Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Zeitung — 1866 (Januar bis Juni)

DOI Kapitel:
Nr. 50-75 März
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.2795#0321

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
beschlossen, daß daS Predigerscminar als llni-
versitatSanstalt. wie früher, fovtvestrhe. Und
jctzt erst werde diesc Anstalt antzefekntzet . seit
dcr Streit wcgem ihrcS Directors enistanden
sei; früher habc man dcren gute Eigenschaftcst
anerkannt. AllerdingS wäre der Negierung er-
wünscht, daß ihre StolkmA zum Scminar kla-
rcr wcrdc; ader einstitkg vorgchen dürfe sie
nicht, vielmehr habe sie dic Generalsynode von
1866 akHu'svarttti" Dre Kirche könne morgen
den Seminarzwang aufhebew, dkr^Staat könne
nichts. d'agegeM habcn. — Frhr. v. Berli ch i n -
g e n spricht für' die «NfhebüNg dcS^ Seminar-
zwaMSSuüb'chvfst solche von der Gcneralsynode,
welche wohl den Dr. L-chenkcl seincS AmteS
entsctzen wrrve. — Gch Kirchenrath Rothe
vertheidigt seinen AmtSbruder Dr. Schenkel und
desien bekanntes Düch, welcheS von seinen Geg-
nern sehr verbreitct worden sei und zwar sclbsi
iu Kreisen, die notorifch es nicht verstehen
konnten; abcr gerade dadurch sei viclleicht daS
Aergerniß und die Bewegnng hktdorsterufttt-
worden, und'durch eine Änzäh'l von Geistlichen.
wclche von ihrcm Richterstuhl aus erklärt häl-
Len, daß Dr. Schenkel nicht mehr im Amte
bleiben könne. Es liege aber kein Grund zum
Einschreiten gegen Director Schenkel vor, dessen
Mitarbeiter eine ganz andere-Meinung von
ihm hätten, die wüßten, mit welchem Ernste
und welcher Selbstverleugnuug und mit welcher
Kraft er seinem Amte nachkomme. — Hofrath
Schmidt stellt den Antrag auf TageSordnung,
dcr mit aüen gegen 4 Stimmcn angcnommen
wurdc, nachdem noch StaatSrath Lamey, der
Berichterstaltcr, Grafv. Berlichingen und Frhr.
v. Gemmingen kürz gesprochen hattcn. Die
Kammer erledigt sofort die RechnungSnachwei-
sungen der Ministerien der Instiz, der Finan-
zen und deS Kriegs. sowie der Postverwaltung.

(Bad. L.-Z.)

Karlsruhe, 21. März. DaS Negbl. vom
20. d. M., Nr. 15, entbält eine Bekannt-
machung des großh. MinisterinmS des großh.
Hauses und der aüStvärligen Angelcgenheiten,
den Handclsvertrag zwischen Jtalicn und dem
Zollverein bctreffend.

Das Regbl. Nr. 16 enthält (außer Personal>
nachrichtcn): 1) Die Ernennung dcS HandelS-
manns Simon Hartogensis in Mannheim
zum kaiserlich lürkischbn Cvnsul in Mannheim
betr. 2) Die'Bergebung eineS'FrciplatzcS in
dem weiblichen Lchr- und Erziehungsinstitut
in Offenburg betr. 3) Die Umlage der Bei-
träge zur FeuerversicherungSanstalt für 1365/66
betr. Dieselbe wird nun in folgender Art fcst-
gesctzt, nämlich: iu der I. Klasse auf 7 kr. von
100 fl. Versichcrungsanschlag, in ,der II. Klasse
auf 9 kr. von 100 fl. Versicherüngsanschlag,
in der IH. Klasse auf 11^/, kr. von 100 fl.
VersicherungSanschlag, in der IV. Klaffe auf
14 kr. von 100 fl. Lersicherungsanschlag.

