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Heidelberger Zeitung — 1866 (Januar bis Juni)

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Nr. 100-125 Mai
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https://doi.org/10.11588/diglit.2795#0567

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Mlage mr Heidelberger Ieitung.

M 122. Lonutag, den 27. Mai 18««.

D L u t s ch l a n d

Karlsrude, 23. Mai. Die Commission
für Aufsuchung provisorischer Gesetze und Ver-
ordnungen hat 4 Erlasse des großh. Ministe-
riums des Jnnern in Betreff des Verhältniffes
der Kirche zur Schule einer besonderen Bera-
lhung unterzogen und der Abg. Gerbel hat
darüber Bericht erstattet. Die Commission stellt
folgende Anträge: 1) „Die hohe Kammer möge
großh. Negierung veranlaffen, den Erlaß des
großh. MinisteriumS des Jnnern vom 23. De-
cember 1864, Nr. 16,420, insoweit er eine
Anweisung an die Lehrer der kathol. Volks-
schule enthält, sowie deN Erlaß desselben Mi-
nisteriums vom 8. Mai 1865, Nr. 6661, als
den § 1 des Gesetzcs vom 29. Juli 1864 ver-
letzend, außer Wirksamkeit zu setzen." 2) „Die
Kammer möge beschließen, daß die großh. Ne-
gierung. um Zurücknahme der Erlaffe des gr.
Ministeriums des Jnnern vom 18. Oct. 1865,
Nr. 14,864 und vom 11. Zan. 1866, Nr. 585
(Befähigung der Lehrer zum Religionsunter-
richt), als in ein Gebiet der Gesetzgebung ein-
greifend und mit Sinn und Geist dcs Gesetzes
vom 9. October 1860 in Widerspruch, zu ver-
anlassen sei." (B. Ldsztg.)

*Heidelberg, 24.Mai. Ein von Kopen-
hagen aus in dänischer und deutscher Sprache
uns zugekommenes Flugblatt licfert den Bc-
weiS, zu welchen Hoffnungen die Hcrren Dä-
nen sich Angesichts der bevorstehenden Krise be-
reits berechtigt glauben. Die eigentlichen Par-
teien in dem Streite, heißt es in diesem son-
derbaren Actenstücke, sind nur Dänemark und
Schleswig-Holstein. Mögen diese Parteien, bis
das Urtheil Europa's (durch einen allgemeinen
Congreß) gefallt ist, ihren alten Standpunkt
wieder einnehmcn. Also auch bei den Dänen
erwacht die Hoffnung, durch den Wiverstreit
der deutschen Großmächte wiederum in den Be-
sitz des mit dem Blute deutscher Krieger er-
oberten deutschen Landes zu kommen!

Lindau, 23. Mai. Gestern ist König Lud-
wig II. von Bayern hier durch nach der Schweiz
gcreist. Man sagt, es handle sich um eine Zu-
sammenkunft mit Nichard Wagner.

Aus Kurheffen, 22. Mai. Der von
Preußen geforderte Neutralitätsvertrag wird mit
Beziehung auf das Bundesrecht nicht abgeschlos-
sen werden. Ob und welchen Einfluß vicser
Schritt auf den hannoverschen Nachbarstaat
äußern wird, dürfte sich wohl in Kürze ergeben.

Düffeldorf, 22. Mai. Jn einer Adresse
an Se. Maj. den König, welche die hiesigen
Stadtbehörden abgesandt haben, heißt es:

„Die Pflichten gegen Ew. Maj., unsern erhabenen

Vom Rhein, 22. Mai. Die Vorberei-
tungen zum Kriege werden von Seite der kgl.
bayerischen Negierung viel eifriger betrieben,
als nach öffentlichen Blättern angenommen wer-
den muß. So wird in kürzester Frist ein an-
schnlicheS CorpS in der Pfalz vcrsammelt sein
und scine Coiwentration zwischcn dcn Festungen
Landau nnd GermerSheim nehmen. Außcrdem
werden bei hen beiden Feslungen verschanzte
Lager errichtct, die mindestenS 4000 Mann,

bez. also 8000 Mann aufzunehmen im Stande
sind. Die Arbeiten hiezu werden heute beginnen
und eS ist eine große Anzahl von Erdarbeitern
hiezu aufgeboten. Es ist wohl weiter anzuneh-
men, daß diese verschanzte Lager sich an das
badische verschanzte Lager in der Nähe von
Philippsburg anzulchnen bestimmt sind. Letzte-
res ist beinahe vollständtg hergestellt. (S. M.)

