Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Zeitung — 1866 (Januar bis Juni)

DOI Kapitel:
Nr. 100-125 Mai
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.2795#0485

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Mlage M Hei-elberger Ieitung.

M I«S

Lon«tag, -en « M«i

18««

DeutschlanV

0 Karlsruhe. (Entwurf deS GesetzeS
über den Elemenlarunterricht. Fortjetzung.)

tungegrunde elwaS aiiS GememLeiiuttelli bezahll
wird. ebeiisall» eiueu Beirrag an bie iiraeluijche
Schuit zu gebeu, wclcher zu dem an die chiiftlicheii

Bedürfniß der israeliiischen Schule nicht dnrch deren
eigene Mitlel gedeckc isi.

2) Feruer erhält dic Gesammlheit dcr Jsraeliten zur

VolkSschuleii eillcu jeweils durch daS Finanzgesctz
scstznstelleitdcn Beilrag ans der Staatökassc.

Sicbcnler Titel. Von den Ruhc- uild Noth-
durfisgehallen der Haupklehrer und von der Bersorgung
ihrer Wiliwcn und Waisen. Erster Abschnitl.
Ruhc- und Nothdurftögehallc dcr Hauptlehrer.

8 84. Ein Hauptlchrer. welcher nach zurückgelcgtem
füujteii Diciistjahr, von seiner erßcu Anfitllung alS
Haupllehrer an gcrechnet, zur Ruhc grsctzl wird, cm-
psängt eiuen Ruhegehakt. Deiselbe belrägl, wcnn die
Zurnhesktzung vor znrückgeleglem zehnlcn Dienstjahre
crfolgt, 40 Proccnl deö nach 8 48 unler X scstgesctzien
Gehalleö unler Abzng der dort erwähnten Äehallözu-
schläge, d-gegen unler Zurechnung dcs gesetzlicheu W°h-
IMugöairschl 11 g^^ii^ ^ ^

gelb, sowcit sie die^Keslen der Dienstvcrwalluug
überstcigen, in dcn PcnstonS- und Hilssfoud;

2) ein besondercr Zuschuß aus der Slaaiskasse, wclchcr
durch das Firianzgesetz sestgesetzt wird.

Zweiler Abschnill. Versorgnng der Wiltwen
und Waisen der Hauptlebrer.

8 87- Die Willme «ines HauptlchrerS erhält sür daS
erste auf dcn Todcsrag dcs Lehrers solgendc Bicrteljahr
da» daraus iallend, B-tr-siniß des von demselbeit be-
zogcneu IN 8 48 bezeichnrten Einkommenö als Gnadcp-
guartal, wogcgcu sie währcnd dicser Zci, d-n nach 8 4S
bestimmtcn Auswand sür den Schulverwalter zu Ira-
gen hal.

Hinlerläßl der iehrer keia, Wittwe, aier ein odcr
mehrcre ehelichc kkindn, so erhaltcn diese, weun di-
Iknaben nicht schon sämmtlich das 18. und die Midchen
da» 16. L-denSjahr übcrschiitten haben, da» Snaden-
guartal unter dciselb«, B-edindlichleit zur B-streitnng
de» LuswaudrS für den Schulverwalter. Die Wittwe

oder dic Waisen -ine» zur Ruhc gesetzteu LehrerS er-
halten das Gnadenquartal von dem Ruhegehalt des ver-
ßorbcven Lehrrr».

8 88. Außer dem Gnadenquartal erhält die Wittwe
von dcm auf den TodcSlag dcS LehrcrS solgenden Tag
an, so lange sie^ lebt und nicht wttdcr Heiiatb-I^ cincn

wieber vcrehelicht mld dadurch au» dem Bczug des
Willwcngehalles irilt.

8 89. Hinlerläßt dcr Lehrer keine Wittwe, abcr ei»
odrr mehrere cheljche Kinder, so erhalten diese, und zwar
b^ zri dei sclben^ Attersgrcnze ^8^87^) ^außer^dttn^hncn

(Fortsctzung folgt.)

