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Heidelberger Zeitung — 1866 (Januar bis Juni)

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Nr. 100-125 Mai
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https://doi.org/10.11588/diglit.2795#0529

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rungswerk vollendet, — und Spanien wird
die Folgen seiner perkehrten auswärtigen Poli-
tik schwer ru tragen haben.

Der oMielle Bericht des Jntendanten von
Valparaiso an den Minister des Jnnern, wel-
cher das Datum des 1. Hiril ft'lhrt, gibt an,
daß nach den damals eingegangenen Erkundigun-
gen der Werth der Waaren, dip im Entpepot
verbrannt sind, auf 8,300,000 Piaster
(41,500,000 Fr.) geschätzt wurde. 'Die Ver-
luste vertheilen sich wie folgt: die Franzoseu
3,500,000 Piaster, Deutjche 2,500,000, Bel-
gier 800,000, Engländer 500,000, Nord-Ame-
rikaner 500,000, verschiedene Nationalitäten
500,000. Es ist uiimöglich nur annäherungs-
weift zu schatzen, welchen Werch die in den
Häüsern vnd Privatmagazinen angerichteten
Verluste haben. _

Neucfte ?r,ichricftten.

Wien, 17. Mai, Abends. Der „Wanderer"
von heute Abend erfährt von vcrläßlicher Seite,
daß ehestens cine Ministcrplenarsitzung, welcher
auch Staatsräthe beiwohnen sollen, stattfinden
wird, in welcher die Frage der Einberufung
einer Reichsdeputation n<i dov zum Abschluß
gebracht werdcn soll. Nachdem an maßgebender
Stelle angeblich die Ueberzeugung gewonnen
worden, daß die cisleithanischen Lapdtage ins-
gcsammt sich für die Beschichung einer RcichS-
deputation aussprechcn würden, Hatte der un-
garische Hofkanzler dfe Mission übernommen,
dnrch persönliche RüSipracho mit den rnt-
sprechenden politischen Persönlichkeiten in Pesth
sich der Aufnabme zu vergewissern, welche
die Berufung der Deputalion im ungarischen
Landtage finden würde. Hr. v. Majlath soll
nnt durchaus gvtzstigen Resultaten zursickgekehrt
scin und dcsbalb soll es auch für kaum mehr
zweifelhaft gehalten werden. daß die Einberu-
ffung der gesammten Landtage in kürzesier Frist
erfolgen werde. Ein kaiserliches Manifest soll
der Landtags-Einberufung vorangehen. Der
„Wanderer" gibt diese Mittheilungen unter
aller Reserve.

Berlr'n, 18. Mai, Zum Generalintendan-
ten der ersten Armee wurde der Geh. Kriegs-
rath Weidinger ernannt.

Augsburg, 18. Mai. Die österreichischen
Truppen, welche sämmtlich erst nach Ankunft
in den Grenzprovinzen ihre volle kriegsmäßige
Ausrüstung erhalten, fehlen bislang noch die
Munitionscolonneu.

Paris, 17 Mai. Preußen und Italien
nehmen den Congrcßvorschlag an, wie er von
England, Frankreich und Rußland sormulirt
ist, nämlich, daß er über Venelien, die Herzog-
thümer und die deutsche Bundesreform ohne
vorgänaige Entwaffnung verhandeln sollc. Die
Antwort Oesterreichs wird noch heute erwartet.
Man glaubt hpffcn zu dürfen, daß auch Oester-
rcich einrviüigen werde.

Parr's, 18. Mai. Die „Patric" meldet:
Dcr russijche Gesandte am hie-sigen Hofe, Hr.
v. Bndber.r. der englijche Gesandte, Graf Cow-
ley. und der MinWer "dcS.AuSwKrtMp, Herr
Drouyn de L'huys, entwarftn die Grundlini.ey
cines Programmcs, das nur die Fragen wcgen
Vencticn, den Elbherzogthümern und der Re-
form deS deutschen Bundeö umfassen soll. Hr.
Dronyn wnrde beauftragt, die' hierüber nach
Wien, Bcrlin und Florenz bestimmten De-
peschen abzufassen.

Der „Patrie" wird aiis Frankfurt gemeldet:
Die Mittelstaaten werden am Samstage in der
Bnndesversammlung an Oesterrcich und Preu-
ßeu die Fraqe üher die ÄllptipL der von beiden
Ss»atcp RLsiuMn Wcu. Mn

ssi gespannt auf die .Antwort Preußens, weil
dieselbe wichtige Beschlüsse veranlassen kann.

