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Heidelberger Zeitung — 1866 (Januar bis Juni)

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Nr. 26-49 Februar
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https://doi.org/10.11588/diglit.2795#0159

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sammte preußische Volk. Der Abg, Simson
wird mit seinen politischen Freunden für die
Resolution stimmenz der ObertribunalSbeschluß
ist die erste Etappe auf dem Rückzuge der Re-
gierung. Der Referent und der Korreferent
oerzichten auf das ihuen zustehende Schlußwort.
Jn namentlicher Abstimmung wird hierauf der
Hoverbeck'sche Antrag mit 2K3 gegeu 35 Stim-
men angenommen.

Berlia, 10. Febr., Nachm. Die ,Mordd.
Allg. Ztg." erfährt, daß die bisherigen Ver-
handlungen zwischen dem deutschen Postverein
und Jtalicn hauprsächlich daran geschiitcrt stnd,
daß Ztalien -inen freicn Transitpostverkchr sor-
dertc. Dies habe bei den deutschk» Postvcr-
waltungen Bcdenkcn erregl, weil, wcnn auch
däs Prinzix ein jsteicheS sei, doch bei der An<
wcndung dcsielben dcr'Vortheil allcin auf der
Seitc JtalienS sich findc. Dadurch seicu dic
italienijchen Bcvollmächtigtcn anjcheinend zu
cinstweiligem Abbruch dcr Vcrhandlungen be-
stimmt worden.

Altona, 10. Febr., VormittagS. Der „Al-
tonaer Merlur" »cröffcntlicht cin an dcn Stände-
abgeordnetcn für Eckernförde gerichletes Schrci-
b-n von 152 Bürgern und Einwohnern von
Eckcrnsördc, welcheS ddrcn vollkommenstes Ein-
verständniß mit dcr von jcnem Abgcordneten
mitunterzeichnclen Petition an den Gouvcrneur
von Schlcswig um Einbcrufung der Stände
noch in diesem Zahre ausspricht. -

Kiel, 10. Febr. Sicherem Vcrnehmen nach
wird der Statthaltcr, Frhr. v. Gablenz, in den
nächsteu Tagen einigc hervorragende Mitglieder
der holstcin'schen Ständeversanimlnng zu sich
bcruscn. Dic Unzahl dcr einzuberufenden Ab-
gcordnetcn wird auf zehn angegcben. — AlS
Zwcck der Bernfung wird dic Bcrathung dcS
BudgetS bezeichnet. Man glaubt jcdoch, daß
dic zu Berufenden ablehnen werden, wcil rzur
die Gcjammrstände zur Fcststellung cincS Bud-
gets bcrechligt find.

Flenzburg, 6. Fcbr. Auf dcm Schtacht-
scld bei Oevcrsce fand hcute Morgen halb
10 Uhr cine Gedenkfeier sür die vor 2 Jahren
daselbst gejaücncn Ocsterrcicher statt. Nach dcr
Gedcnkrcde brachtc der Gouvcrneur v. Man-
leusicl ein Hoch anS auf das österreichische Kai-
scrhaüS und auf dic Wasicnbrnderschast mit drr
rapsern österreichischen Armce.

Wic'il, 10. Febr. Dcr Agramcr Landtag
hat in seiner gestrigcn Abcndfitzung dci der
Adrcßdkbatte daö die Union mit Ungarn be-
ziclende Amcndemcnt dcS Abgcordnetcn Mora- !
zovik angcnoinmcn.

Wicn, 10. Fcbr. Ucbcr die Speciatitätcn
dcr in der 'vorigen Wochc von Bcrlin hicher
gerichteten Forderungen ersährt man noch nichts
Nähcres; dvch ist gcwiß, daß die vom Mini-
sterrath nntcr dem Vorsitz dcs Kaiscrs in Pesth
bejchlosscnc Antwort auf die preußischen Vor-
schlägc cine höflich ablehncnde ist. Diesklbc
dürfte bereitS nach Bcrtin abgegangen scin.

Frankreich.