: »: Bom Oberland, 21. März. Die
von den Leitern der Casinopartei im Hubbad
bei Bühl vcranstaltete und heute abgehaltene
Versammiung MUßte wcgen großen AndrangeS
im' Freicn abgeh-lten werden. Es mochten
wohl 1200 Menschewbeisammen ssin, darunter
viele Fraucn und Kmber, ukd eine bettächt-
liche Anzahl Solcher, welche die bloße Neu-
gierdc des Zuschäuens vvn nahe und ferne her-
beigeführt hatte. Den Kern bildete selbstver-
ständlich die schwarze Schaar, wohl-40 bis 50
geistliche Herren, jeder an dsr Spitze cines
FähnleinS Getreuer.

Als Hauptredncr traten Nreister Jakob Lin-
dau, Berberich, so viel uns bekannt, wei-
land protestankischer Geistlicher und jetzt Ne-
dacleur on obek des -ultrakatholischen Beob-
achters, ferüer die"Pfr. Oberle und Le nd cr
auf. Als Hauptgegenstande wurden traktirt
die Civilehe , allgemeineS Stimmrecht u. s. w.
Ueber die erstere wurde den Leuten gcsagt: sie
sei so etwas wie kcine-Ehe; man lafse sich-vom
Bürgermsister'ttäüen aüf eine Zeit lang. um
dann, wenn eS einem nicht mehr gcfalle, wie-
der auseinander zu laufen u- j. w. Ein sol-
chcr Begriff mundete Gott sei Daük den Leuten
nicht, und wir rechnen cS ihnen zur Ehte an,
als Alt und Jung. Weiber und Kindcr durch-
cinander schrien: daS wollen wir nicht haben.
Dabei hörte man aber auch vcrständige Leute
murmeln und eine Stimme laut ruftnr vas
ist rsicht wahr; >es ift Verdrehung und Täu-

schung! Der Schluß der langen und verwor«
renrn Neden war: Protcst gcgen Einführung
det Civilehe bef der erstcn Kammer zu erheben;
denn in dicser gäbe eS noch Stimmen, anf die
man vertrauen dürft, während in der zweiten
Kammer die wenigen Katholiken Wackler wären,
auf die man sich nicht verlassen könne.

Dägcgen erhiell" die zweite Kammer bei dem
Thema über Veränderung der Wahlordnung,
über Einführung deS allgcmeinen Stimmrechts
unter männiglich Volks jedeS Gcschlechks, jedes
AlterS mnd StandeS einzlanzcndcS Lob, wenig-
stenS in einem ihrer Mitglieder, dem Äbgeord-
ndten von Feder, dcssen Motion auf Abände-
rung dcr Wahlordnung bis zum Himmel er-
hoben wurde. Wcnn erst die herrschende No-
bilität und Oligarchie'gestürzt, und allgerüeine
Gleichheit erreicht sei, dann werde daS tausend-
jährige NSich — der Ultramontanen uud Je-
suiten zum Durchbruch kommcn.

WaS die Leute bci all dem Wirrwarr dach-
ten, wissen wir uicht; wir glauben aber, daß
sie überhaupt nichts dachten, müffen ihnen aber
daS'Zcugniß geben, daß sie sich ruhig und or-
dentlich verhielten, und zuletzt, nachdem sie sich
satt gehört, nach guter deutscher Sitte sich daran
machten, sich auch sakt zu trinkeu und fröhlich
zu sein, wenigstens so weit ihn'en ein bessereS
Gcschick — noch vor Anbruch deS ultramon-
tanen Neichcs und seincr Glückseligkeit dies ge-
stattete. '

ÄZLen, 20. März. Graf Bismarck gab be-
ruhigende Erklärungen an Karolyi sowohl wie
an cinen westmächtlichen Gesandten. Hier soll
man einen Antrag am Bunde mit Bezugnahme
auf Art. 11 und 19 der BundeS-Acte vorbe-
reiten.