2 V.e«Lar, 17. Wai. D;e Verwir-
rung, dre RathloMeit in vaterländijchenDingen
ist vielleicht noch nie erschreckend.er zu Tage ge-
treten, als gerade jetzt, wo doch Eiyigkeit und
Thatkraft allein retten könnte. Viel mag dazu
freilich die politische Geftaltung und Zersplit-
terung unseres Vaterlandes beitragen, aber
eines dürfen wir doch auch nicht verhehlen.
Es fchlt vielfach jener ideale Sinn, jener fel-
senfeste Glaube an das Recht, ja oft möchte
man meinen, selbst der Sinn für das Recht.
Es ist das eine der traurigen Folgen, wenn
man anfängt, auch nur haarbreit vor der Ge-

walt sich zu beugen, oder selbst durch zweifel-
hafte augenblickliche Erfolge sich blenden und
aus der Bahn des Rechts sich ablenken zu las-
sen. Gewaltherrschaft entsittlicht und wahrlich,
Bismarck hat schon viele Köpfe verwirrt.

Doch glücklicherweise sind nicht alle Stim-
men verstummt. Da tritt in einer kleinern
Schrift, die dieser Tage erschienen, eine Hel-
dengestalt oergangener Zeit oor uns, es ist:
Ernst Moritz Arndt; ein politischer und
religiöser deutscher Charakter. Dargestellt von
Dr. Daniel Schenkel.

Wir sind dem Herrn Verfasser zu rechtem
Danke verpflichtet, daß er mit seiner bekannten
Meisterschaft gerade jetzt dem deutschen Volke
wieder eine echte, deutsche Mannesgestalt ge-
zeichnet hat und wir verfehlen nicht, um so
mehr darauf aufmerksam zu machen, als wir
hier in Arndt gerade' das finden, was heute
so Vielen abgeht, Muth, Glaube, Treue auch
in schwerer Zeit. — Gerne möchten wir Ein-
zelnes aus der Schrift wiedergeben, doch es ist
unmüglich, da jede Seite uns die kernigsten,
schlagendsten Gedanken bringt. Man möchte
oft oergessen, daß der Mann vergangene Zeiten
im Auge Zehabt, doch das ist eben das Siegel
der Währheit, daß sie nicht augenblicklichen
Strömungen dient, sondern für alle Zert
Wahrheit bleibt. Wie groß ist das Wort:
„Ein Volk zu sein, Ein Gefühl zu haben sür
Eine Sache, mit dem blutigen Schwert der
Rache zujammenlaufeu, das ist die Religion
unserer Zeit." „ Das ist die Religion
unserer Zeit, das ist die höchste Religion,
zu siegen oder zu sterbeu für Gerechtigkeit und
Wahrheit, für die Sache der Menschheit, die
durch alle Tyranyei in Lastern und Schanden
uutergeht."

Höre, Volk, diese Stimmen, höre, wie der
alte Arndt damals schon rief: „O diese hin-
terpommerschen oder vielmehr hintepzeitischen
Junker mil all' ihrer nichtigen und lächerlichen
Zunkerei und Flunkerei und mit ihrem Gotl^s-
gnadenthnm des Königthums."

So möge denn dies Bild Arndt's durch un-
sere deutschen Gauen schrejten, weckend den
Sinn für Recht und Frei^eit, wie e'r selber
singt:

„Die höchste Majestät im Leben,

„Die erste heißt Gesetz und Necht."

Aus dem Ober-nnde. Die Gegner
der Schulreform sind mit dem Entwnrfe des
nenen Dchulgesetzes nicht unzuftieden. Sie rüh-
men an demselben, daß er so „elaftisch" sei,
^,daß thatsächli.che Concessionen an die Kirchen-
behörde keinem Änstand unterliegen." Es' läßt
sich in der That nicht in Abrede stellen, daß
allzugroße Elasticität eine Haupteigenschaft des
in Rede stehenden Entwurfes ist. Die Zahl
der Schulkinder, die von einem Lehrer
unterricht.et werden können (§ 22); die Art
der anzustellenden'Lehrer (§ 24); die Einthei-
lung der Gemeinden in eine der vier verschie-
denen Klassen (§ 46); die Festsetzung des Schul-
gelds (§ 52); die Einführung des erweiterten
Unterrichts (§ 99) u. s. w. beweisen dieses
hinlänglich. Am gefährlichsten aber ist diese
Elasticität bei § 27 des gedachten Entwurfs.
Nach diesem Paragraphen können die Lehrer
ebensowohl zur Annahme einer Missionsurkunde,
welche sie zur gewiffenhaften Ertheilung des
Religionsunterrichts verpflichtet, als zu einer
solchen, welche unbedingten Gehorsam in
„allen kirchli.chen Angelegenheiten"
fordert, — angehalten werden. Dieses ist
auch der Paragraph, mit welchem die kle-
rikale Partei am meisten zufrieden ist. Und
sie hat Ursache dazu. Daß diese Elasticität
den Gegnern zusagt, begreifen wir wohl, aber
eben so begreiflich ist es uns, wenn die Freunde
der Volksschule und ihrer weiteren Entwickelung
besorgt sind darüber, und einen gefahrlichen
Rückschritt im Verhältniß zum alten Schulge-
setze darin erblicken. Wie wenig stimmt dieser
Paragraph mit den Thesen und der September-
gesetzgebüng von 1840 überein! Doch höffen wir,
daß diese Elasticität noch beschränkt werde durch
die Kammerverhandlungen.