Paris, 7.Jan. Die Entschädigung, wclche
dic Königin von MadagaScar wegen einseitiger
Aufhebnng res von dem crmordeten Kinige
Radama init einer französischen Gesellschaft ab-
geschtossencn BertragcS an d'icse zu zahlen hatte,
ist nun baar entrichtet und bercits nach der
ReunionSinsel gebracht worden. Sie beläuft
sich, wie der „Moniteur" mittheilt, auf einc
Suminc vvn 1,200,000 Fr.

Paris, 8. Febr. Der nächste mcxikanische
Dampfer briugt vielleicht schon dic Nachricht
von eincm Ereigniß, wclchrS dazu bestimmt ist,
der mcrikanischen Debatte im gesetzgebcnden
Körper die Spitze abzubrechen. Es ist dieS der
Abjchluß einer Konvention mit dem Kaiser
Maximilian über die Räuinung scines Landes
SeitenS der französtschen Truppen. Man sagt,
Napoleon habc dic Frist fir die Näumung, wie
i» der Septemberkonvention mit Jtalien in
Betresi der Okkupation voli Rom, anf 2 Jahre
bestimnil. Kann stch dann Kaiser Niaximilian
mittelst der französtschen, österreichischcu und
belgischen „Fremdenregimenter" nicht länger
haltcn, so wird die Schuld auf ihn allcin sallen.

Paris, 10. Febr., Morgens. Die gcstrige
SenatSsitzung, aus dcrcn TageSordnung die
Adreßdcbatte stand, wurde fast gänzlich durch
cine Rede des MarquiS de Boisiy ausgefüllt.

Diese Redc bcstand au» hcftigen Angriffcn auf
England und wurde oft durch daS Einschrciten
dcS Präsidenten und die Rcklamationen dcr
Senatorcn unterbrochen. Dic allgemeine DiS-
kusfion ist geschloffen.

T ch w e t z.

Bern, 7. Fcbr. Jn Evian, auf dcm ncu-
tralistrten Savoycr Gebiete, ist ein Werbebüreau
für dcn päpstlichcn Dienst, wclchcS mcistcnS
Genfer, zum Thril 15—16jährige Knaben, an-
wirbt. Die heimlichcn Agenten in Genf be-
zahlen den Angeworbenen sreic Aeberfahrt »ach
Evian, wo dann die sörmliche Anwerbung statt-
findet, und verjchasicn den Prolcstanten salsche
Tauf- und FirmclungSscheine, wclchc vermitlclst
eines cniwcndetcn, die linterschrift zweier Gen-
fcr AbbeS tragendcn AmtSstegclS sabricirt wer-
den. Maii hofft, der Bundcsrath wcrde von
d-r franzöflschcn Regierung Abhilfe gcgen diese
Verführung Miuderjähriger verlangcn.

Z t a l i e n.

Roi» im Fcbr. Ukber die NeujahrS-Au<
dieuz dc« BaronS v. Meyendvrsi beim Papste
bring der „CzaS" endlich zur „Berichligung
der vcrschicdcnen Vcrstoncn" dcu „authenrischin
Wortlant" dcs gcsührtcn Zwicgejprächs. Dic
Mittheilung ist von stenvgraphischer Ansführ-
lichkeit, so daß wir an der vollen Authenticität
zu zwcisetn versncht sind, denn ein Stcnograph
war notorifch nicht anwescnd und der Papst
odcr dcr russtschc EeschLftslräger habcn dcm
„EzaS" jchwerlich seinen Bcricht zugeschickt,
lctzterer jchon darum nicht, weil cr ziemlich
schlecht darin wegkommt. Rachdem z. B. der
Baron in impertinenter Weise dcn Papst
darauf hingewicscn, daß er, obschon insallibel,
stch dort in Cardinal Aiidrea, Paffaglia und
Fausti gctauscht, läßt dcr Bericht deS „CzaS"
den Papst anlwortcn: „Herr Baron, lassen
wir den Gcgenstand bei Seite, Sie siud nicht
der compelcnle Richür über meinc Znsallibili-
täl und meine EnNLujchungen. Jhncn ge-
ziemt es auch nicht, über die polniichen Bischöfc
Klage zu sührcn nnd den päpstlichen Stnhl
zu b-jchutdigen, alS sci oiescr Ursachc des
Schlinimcn, das in Poten vcrübt wird, in jo
langc Sic (nämlich die russtsche Regierung)
jene ungiücklichc Nation und deren Märtyrer,
oie Geistiichkeit auf solch cine graujame Art
qnälcn, verfolgen, peinigen, deportiren, mor-
dcn; in jo lange das ganze Land in Blut und
Thränen schwimmt, in so lange die Rcgicruiig
tagtäglich Iiene Aiifällr auf den katholischen
Glauben und auf die Kirche, dercn Haupt ich