Wien, 21. März. Die „Wiencr Abend-
post" spricht sich über den bekannten Artikel
der Berlindr „KreuHzeitung" fökgcndörkkaßen
aus: Es ist nicht die entferntest» Provocation
von Oesterreich auSgegantzen, nicht eine mM-
tärische Vorkehrnng getroffen worden, welche
auf die Eventualität eineS AngriffSkriegeS deu-
tcn würdc. Mcht einmal die zahlreichen Nach-
richten über Einleitung militärischer Maßnah-
men, welche in den osficiöscn preußischcn Blät-
tern verbrciket waren, haben hidr activc Ent-
schließungcn der RcgttruNä hetvorgörufen. Die
österreichische Armee beflndet sich im tiefen
FriedenSstanbe. Schon dcr Character der schleS-
wig-holsteinischen Politik Oeftcrrcichs muß jeden
Gcbanken an ein- agresflvcö^Vorgehen österrei-
chischer SeitS geradezu absnrd erscheinen lassen.
Oestcrreich will Nichts erreichcn uüv hat sich'
entfcrnt uicht Ziclc vorgcsteckt, die cs nöthigen
würden, von j^iüök KtieäZMachk'Gcbrauch zu
machen. 'ES kaiin höchstens in die Lagc gcra-
then, Gewalt abwehren, aber stcherlich nicht in
die, Gewalt anwenden .zu müssen. Wenn daher
Prcußen kcine andeten Gefahrin drohen, als
die, daß ein offtnsiveS Vorgehen von Seiteu
OesterrcichS erfolgen köuutc, fo kann man eS
zur politifchen Siluation aufrrchtig beglückwün-
schen. Wir nehmen durchaus keincn Anstand,
zuzugeben, däß nnscre innern Verhältniffe und
die Finanzlage, von allcm Andcrn abgesehcn,
Offensivgedankcn ausschlicßen und daß sie'in
der That auch jcde Scheindemonstration ver-
bieten. Ein um so epfolgloseres Bcginncn ist
eö, Oesterreich als dcn provozircnden Theil hin-
zustellen und aus dessen Haltung den Vorwand
zn Gegenrüstungen herzutciten. Wir dürfen uns
mit voller Nuhe auf die öffentliche Meinuug
Europa's betnfen; diese wird, sollte es zu je-
uer bedauernSwerlhen Eventualität kommcn, die
Oesterreich durch NichtS hervorgerufcn, durch
Nichts verschujdet hat, eiustimmig in dein Ur-
theilc sein, auf wclcher Soite der Angriff er-
folgt und wem dic Nollc dcS Dertheidigers zu-
gefallen ist. Es wird der Vcrdächtigung der
Kreuzzeitung nicht gelingen, vie Mcinung irre
zu leiten oder schwankend Hu machen
Frankreich.

Paris, 20. März. Man gedachte heuke
vor Eröffnung der Börse 1n eine noch größere
Baiffe alö gestern-zu gcrathen, da die KriegS-
nachrichten aus Wien sich immer häufen. Allein
es fand gcrade das Gegentheil statt, und zwar
auf Gruud der vielfach verbreiteten Nachricht,
Graf v. Bismarck habe seim Eutlaffung ge-
geben, oder stehe auf dem Puukte, eS zu thun.
Rcnte stieg 25 und schloß 68, 67*/,

A m e r i k a.

Newyvrk, 10. März. Jm Senat zu
Washington wurde daS Amenbement zur'Unions-
verfassung vcrivorfcn, durch welcheS die Reprä-
scntation der Staaten aüf die Ziffer dev Be-
völkerung mit AuSschluß der Neger basirt wtr-
dcn sollte, denen durch die Gesctze ihreS Staa-
teS das Stimmrccht vorenthalten ift. Verschie-
dene Amendements, welche deN Negern im All-
gemeinen das Stimmrecht zuweisen wollten,
wurden ebenfallS verworftn. Dic fenische Be-
wöAung nimmt lebhaften Fortgang. Gegen einen
Einfall in Canada sind Maßregeln getroffen.

Neueste Nachrichren.

Hamdurq, 22. MLrz. Den „Hamburget
Nachr."'wird aus Kiel mitgetheill: DaS östtr-
reichifche Kriegsschiff „Fricdrich" wird nichl
durch' eiü andercs ersetzt. Bei der Fbier dcS Ge-
burtstageS deS Königs von Prtzußen in SchleS-
wig verlritt der Civil-AdlatuS v: Hofmann die
holstein'sche Statthalterschaft.

