Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Zeitung — 1866 (Januar bis Juni)

DOI Kapitel:
Nr. 1-25 Januar
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.2795#0051

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Mlage ;m Heidelberger Iettung.

..s» II Lonntag, den 14l Januar 186«.

G n g l a n d.

London, 10, Zan, Der Sturm am uo-
riaen Montag hat in mehrerei^ euglischen
Städren arge V-rwüstungen angerichter, J„
Hull fielen 7 bewohnte Häuser ein, wobei 4
Menschen das Leben oerloren und 13 schwer
verletzi wurden, Zn Lioerpool litten die Schifse
großeii Schaden und viele, die am Tag zuoor
ausgelaufen, suchten den Hafen wieder zu ge-
wiunen, andere kamen stark beschädigt an,
Auch au der Südküste der Univu hat ein Sturm
großeu Schaden angerichtet, namentlich in Mo-
bile, wo viele Lichterschiffe, die Baumwolle ge-
laden, Im Hasen untergingeu.

A m « L i k a.

Der Bcricht des Generals Karl Schurz.über
die Zustände in den Siidstaaten, welcher nebsl
deinjcuigeii des Generals Grant vom Präsiden-
len dem Senat vorgelegt worden ist und wegeu
seiner Länge nicht zur Lerlesung kam, süllt in
den Newyorker Zeitungen 1ö Spalteu, Eiue
Zusammeufassung seiner Beobachtungen gibt
Schurz in Folgendem: „Wenn weiter uichts
iwth thäte, als die Regierungsmaschine in deu
weiland aufständischen Staaten ihrer Form
nach wisder einzurichten, so ließe sich die von
der Beoölkerung des Südens in jener Richtung
gescheheue Bewegung als genügend betrachteu,
Wird jedoch oerlangt, daß derSüden sich den
Ergebniffcn des Krieges auch im Geiste aube-
queme, so bleibt die Bewegung sehr weit zu-
rück hinter dem, ivoraus bestandeii werden mu»,
Die Logalität der Massen imd der Mehrzahl
der Leiter der südstaallicheu Beoölkeruug be-
schränkt sich darauf, daß fie sich iu das llnab-
änderliche ergeben, Abgesehen von vereinzelten
Beispieleu, ist von jeuem nationalen Geiste,
welcher die Grundlage wahrer Loyalität und
Vaterlandsliebe bildet, keine Spur vorhaiiden.
Jn die Befreiung der Sklaven sügt man sich
nur so weit, als sich die alte Form dcr Skla-
verei, uiiter welcher der Mensch fur dingliche
Habe galt, nicht mehr aufrecht halten ließ,
Wenn aber der befreite Neger auch nicht langer
als 7>as Eigeilthum deS einzelne» Herru an-
gesehen ivird, so wird er doch alS der Sklave
der Eesellschast angesehen, und allc unabhLngige
Eiiizelstaatsgesetzgebung wird die Tendenz zei-
geu, ihn zu einem solchen zu machen, Die
von den Eonoentionen iinter dem Drucke der
Umstäiide gefaßteu Beschlüsse, welche dic Skla-
verei abschaffeu, werven nichl als Hinderuiffe
gegen die Errichtung einer ueuen Forni der
Dienstbarkeit betrachtet werden, Thatsächliche
Bersuche oou Seiten der Bevölkerirng des Sü?
dens, dem Neger die Rechte eines Befreiten zu
rauben, dürften in blutige Zusammenstöße aus-
lausen und werden die Gesellschast im «üden
mit Gewißheit in unaufhörliche Schwanknngen
und anarchische Verwirrungen stürzeii, Sol-
chen Nebeln kaiin uur dadurch vorgebeugt wer-
den, daß die nationale Regiermig ihre Controle
über die weiland aufständischen Staaten so
lange fortsührt, bis die fteie Arbeit stch voll
entwiSelt und festgesetzt hat und die Vorzügc
und Segiiungeir der neuen Ordnung der Dinge
zur Erkeniitniß gekomnieu sind, Dieses wün-
scheiiswerthe Ergebniß würde durch eine fcste
Erkläruug der Regierung, daß die nationale
Controle über die Sildftaateu erst nach Sicher-
stellung desselben aushören solle, beschleuuigt
werdeii, Mir auf diesem Wege läßr sich im
Süden jene Sicherheit herftellen, welche zahl-
reiche Einivanderung möglich niachen wird, und
eiue solche Einivaiiderung wäre ein wesentliches
Hülfsmittel zur Anbahuuiig günstiger Zustände,
Die Lösuug des Problems wird sehr erleich-
tert, wenn alle loyalen und sreien Arbeits-
elemente des Südens in den Staud gesetzt wer-
den, einen gesundeu Einfluß auf die Gesetz-
gebung auszuüben; es wird schwerlich möglich
sein, die Freigemachten gegen unterdrückerische