Aus Baden. Der seither auf großh.
Hofscctetanat als NcvisionSgehilfe in provi-
sorischer Eigenschaft verwendete Notariatsajsi-
stent Adain Albrecht wurde definitiv zum
RevisionSgehilscn bei großh. Hofsecretariat er-

nannt. — Jn Schwetzingen gab der große
Ausschuß einmüthig seine Zustimmung zur Ers
richtung einer höhern Bürgerschule aus Ge-
meindemitteln. — Vor der Strafkammer deS
Kreisgerichts in Offenburg wurdc am 12.
Mai die Auklage des Psarrers Föderer pon
Lahr gegen I. H. Geiger, verantwortlichen Re-
dacteur des Lahrer Wochenblattes uud geg.ey
Literat Hugo Oelbermann aus Preußen, weAen
Ehrenkränkung durch die Presse, verhandelt.
Nach längerer Berathung verurtheilte der Ge-
richtshof den Hugo Oelbermann, den PerfaUep
der Schmähartikel, zu einer Kreisgefängnjßstraft
von zehn Wochen und Tragung der Strafer-
stehungskofteu, den I. H. Geiger, den noyn-
nellen Redacteur des Wochenblattes, der jedoch
mit demselben durchaus nichts zu thun hat, zy
einer Geldstrafc von 50 fl., beide Augeklagten
unter sammtverbindlicher Haftbarkeit zur Tra-
gung der Kosten.

Heidelberg, 14. Mai. Der frühere KarlSruhcr und

zückien Brief nach Hanse, welcher von einem Katholsten

Plitl'S veröffenllichk. DaS Nähere eittbält das Südd.
Wochenblatt.

rechtiqkeitsgefübk, daß ein Siichter alS Mit^lied des Col-
Ein Nicht-Jurist.

Frankfurt, 17. Mai. Der Stillstand der politischen
Siiuaiion läßt Gedanken an ^eir^ EntwicklmlASsä)ügkeit

^ ^e

schränktem M!äße Ptatz." von Wiei/telegraphirt?«
G,erü,cht, ^„^Mchek habe einen Hrzneebefehl erlassen"

1tz82er Bonds wurden ^rii 67"/,x-bez.

Bon österr. Wcrlhen standen 1860er Loosc zu 53'/^
bis d4'/4, Crcdilactieu zu 112'/,—113—112'/, im Ver-
kehr. National wurdcn zu 46^/»—'/, umgesetzt, 1864er
Loose 53'/s—54'ft, 1858er 9V. 1854er 52'/, bez., neue
engl. Metalliques bedangen 53'/»—'/,, 4'/, "/g Metalli-
qucs 35'/»—36.

Jn süddeutschen Papieren wiedcr etwaS mehr Gesckäft.
4'/,°/v Nassauer 90. 3'/,°/o Franksurter 82 gebandelt.
4'/r"/g Würtcmb. 97'/«, 4"/g Nassauer 84^/« augeboten.
Frankf. Bank 135 G.

Ostbahn 104^/g. Taunusbahn 320, Bexbach 12M/» bez.

zu 36^/4- Livorneser zu 31'/».

(2 Uhr.) Mobilier 112'/,. 1860er Loose 53-/..

Amerikaner 67V». e

6 Uhr Abends. Jn der Effectensocietat wurden
1882er amerikan. VondS zu 68'/. — '/ix bez. 1860er
Loose 53Vs^53°/» bez. Oesterr. Creditactien 113 biS
112'/, bez. _ -

Dotresdienst in Heideldertt.

Samstag, 19. Mai. Nachmittags 2 Uhr, Vorberei-
tung in der Hettiggeistkirche^ Hr. Stqdtpfr. S ch ell en-

in dcr Hettiggeistkirche l.Äbendmabl):^Hr. Sladtpfarrer
Schelleuberg; in der Providenzkirche (Abendmahl):
Hr. Decan Dr. Zitl el.

NachmittagS 2 Uhr,

in der^Heiliggeistkirche^Hr. Stadtpfr. Herbst; in der

Am zweiten Pfiilgstfeiertage. VormitkagS 9 Uhr, in
der Heiliggeistkircke: Hr. Skadlp'r. Herbst; in der
Provideuzkirche: Hr. Sladtvicar Höuig.

Nachmittags 2 Uhr,

in der Heiliggeistkirche: Hr. Stadtvicar HöuiZ.
k ch'" Collecte für den Local-

DeutschkatholLsche Gemeinde.

30 kr-V^eSgl. Ungttl. 48 ^kr., wa4 dankeiid bescheint
Schellenberg, Pfr.
 
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