din, ausübt. So zn erwidern, ist,

Herr Baron, unftatthaft" Aber daö sind ja
lauter Erfindungen und Vcrläiimdnngcn der
westtichen Journalc", jagte Meyendorff hoch-
müthig, „das sind Romane feiier, von den
Polen erkaustcr Cvrrejpondenten, das stnd Fäl-
jchungen von Abenteurern in der Soutane,
welche von Enrer Heiligkeit empjangen und in
Schutz genommen nprden, statt fl- wie räudige
Schaafe auS Rom zu vertreiben." Zcb brauche
keine Einflisternngen zu hören, Hcrr Baron,"
jagte der Pupst mit Würde, „denn jowohl be-
züglich deS VeriahrenS »vn Rußland in Polcn,
als auch bezüglich des letzten Aufstandes und
der National-Regierung habe ich ausreichende
Beweise; hier in diescm Secretäre verwahre
ich die rnsstschcn Ukase, dic den spiechendstcn
Beweis dcr Iiissischeii Pvlitik gcgenüber der
katholischen Kirche und dcr polnischcn Nation
liefern; ich habe abcr noch andere Documente,
dic inich übcr die Ictzten Ereigniffe in Polcn
belehrt habcn. . . . ." „Sie beweisen", fiel
Meyendvrff cin, „daß Polcn, KalhvlicismuS
nnd Reoolution einc einzige uno untheilbare
Dreieinigkeit sind." „DaS ist zu viell" rief
der Papst heftig, „seitdcm Sie in mein Zim-
mer cingetreten, überhäusen Sie mich mit Be-
leidignngeN. Jch glaube nicht, daß Jhr Herr
Sie hieher geschickt habe, um den Papst so zu
verhöhnen; sclbst von dem Czaren würde ich
so etwaS nicht ertragen, und jo viel wcniger
also von dem Dicncr des CzaarS: Gchen Sie
augcnblicklich fort." Gleichzeitig erhob stch der
Papst von seinem Stuhle, läutcte stael und
wieS dem russtschin Gcsandten die Thür. Wie
vicl an dieser Darftcllnng WahreS sein mag,
so viel ist gewiß, daß man mit VertuschuugS-
versuchen viel zu wcit gegangen ist.

Floronz, 8. Febr., Mond«. Die „Gazctta
usfizialc det Regno" melbet: Unter'm 5. Febr.
hat der Ministerpräsident inid Minister de«
AuSwärtigcn, Gencral dc la Marmora, eine
Note nach Madrid abgeschickt, welche gcgen bic
auf Jtalieii bezüglichen Erklirungen deS »Rothen
BucheS" protesürt.

Niederlande

Haag, 9. Febr. Authentische Ministerlifte:
Finanzen Van Bosse, JnncreS Gaertsema, Juftiz
Picke, Kricg Blanken, Colonien und Marine Van
dcr Pnttc, Auswärtige« CremerS.

B e l g i e n.

Brüffel, 10. Febr., MittagS. Der ViS-
count L-ydney ist mit großem Gesolge heute
von London hicr eingetroffen, um am Montag
d-m Könige Leopold II. mit großem Gepränge
die Jiistgnün des HoscnbandordenS zu über-
geben.