. Klaffeugesetzgebung und prioate Verfolgung zu
schützen, ivenn man ihnen nicht ein gewiffes
! Maß politischer Rechte >: roertraut, Für den
zuküiistigen Frieden uud dic Eintracht der Uniou
: ist es von höchfter Wichiigkeit, daß der Beoöl-
kerung der weiland rebellischen Staaten nicht
gestattet werde, eine andere „eigenthümliche
Einrichtung" aufzubauen, deren Geist im Wi-
derspruch stände mit den Gruildsätzen unseres
politischen Systems; denn so lange fte an ihren
eigenthümlichen Jiiteressen mit Vorliebe hängen,
statt die ihnen mit dem Rechte des amerika-
nischen Volkes gemeinfaiiieu Jnteressen zu ver-
folgen, wird ihre Treue gegen die Union stpts
in der Schwebe bleiben, Jch möchte nicht gerne
dahin verstanden werden, als behauptete ich,
daß es uuter denen, welche sich in dem Auf-
stande compromitlirt haben, keine wohlgesinn-
ten Miniier gebe, Es gibt ihrer viele; den-
noch ist weder ihre Zahl, noch ihr Einflnß stark
genug, die offen oorliegende Tendenz des Volks-
-geistes im Zaume zu halten, Es sind gute
Gründe da zur Hoffiiung, drß eine entschiedene
Politik von Seiten der nationalen Regierung
unzihlige und schätzbare Bekehruugen zur Folge
haben wird, Diese Erivägung rith znr Milde
gegen die Menschen, wie es der hiiinane und
aufgeklärte Geist unserer Zeit ersordert, und
zur Kraft und Festigkeit in der Durchführung
von Prinzipien, wie es der Gerechtigkeitsstnn
dcr Nation unh die Erfordernisse unserer Lage
erheischen," Am Schlusse schlägt Schurz vor,
dem Congreß den Rath zu geben, eine oder
mehrere Untersuchuiigscommissionen in die süd-
licheu Staaten zn eutsenden, damit sie für sich
selbst die wkkliche Lage der Dinge ersorscheu,
ehr über die Wiederzulassung jener Staateinzu
ihrer Vertretuug in dem gesetzgebenden Zweige
der Regierung und die Enthebung jenes Thei-
les des Landes von aller nationalen Controle
endgilüg Beschluß gefaßt werde.

Aus der Wehrzeitung.

Zum neuen Jahre,

Zum zwcitin Male schließt die „Deutsche
Wehrzeitung einen JahrescycluS ihrer Wirksam-
keit und gibt Rechenschaft von ihrcm Handeln
und Thun, Die Erfolge sind nicht auSgeblie-
ben, Durch einige Rundreisen sowohl als durch
die Zeitung selbst, haben wir viele Männer
kennen gelernt, welche unsere Sache mit wah-
rem Eifer versochten, Zhnen Allen senden wir
heute unsern innigen Gruß und Handschlag
zum neuen Zahre, Möchten sie auch im nenen
Jahre unermüdlich mit unS Theil nehmen an
der Ehre dcS Vorkampses für eine segensreiche
vaterlandische Jdee!