Aus der Baar, 26. April. Der schwarze
KriegSrüth war jcheints der Ansicht, daS Blätt-
lein, die sreien Slimmen vom See, welches
durch hochadelige Unierstntznngen und geislliche
Uebcransirengungcn cS dcrcitS aus sast 2000
Abonnentcn gebracht habcn soll, möge jetzt daS
Feld der Unsreihcit g-nugsam bearbeitet haben
znm Gelingen cines llcrikalen AnschlagS auch
i» unserer Gcgend. Herr stadtpfarrer Mest-
mer in Geisingen hat kürzlich in diesem ultra-
montancn Schimpsblatt lwir erinnern nnr an
desscn gemeine» Schmähbericht übcr daS schöne
Donaneschingcr Gcsangfcst im vorige» August)
ein jchwarzcS Castuo auf den Wartcnberg anS-
gcschricden, und alle gnt katholischcn Mkänner
der Baax dazu ringelade». Dicscni Ansruf ha-
ben dcnn hochbcgeislert Folge geleistct: der gen.
Pfaricr von Geisingcu sclbst, der Psarrer von
Gutmadingcn, dann e i n Mann auS dem Amt
Engen, u»d ein Mann auS der Baar. Auf
bejondereS Ersnchen ist znletzr auch der Bürger-
meister vo» Wartcnberg im Lokal der Versamm-
lung, dcr fürstlichen Schloßwirthschast, erjchie-
nen, nud wciler hal noch i» ersreulicher Weise
ein Handclsjude von Gailingen dic Zahl der
»ersammelte» GlaubcnSstrekter um cinen ver-
mchrl. Es heistt, ob Spaß oder Ernst, lassen
wir dahingesteül, dcr Jnde Baruch habc an dic
über diejen Erfolg ihrcr -dlen Bemühnngen
verblüssle Vcrsammlnng dcr christlichcn Viere
in eincr glanzcnbeu Rede rührendc Worle deS
TrosteS gcrichlet, abcr anch seiner Entrüstung
über die unerhörte Gleichgültigkeil unsereS Land-
volkes gcgenübcr der so gräulich unS drohendcn,
von dcn Jesuitcn rnldccktcn badischen, doch so
drlngcndcn RcligionSgesahr; der Mann JsraelS
wolle, sagt man, dicse skine Castnorcde drucken
lassen, da cr damit dnrch starke» Absatz, nich!
in der verdvrbenen Baar, wohl aber bei dcm
bcsscr ralholischeii, nnd ivie er höre, seinen Hir-
tc» viel fügsamern Volk unten im Land -in
gut Gcschäflli zu machen gedenke. Sonst ver-
kautet uichtS vou Reden vdsr Beschlüjsen der
hohc» Versammlung. Ei» Glück übrigenS, daß
baS Blatt, die sog. freien Stimmen in nn-
s-rcr Gegend nur von wcnigc» AuScrwähIten,
vom Volt nicht gclis-n wird, denn wen» die
rechten baarcmer Bauern von dem Vorhaben
Kennlniß bckommen, häile eS ihnen leicht ein-
fallen können, der schwarzen Vcrsammlung ein
anstößiges Ende zu bcrcitcn, waS wir »alnrlich
nur auf« Tiesste zu b-klagen gehabt hälten.
Jmmerhin wäre aber sehr zu wünschen, dieser
Castnoversuch bleibe -ndlich der letzte hier oben
im Land, und «S «erde dieseS ncue klägliche

Mißlingen deu Casinohcrrn die Lust zu weitern
regiernngSseindlichen Demonstrationen unter
unscrer ausgeklärten Bedölkerung einmal für
immer gründlich verleidet haben. Um des lieben
FriedenS willen, — und Männcr deS FriedenS
vor Allem müsscn doch dic'Geistlichen sein,—
sollten solche nur Unfrieden bezwcckende Wkh-
lercien doch endlich aufhören. Wenn nlcht, —
so könntcn cinmal diese ultrainontancn Comö-
dicn, die hisher bei unS leviglich nu r auf dem
Gcbietc deS höchst Lächerlichen gespiclt haben,
gar leichl auf das des jehr Ernsthajten geralhen.

A m e r i k a.

