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Heidelberger Zeitung — 1866 (Januar bis Juni)

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Nr. 1-25 Januar
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https://doi.org/10.11588/diglit.2795#0070

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practikanten Adols Schmitt, Gemeindc-Bezlrks-
förster in SchricSheim, die Bezirksforstei Neu-
stadt, dcm Forstpractikanten Wilhclm Kopp,
derzeit in Säckingen, die Bezirksforstei Forbach,
dem Forftpractlkanten Karl Schwarz, Dienst-
verweser in Wiefenbach, die Bezirköforstei Blum-
berg, dem Forstpractikanten Karl Gockel,
städtischem BezirkSförster in Eppingen, die Be«
zirkSforstei Hardheim, den letztgenannten sechs
Praclikanten unter Ernennung zu landeSherr-
lichen Bezirksförstern, zu übertragen; dem Po-
lizeicommissar Iulius Hündle in Heidelberg
die StaatSdiener-Eigenschaft zu verleihen.

Seine Ercellenz der Hr. Erzbischof hat die
Pfarrei Dallau, Dekanats MoSbach,- dem biS-
herigen Beneficiaten von Krautheim, Willibald
Friedrich, verlieheu.

Karlsruhe, 17. Jau^ DaS^heute eischikuene Regbl.

deS Jnnern: ») Die Gcncralagkiniir der VersichcrungS-
gesellschaft Mogunkia iu Mainz betreffcnd. Der von
dem Vorstand und Dircctor dieser Gesellschaft zu ihrem

mann Panl Neumann in Maunhcim ist al« solcher be-
stätiat u orden. d) Die Prüfung der Lehramt«candi-
daten betreffend ^Don den zu^StaatSprüsiing für 186^5

unter dem^ Vorbebalt der Enverbung deö badischen
StaatsbnrgerrechtS, O. Wilkens von Mosbach, H. Heis-
ler^vor^ j^reiburg, A. K. ^Adler m>n ^Hefi^ier

LolterikanlehenS der EisrnbahnschuldentilgungSkasse zu
14 Millionen Gulden vom Jahr 1845 betreffend.

II. TodeSfälle. Gestorben siud: Am 30. Dec. 186h
der kaibol. Decau und Stadtpfarrer B. Diichler in Ken-
zingen; am 3. Jan. 1866 der kathol. Pfr. V. Schmid
in Oberacbern.

^ Karlsruhe, 18. Januar. Wir haben
auf's klarste nachgewiesen, daß die Civilehe mit
der echt kalholischen Aufiassung der Natur des
Ehebündnisses durchaus übereinstimme, und
daß sie nur die andere Seitc dcr katholijch-
kirchlichen Praxis in Ehesachen sei, uamentlich
wie diese im Kirchenstaate uuter den Auqen
des Papstes selbst gehaudhabt werde. Jnsbeson-
dere hieraus erkläre sich auch die merkwürdige
Erschcinung, daß gerade die katholischcn Haupt-
länder es sind, welche in Einführung der Civil-
oder bürgerlichen Ehe sclbst den protcstantischen
Staaten voransgegangen sind; und daß in je-
nen Ländern die kakholische Geistlichkeit selbst
es ist, welche — mit Ausnahme einiger bor-
nirter, im Jesuitismus befangener Köpfe —
die Einführung der Civilehe befürwortet haben,

und zwar deshalb, wcil sie der kirchlichen Lehre
von der Ehe nicht enlzegen ift, insbesondere
aber, weil eine solche verständige Trennung deS
bürgerlichen und religiösen Charakters der Ehe
nur beitragen könne, den letztern rein zu er-
halten und zu erhöhen. Die Erfahrung hat
diese vernünftige Ansicht katholischer Geistlichen
auch vollkommen bestätigt, indem in den Län-
dern, wo die Civilehe besteht, Mißehen und
folglich Ehescheidungcn weniger vorkommen,
und wcil unter hundert bürgerlich geschlossenen
Ehen neunundneunzig auS freiem Antrieb,
also aus wahren rcligiöscn Interesscn, auch die
kirchliche Weihe ihreS Bündnisscs nachsuchcn.

Diesen klaren und für sich sprechenden That-
sachen gegenüber gibt es nun bei uns Leute,
welche die Einführung der Civilehe in unsercm
Lande, dic in Folge dcr Trennung der Kirchen
vom Staate zum unumgänglichen Bedürfnisse
gewordcn ist, als etwaS UnkatholischeS, als
einen neucn Angriff auf die Rcligion darstellen
möchten. Da die Civilehe in allen katholischen
Hauptlandern besteht, da es dort die Katholiken
sind, welche gerade aus religiös-kirchlichem Jn-
teresse für die Erhallung dicser heilsamen Jn-
stitution kämpften, so muß das nothwendig cine
ganz besondere Species von Katholiken sein,
welche das, was in ganz Frankreich, in Rhein-
prenßen, Nheinhessen, in der Pfalz, in Jtalien
und der Schweiz u. s. w. für katholisch und
als der wahren Religiösität fördcrlich gilt, in
unserem Baden für unkatholisch und religions-
feindlich verschrcien wollen.