DaS Volk im Großen und Ganzen hat leider
noch nicht angefangen die Nothwendigkeit und
Bedeutung unsereS Strcbens zu begreifen, Es
ist die hochste Zeit, sonst wird es ftch selbst dcn
Weg zum Untergaug bahnen,

Militärische Erziehung der Jugend jei unsere
Loosung,

Junkerliche AuSlassungeu, Nach der
beliebten Theorie der militärischen Blätter vvn
den concentrischen Kreisen befindet stch die Ar-
mee in cinem von allen anderen dcS Staats-
lcbenS streng abgeschiedencn Kreise mit beson-
deren Rechtcn und Pflichten, Gesetzcn und be-
rechtigtcn Ansprüchen, in wclche die Stellocr-
trctcr dcS LandeS gar lüchtS cinzuwcnden und
mitzustimmen hätten, Diese «ürden es gewih
auch gern unterlaffen, wenn dieser KreiS nur
zugleich dnrch sich sclbst existiren wollte, nicht
durch dic Söhnc dcS LandeS auSgefüllt, durch
die vom Landc auszubriugenden Mittel ernährt
und erhaltsn werden müßte und durch viele
tauscnd noch dazu sehr straffe Fühlfäden in
das Glück unb Wohl der Gesanimtheit, d. h.
in den einzigen Zweck deS StaateS so ener-
gisch cingriffc.

Die meisten von ihnen blieben wohl liebcr

zu Hause, alS in verschiedenen HLusern und
Kammern etwa nur leereS Stroh zu drescheu,

Correspondenzen. Di- vor -inig-r Zeit
erwähnte kurhessische Ehrenwortsgeschichte ist
nunmehr durch rechtskräftigen AuSspruch deö
General-AuditoratS erledigt worden. Die beiden
Osficiere von Stamford und Nebelthau
stnd vollständig freigefprochen und das von den
Osficieren deS 2. HusarenregimentS gefällte Ur-
th-il casflrt.

VermischteS. Die JahreSbtlanz dcr
Republik der Vereinigten Staaten
von Nordamerika.

Die JahreSbcrichte der dortigen Minister stnd
wohl daS Jntercssanteste «aS daS neunzehnte
Jahrhnndert bielet. Namentlich der Bericht
des Kriegsministers. Jn den englischen Zei-
tnngen glaubte man bei Anfang des amerika-
nischcn Krieges, daß eS unmöglich sei, aus
materiellen Gründen den Süden zu unterwerfen.
Der Nvrden hat aber in runder Snmme
1.000,000 Mann und 40,000 Officicre gestellt.
Binnen k Monaten gingen aber 822.000 Mann
'in das bürgerliche Leben zurück, ohne daß in
dem Charakter deS lctzteren nur die geringste
Verändernng eingetrete» wäre. Die Kosten
für den Krieg betragen 2^ Milliarden und
doch glauben so maiiche große Staatsphilo-
sophen, daß ein stehendeS Hecr «iel billiger ge-
wesen sei.

Wenn die Vercinigten Staaten eine stehende
Armce »on nur 200,000 Mann gehabt hätten,
so würde diese nach der durchwcg gcltcnden
Kvstcnproportion von 1000 Dollars pr. Mann
iin Jahr eine Summe von 200 Millionen er-
sordert haben.

Kurz die Summe der Kosten für den vier-
jäbrigen ungcheuren Volkökrieg betragen unge-
fähr so viel, alS eine stehende Friedcnsarmee
in 14 Zahren kvstet.

Karlsruhe, 30. Dec. Das Berordnunc;Sbl. für die
evan^.-protest.^ Kirche BadenS Nr. 16 enlhätt: I. Dienst-

und Festtagr (s. Reghl. 52), 2) die^Abhaltung von
Tanzbelustigungen (s. Regbl. 57) und 3) den Besuch
b e^ ^ir^^ aLa^Iocale^ ^d ur ch ^ ^tr.

Mannh-im, Dick von GernSbach alS Vicar nach Psorz-
heim, Himmelheber von Karlsruhe als Vicar nach Al-
tenheim, Holtzmann von KarlSruhe a!«^Vicar nach Ep-
pelheim, Haag von Brotzingen alS Bicar nach DierS-
brirg^Weber^ v^n Waibstadt als Vicar nach EkartSweier,

Herrn Friedrich Freiherrn von Böcktin zu Bkcklinau
in Rust.
 
Annotationen