien sei in der eigenihümiichen Lage, eine
Macht, die ihm überlegen sei, ungcstrast bkdrohen
zu können; da ihm seine Grenze nach Oester-
reich hin dnrch Frankreich garantirt sei, dadurch
wcrde cS zum FriedcnSstörer in Europa, und
fängt nun, ohne daß cs mit Oesterrcich einen
Streit hat, in Folge einer Cvnvcntion mit
Preußen, Krieg an. An Prenßen stnd nicht
allein vom engiischen Kabinet Mahnungcn ge-
richtct wordcn, sondern auch in ciner andern
Form, von der man stch dic größte Wirkung
vcrsprach. Auffallend ist, daßBiSmarck, seitdem
er in Biarritz gewesen, Nnternehmender gewor-
den. GerüchtSweisc verlautet, daß die cnglische
Regierüng Oestcrreich zur Ablretung VenelienS
geräthen; dies wäre ciue wahrc Aufmunterüng
ZtalienS. Freilich ist det Rath nicht befvlgt
worden, denn Oesterreich wird die Hälste sciner
Secküste 'nicht ausgeben, und eben so wenig daS
FestungSviereck, vor dcm Frankrcich Halt ge-
macht. DaS FestungSvicreck in Oesterrcichs HLn-
den ist einc Bürgschast deS FricdenS und deckt
die üalienischen Äipen und damit die dentichen
Grenzen, und Preußen selbst erllärte 1859,
daß Oesterrcich diese Festnngen im Znlereffe
D-uischlandS behaüen inüffe. Noch unverstLn-
diger als die Zmnutdung an eine Großmacht,
ein maritim und militärisch wichtigeS Gebiet
aufzugeben, ist daS Princip, welchcS derselbcn
zu Grundc liegt. DaS Princip der RationalitLt,
daS wir heute das „Fenijche" Iieiinen dürfcki,
würde das öftcrreichische Reich anflöscn, Ztalien
würde dann mit gleichcm Recht auch Tricst und
Südtyrol fordern; nur wer den Frieden störcn
will, kann Oefterreich dazu rathen. Oesterreich
hat daher mit Recht , ehe cS dcn Congrcß bc-
schickte, Gewißheit darüber vsrlangt, daß kein
Staät cine Gebietsvergrößcimlg beanspruche;
das HLtte man Heute wie 1863 vorauSsehen
müssen, alS Ruffell den Congreß zurückwieS, so
lange man nicht «issc, ob Oesterreich geneigt
fei, über Venetien zu nnterhandeln. Jn feinen
vortrcfflichen Antwörtschreiben erkiärt Oester-
reich, daß eS seinen Standpimkt auf dcn Ver-
trägen nimmt, und nur dieselbe Freiheit sür
seine Vertheidigung beansprucht, die Andere
zum Angriff fordern. Jeder SiaatSmiknn, der
den Frieden will, mnß wünschen, daß andcre
Staaten nach demjelbcn Grundsatze handeln,
wie Oestcrreich. Zeder Frcund des FriedenS inuß
GebietSveränderungeli cntgegen scin, denn <S
sind unvcrträgliche Dinge. Jch fraFe nün: kann
die Negierung noch Hoffnung auf Erhallung
deS FriedenS geben? Warum hielten England
und Frankreich dasür, daß die'Conferenz keinen
Erfolg haben könne? Kann der Schatzkanzler
mittheilen, welcher Ralh Oestcrreich, Preußen
und Ztalien gegebcn wurde? Dcr Schatzkanzler
Gladftone erwidert, er glanbe nicht, daß der
deutsche Streit, so leichl wie Kinglake glaube,
der darübcr NLHercH wiffen möge, auf der Con-
fetenz bcißelegt wötdcn wäre. OesterrcichS Rick-
trüt von dem Gastciner Vertrag und die Ueber-
tragung der Elbhcrzogthümcrfragc an deN Bund,
unb die B-rnfüng der Stände können deu Grnnd
znm Kriege geben; die vsnetianische Frage ist
daher nicht allcin daran Schnld. Jtalien hat
von nns keine Aufmnnterung znm Kriege er-
hälten, und äüch Oesterreich haben wir nie zür
Abtreinng Venclien« officiell geraihen, odgieich
ihm unscre freundschastliche Meinung, daß eS
wohl daran Ihun würoc, seit sieben Jahren be-
kannt wav., Zch sage dies unter den gegenwLr-
tigen Umständen sehr ungern, da die Erhaltung
OesterreichS sür den Frieden EuropaS sehr wich-
tig ist. Jn der Elbherzogthümerfrage ist daS
gute Recht auf Seiten Oesterreichs, an der
 
Annotationen