An diesem einen Beispiele kann man ler-
nen, welch' gewaltiger Unterschied und Gegen-
.satz zwischen KatholiciSmus und Ultramonta-
nismuS ift, nämlich jener Art von Ultramon-
taniSmus, der von ehrlicher Frömmigkeit weit
entfernt ist, aber untcr dem Schein des Fromm-
thuns sehr weltlichen und egoistischen Jnteressen
dient. Natürlich ist hier nicht die Rede von
der geduldigen Schaar der ultramontanen
Schafe, die ohne Einsicht in die Dingc, um die
es sich handelt, lcdiglich nachreden und nach-
machen, was man ihnen vorschwätzt, und wozu
man sie aufhetzt und antreibt.

Unter dem Namen religiöser Jnterefien will
eine gewisse Clique bei uns politisches Kapital
machen; unser gatizer kirchlicher Conflict hat
seinem eigentlichen Wesen nach keine andere
Bedcutung, als die der Macht und Herrschast.
Da es mit der Schulreform nicht mehr ziehen
will, so sehen sich die hebräischen und hispa-
nischen Staatspolitiker der Clique nach einem
andern Vorwand um, den Leuten Sand in die
Augen zu wehen, und den Kampf für ihre
hierarchisch-reactionären Plane wach zu halten.
Die Gekhrten und Weisen des „Beobachtcrs"
erhalten die Parole: „Civilehe — religionsge-
fährlich" — und der ganze übrige ultramon-
tane Troß muß in dieselbe Trompete stoßen.

Wahrlich, das badische Volk müßte wenig
Geschmack haben — km vom Verstande gar
nicht zu r^den — wenn es einem so schwachen
Musikstück hispanischer Concertgebcr uud ihrer
falschen Trompeter sein Ohr leihen wollte, um
sich in den halbdunklen Saal , Reaction ge-
nannt, verleiten zu lassen.

Freiburg, 17. Jan. Vor einigen Wocken
wurde von der hiesigen Gemeindebehörde bei
Sr. K. Hoheit dem Großherzog die Erlaubniß
nachgesucht, zweien von den neuangelegten
Straßen die Namen unseres Fürstcnpaares
beilegen zu dürfen. Als Antwort traf gestern
ein an Herrn Oberbürgermeistrr Fauler ge-
richtetcs huldvolles Handschreiben Sr. K. Hoh.
des Großherzogs hicr ein, welches also lautct:
Mein liebcr Oberbürgermeister Faulcr! Der
Gemeinderath Freiburg hat sich in seinem
freundlichen Schreiben vom 30. v. M. mit
dem Wunsche an mich und die Großherzogin
gewendet, zwci der in den neuangelegten Stadt-
thcileu Freiburgs errichtcten Straßcn nach mir
und der Großherzogin nennen zu dürfen;
gleichzeitig konnte die Gemeindcbehörde sich
günstig über das Wachsthum der Bevvlkerung
und dcs Wohlstandes der Ttadt aussprecheu
und hat alS die Ursache dieser günstigen Ver-
hältnisse die Gesetzgebung des Landes rühmend
anerkannt. Jndem ich der gestellten Bitte auch
im Namen der Großherzogin mit Vergnügen
entspreche und gerne gestatte, daß die von dem
Gemeinderathe in seinem Schreiben bezcichne-
ten Straßen Friedrichs- und Luisenstraße ge-
nannt werdqn, fühle ich mich zugleich gedrun«
gen, meine aufrichtige Freude über den befrie-
digenden Zustand Jhres GemeindewesenS aus-
zusprechen und wenn ich dabei gerne anerken-
nen will, daß die Gesetze unseres Landcs diese
wohlthätige Veränderung insofern gcfördert
habcn, - als sie die früher bestandenen Schran-
ken freier Entwickelnng beseitigt und somit die
Möglichkeit einer leichtern Entfaltung gesunder
Kräftc gewährt habcn, so muß doch der we-
scntlichH. Grund dieser gesegneten Znstände in
der pfllchttreuen, umsichtigen und thatkräftigen
Wirksamkeit der Gcmeindebehörde gefunden
werden. Jch benutze daher mit besonderem
Vergnügen diesen Anlaß, dem Gemeinikrath
der Stadt Freiburg meine volle Anerkennung
und die bcsten Wünsche für fortdauernd segens-
reiche Erfolge sciner gxmeinnützigen Bcmühun-
gen auszusprechen. Jch bitte Sie, dies unter
dem Ausdruck meines herzlichen DankeS für
die mir beim Jahreswechsel ausgesprochenen
Glückwünsche ;ur Kenntniß Jhres Gemeinde-
rathcs zu bringen und versichere Sie dabei der
vorzüglichen Werthschätzung Jhres wohlgeneig-
ten Friedrich. Vevey am Genferfee, den 12.
Januar 1866.