Neuyork, 13. Aprll. Die „N-uyorkcr
Hanoelszlg." schreibt: „D-r morgende Tag ist
der JahrcStag der schrecklichen Washingtoncr
Katastrophc, welche den Vereinlgten Staaten
da» Haupt ihrer Regierung, dcn erprobtcn
Abraham Liucoln, ranbte und diese Regierung
in die Hände Andrew Johnson'S legte. Wir
hörcn mit Geuugthirüng, daß die hieflgcn Deut-
schen eine würdige Gedächlnißfcier veranstckltet
haben, und zweisiln nicht, daß unsere ameri-
kanischen Milbürger den Manen de« großen
Todten ebensallS ihren Tribut darbringen wer-
den. DaS abgelanfene Jahr hat nns mehr
alS jemals zum Bcwnßsein gebracht, waS wir
an Lincoln hatlen und vcrloren, und wic sehr
nnS jetzl ein Mann von seiner Ticfe und Festig-
kcit der Ueberzeugung Noth thut. Ob eS bloS
Fehler des KopseS, oder auch deS HerzenS wa-
ren, wodurch Lincoln'S Nachfolger da« große
Werk de» Märtyrer-Prästdenten gcsährdete, ist
heute noch cine Streitfrage; die Thatsache, daß
Johnson dirseS Werk gesährdete und sortwäh-
rend gcsährdct, ist vom amerikanischen Bolke
in den letzten Monaten bei jcder Gelegenheit
zugegcden worden und scine Vcrlreler haben
denigemäß ihre Maßrcgeln gegen ihn ergreifen
müssen, wozu glücklicherweise lliisere Jnstitutio-
nen die Mittel bieten. Dem Gcsetz, welche»
die bürgcrlicheu Rechie der sarbigen Bevölkernng
dicseS LandeS garantirt und dadurch die Eman-
cipatio» im Sinne Lincoln'S zn einer Wahr-
heil macht, ist in dieser Wvche »om Congreß,
dcm Veto deS Prästdenten zum Trotze, RcchtS-
krast vrrliehcn worden. Der Senat hat e» mit
33 gegen 15, das NepräsenlaiUenhauS mit 122
gcgen 41 Stimmen angenommen, Man muß
wissen, welche außerordenllichen Verlockungen
der Prästdeut den Mitgliedern der Gcsctzgebung
anznbieten hat und wirklich ckngeboten hal, um
diese» Schrilt deS CongrcsseS gehörig zu wür-
digcn. Er erfüllt unS mit neuem Vertrouen
in die Bürgerlugend dcS amerikanljchen VolkeS,
DaS Gesctz neulralistrt die wichtigsten Folgen
der vorwöchcnllichen Proclamation de« Präst-
denten übcr die Beendigung dcS Krieges, indem
eS dcn BundeSbeamlen immerhin phystsche
Mittcl genug an die Hand gibt, um den Neger
zn schützen. Auch hat daS KriegSdepartemeut
b-reitS eine Ordre an die Bcamten dc« Freed-
men-Bureau crlasicn, wodurch dieselben instruirt
werden, bei ihrcn Amtshandlunge» stch n»ch
wic vor auf da« KriegSgesctz zu stützen, indem
nach der eigenen (früheren) Jnterpretativn de«
Präfldenten daS Frcedmen-Gesetz nvch cinZahr
von Erlassung der Proclamalion üb-r die Be-
endignng des KriegeS in Kraft bleibe. Herr
Stanton hat in dicser Weije sichcrlich dem Prä-
stdcnien vorgegrifsen, in desien Jntention eine
jolche Ordre schwerlich lag. Allein nach seiner
lctzte» Niederlage im Congrcssc wird Johnsdn
schwerlich dcn Mnth haben, seiiien KriegS-
minister zu d-Savouiren. , Di- Aussichlen im
Süden dürsten stch unter diesen Umständen
noch bcfriedigender gestalten, als wir vor Kur-
zem hoffen dnrsten. Die Hauplsache blcibt,
daß der Congrcß dem Prästdenlen die Zügel
stramm HLlt.
 
Annotationen