S p a ii i e „

Nach Berichten anS Madrid ist der Offizier
Pcdrv Espinoja, der sich bci bem AnfstandS-
versnche in Alcala bethciligt hatte, anf Befehl
O'Donncll'S erschoffen worden. Jn Madrid
erregte dieS allgemeine Entrüstung. Espinvja
war cin junger Mann von 28 Jahren, hatte
zwei Kindcr nnd seinc Frau war schwanger.
Eine mit 6000 Unterschriften bedecktc Petition
wurde vom Könige srlbst bei der Königin ein-
gerricht. Diesc wollte beguadigen, aber O'Don-
nell drohte mit seiner Enllassung, und Espi-
nosa wnrdc erschoffrn. Weitcre Erschießungcn
iollcn noch bevorftehen. O'Donnell glaubt
jetzt, stch nur Iioch dadnrch halten zu können,
daß er Schrecken um sich verbreitet.

Madrid, 9. Febr., Nachm. Die „Corre-
spondencia" meldet: Die Regierung hat be-
schlossen, Kaperbricfc gegen Chile zu crtheilen,
sobald bewiesen scin wird, daß die chilenische
Regierung ebensalls Kaperbriesc gcgen Spanie«
crtheilt hat.

Ncueste Nachrichten.

New-Nork, 27. Jan., AbendS. Wic man
in New-OrlcanS wiffen will, wollen die Fran-
zosen in Mcxikd biciben, bis die Gefahr ciner
Einmischung von Seiten der Union vcrschwun-
den sci. Dcr Commandanl de« französischen
GeschwaderS protestirte gegen die Bcsetzung
BagdadS dnrch Bundestruppen, woranf Wkitzel
dic znm Schutzc der Stadt hinübergesandte
Abtheilung zurückriej.

Paris, 11. Febr. Jn dcr gestrigen Senats-
sitzung bei Fortsetzung der Adreßdcbatte sprach
sich der Marjchall Forcy dahin aus, daß die
Rückkehr der französijchen Truppen ous Mexiko
nicht so bald erfolgen könne, als man wünsche;
der Marschall rieth selbst, nene Trnppen nach
Mexiko zu schicken. Herr Rouhqr konstatirte
hierauf, daß dics lediglich eine persönliche An-
sicht des Herrn Marschalls sei; die Ansicht der
Negierung über die mexikanische Frage sci in
der Thronrede und in dem Adreßentwurf dar-
gelegt. Der >scnat hat die acht ersten Para-
graphen des Entwurfs angenoinmen.

Aus Baden. Die anf den Kirchenrath
Dr. Hitzig gcfallcnc Wahl znm Prorrctor dcr
UniversilLt Hcidclbcrg sür das Studienjahr
von Ostern 1866 bis dahin 1867 wurde von
S. K. H. dem Großherzog bestätigt. —
Nach dem neucsten Verordnungsblatte des
Großhcrzogl. Oberschulraths sind wieder drei
badische Lchrer sreiwillig auS dem Schnlfache
auSgctreten.

vermischte Nachrichtcn.

Ansammluttei von Mcnschen auf den Straß^en ^erboten,
auch die Schließung der öffentlicheu Schanklocale um
9 Uhr AbcndS angeordnel wird. Es sind vom Militar
ctwa 30 bis 40 Tumultuanten ergriffen und verhaftet
worden. Der.Bernb. Ztg." zufolge hat die „eigeniliche
Bürgerschast' fich von den Uuitritten am 27. Januar
streng- entsernt^thalten und solche aufs Enlschiedenste

mit auch die unvermögknden ÄnrhcilshZber der Darl'ehnSr
kasse durch den Bankcrott de« Parlheil (Bater« deS Ge-
flüchlelen) bedroht sind. ist zwar in noch nichtS gemil-
deri; aber eS unterliegt schon jetzt keinem Zweifel, daß
über die Urheber der mangelhaften Revision ein scharfe«
Gericht ergehen wird.
 
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