Aus der Pfalz', 16. Jan. Dem „Pf.
Kur." fchreibt man auS-Fiwkenbach-Gersweiler
(Canton Nockenhauscn): Nachdem hereits am
vorigen Montag elf Glieder der katholischen
Kirche vor dem Presbyterium ihren Eintritt
in die protcstantische Kirchc erklärt, ward den-
selbcn heute vor der zahlreich versammelten
Gemeinde von dem protestantischen Geistlichen
daS heil. Abcndmahl gereicht. Vier noch un-
crwachsene Knaben dazu gerechnet, beläuft sich !
die ganze Anzahl der Uebcrgetretenen auf
fünfzehn.

Berlin, 17. Jan. Gestern Abend fand
im Englischen Saale eine dreistündige gemein-
same Berathung der Fortschrittspartei und des
linken Centrums über die Budgetbehandlung

teilichkeit allgemeine Anerkcnnung auch in auslän-
dischen Blättern gefundcn har, zum Abschluß. Iohn
Stuart Mill wird als Philosopb und National-
ökonom von kundiger Feder geschildert. Karl Ruß
gibt, an die letzte Berliner Ausstellung anknüpfend,
eine Entwickelungsgeschichte der Photographie, wäh-
rend ein kleiner Effay „Goetbe und Leipzig" aus
dem Werke des Freiherrn von Btedermann, welckes
dieS Thema behandelt, die literargeschichtliche Quint-
essenz zieht. In dem Nekrolog des vr. Heinrick
Barth, den das Feuilleton mittheilt, finden sich
interessante autobiographische B.-kenntniffe des be- ^
rübmten Reisenden.

Das erste Heft des zweiten Iahrgangs der Neuen
Folge enthält zwei glänzend geschriehene Artikel
über Lord Palmerston und Fricdrick Hebbel, letz- i
terer von dem Herausgeber verfaßt. Wilhelm Hamm
behandelt die wichtige Frage von der Desinfeetion
dcr Städte in eiuem ersten Artikcl tn gründlicher
und praktischer Weise, während der knrze Lebens-
abriß des Bildschnitzers Iohann Rint zu Linz die
Intentionen dcr Redaktion anzrigt, auch die bil-
dende Kunst mehr als früher zu berücksichtigen.

Wir zweifeln nicht, daß daS Publikum die ver-
doppelten Anstrengungen der Verlagsbuckhandlung
und der Redaktion auch durch verdoppelte Theil-
nahme belohnen wird.


Berlin, 15. Ian. Der heute verstorbene Staats-
minister a. D. v. Auerswald war im Iahre 1785
geborcn. Nachdem er 1812 in däs 1. preußische
Husar^nregiment eing^trrten^ war, machke^er ^den

Königsberg, 1842 Regierungspräsident in ^Trier,
Ende Mär; 1848 Oberpräsident von Preußen. Am
25. Iuni 1848 übernadm er das Präsidium und
das Auswärtige in dem nach Camphausrns Rück-
tritt neu gebildeten Ministerium. Am 10. Sept.

1848 gab er (in Folge des Stein'schcn Antrages) l
seine Entlaffung und kehrte nach Königsberg zurück. !

1849 führte er das Präfidium in der neu begrün-
deten ersteu Kammer, 1850 des Staatenhanfes in
Erfurt. Er wurde dann im Juli 1850 Obcrprä-
sident der Rheinprovinz, aber berctts Anfang Hult
1861 von dicsem Posten abberufen. Jm Iabre ^
1858, bei Brginn der RegeNtschaft, ward er in !
das Ministerium Hohenzollern als Minister ohne

Portefeuille berufen. Speciell mit der Leitung
der Vcrwaltung des Staatssckatzes unter Theil-
nahme des Finanzministers und mit der obersten
Leitung der Verwaltung der hohenzollern'schen
Lande betraut, fungirte er auch währeno der größ-

zoUern-Stgmaringen als ftellvertretender Vor-
sitzender dcs Ministeriums, bis er am 18. März
1862, ncud Eintritt des Ministeriums Hohenlohe
(12. März), seine Entlassung nahm. Am 4. April
wurde er zum Oberburggrafsn von Marienburg

' Literarisches.

Die bckannte im Verlag von F. A. Brockhaus
in Leipzig erschetnende Zeitschrift: „Unsere Zeit.
Deutsche Revue der Gegenwart Monatsschrift zum
Lonversations-Lerikon", herausgegeben von Ru- i
dolf Gottschall, hat sich in ihrer Neuen Folge !
ciner wacksenden Theilnahme zu erfreuen. Die Vcr- j
lagshandlung sieht sich dadurch veranlaßt, statt «
eines Heftes monatlich zwei von 5 Bogen er- !

Uns liegt daS letzte Heft des Iahrgangs 1865 !
unb gletchzeitig das erste dcs neuen Jahrgangs
 
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