Wien, 22. März. Die Mittheilung deS
„Hamb. Corr.", daß eine Vereinbarung, gegen
Prcußen zivischcn Oesterreich und der Mehrzahl
der übrigen deutschen Bundesstaaten erzielt sei,
ist eine Ente. Es haben nicht einmal Vcrhand-
lungen darüber stattgefunden, Und AlleS, waS
von hier aus in dcn letzten Wochen bei den
Mittclstaaten geschdhen ist, beschränkt sich auf
die Mittheilung, daß Oestetreich bei der weitern
Entwicklung der schleSwig-holsteinischen Frage
auf den bundeSgcsetzlichen Weg zurückgreifcn
werde.

Wien, 22. März. Die officwse „Debatte"
nennt die Gerüchle über'Verstärkung des österr.
TruppencorpS in Holstein eine Erfindung, und
meldel zugleich, Bayern vermittle die'Herbei-
führung einer BundeS - Jütervention behusS'
Vermeidüng eines ernsttichen Conflicts zwischbn
den bciden deutschen Großmächten.

Paris, 22. März. Dcr Kaiftr hat heute
auS den Händen der dazu ernannten Deputa-
tion dic Adresse deS gesetzgebenden. Körpers
entgegengenvmmrn.

)( Aus Baden, 20. März. Nach zuverlafligrn Be-

den südwestdentschen Ländern. «elche gleiche landwirth-
schaftliche Verhällnisse haken, zum Zwecke gesetzt und
wird aii« Gtuiidbesitzern und Landwirthen aus den qe-
naiinten Theilen DeutschlandS bestehen. Die AnregUng
zu dieser Vereinigung geschah zunächst durch Frhrn. v'.
Gemmingen aus Dammhof bei Eppingeii. Der anae-
gebene Zweck soll durch große Ausstellungen in den grö-
ßern Slädlen SttdmestdeutschlandS, durch Geveralver-
sammlungen, durch Gründung und Unterbaltung einer
passenden Zeitschrift und durch Errichtung eineS Gcschästs-
bureauS erreicht werden. Bedentende Griindbesitzer'und'
Landwirthe au- Bayern, Würtemberg, Baden, Hefsen,
Nassau und Frankfurt haben ihre Ünterstutznng zuge-'
sagt und wird die constituireudc Verfammlung der ge-
nanuten Ackcrbaugesellschast bei Gelegenheit deS nächsten
Franksurter PferdemarkteS im April o. I. in dieser

gemäßen Unternehmen seines schönen und nützlich'en
Zweckeö wegen guteS Gedeiyen und reiche Thtilnahme
auch von Seitcn der bad. Landwirthe, wie ste eini. e

Vrrmij'chtc Nachrichten.

Düffeldorf, 18. MLrz. Der Gch. Archiv-
Nath und Provinzialarchivar der NheinProvin;,
Bibliothckar drr hi-sigen königl. LandcSbiblio-
Ihrk, Dr. Theodor Joseph Lacombtek, ist' heute
gestorbcn.

Goltesdieirst in Heidelberft.

Sonnlag, 2S. März, Binniittag» g Uhr, peebignt
in dirchtitigg-istkiich^ Hr.-Sladtpii. H-rbsti in der

NachmittagS 2 Uhr,

in der Heiliggeistkirche: Hr. Sladrvicctr Hö n ig.
WochengotleSdienste in der Heiliggeistkirche:
NachmittagS 3 Ubr, .

Dienstag: Hr. ^ tadtpst. Sck ellenberg.

Mittwoch? Hr- Stadwicar Hönig.

Deutschkatdvlische Gemeinde.

Soimtag, 25. MLrz. MorgenS 9 Uhr, Vorlrag von
Hrn. Scholl uud Eiiifüdrung der Kinder in dir W-
meinde.

Ungen. 2 ^ ^ ^ ^ 3egg
 
Annotationen