Von der Spree, 22. Mai. Die „Frkf.
Postztg." theilt über die verschiedenen Versuche
des Grafen Bismarck, das für die Mobilma-
chunz crforderliche Geld anzuschaffen, als vcr-
bürgt Folgendcs mit: Beim Bcginn der Mobil-
machung seien 45 Miü. Thaler vorhanden ge-
wesen. Jeder Tag koste, so lange die Truppen
noch in den Garnisonen sind, Mill. Thlr.,
sobald sie dieselben verlassen haben, 1 Million.
Bismarck habe nun mit dem Bankicr Bleichrö-
der und einem Consortium anderer Geldauto-
ritäten wegen eines Anlehens unterhandclt, das
Ergebniß sei jedoch gewesen, daß das Consor-
tium den Abschluß eines Anlehens unter den-
augenblicklichen Verhältniffen vcrweigert habe.
Bei dcm weitern von dem'Grafen gemachten
Vorschlag, gegen Vcrpfändung der im Eisen-
bahn-Amortisationssonds niedcrgelegten Eisen-
bahnacti.cn ein Anlchen zu schaffcn, sei von den
Bankicrs, als unerläßlich, die Bedingnng gestellt
wordcn, daß zuvor der Kronprinz den betref-
fenden Vertrag unterzeichnc, was jedoch dieser
ganz entschieden verweigcrt habe. Hierauf habe
'sich Bismarck an Abraham Oppenheimer, den
Schwager des franz. Finanzministers Fould, in
Köln gewendet. Dieser habe sich bereit erklärt,
mit einenl französischen Consortium ein Anlehen
zu schaffen, jedoch nur 'gegen Verpfändung deS
Saarkohlenbassins und unter weiteren Garan-
ticn, zum Mindesten mit Zustimmung des Kron-
prinzen. Allein auch diese Zustimmung sei ver-
weigert worden, und so sei dem Gräfen kein
anderes Auskunftsmkttel geblicben, als Auflö-
sung des Landtages nnd Berufung eines neuen
Landtages. Mit welchem Erfolge, stehe noch dahin.

München, 22. Mai. Durch den heute
erschicncnen sehr umfassenden weiteren Armee-
befehl wcrden die Stabs- und Oberossicicre
für die Haupt-Feldspitäler, für die Auf-
nah'ms-FeldsPitäler und für die Verpflegungs-
abtheilungen ernannt. Befördert und bezw. er-
nannt werden durch dcn Armeebefehl: ein Ma-
jor zum Oberstlieutenant, 32 Hauptleute und
Ritlmeister zu Majoren, 76 Hauptlcute 2. Klasse
zu Hauptleuten 1. Klasse. 13 Oberlieutenantö
zu Nittmeistern, 98 Oberlieutenants zuHaupt-
leuten 2. Kl., 322 Unterlieutenants zu Ober-
lieutenants, 85Junker, 5 Edelknaben, 25Zög-
linge der 6. Klasse des Kadettencorps und 265
Unterofficiere und Kadetlen zu Unterlieutenants,
dann 25 Zöglinge der 5. Klasse des Kadetten-
corps und 60 Unterofficiere und Kadetten zu
Junkern.

Wien, 22. Mai. Die Nordarmee ist jetzt
vollständig organifirt. Sie besteht aus zchn
Armeecorps mit den Commandanten Graf Clam-
Gallas (Adlatus Gondrccourt), Graf Thnn,
Erzherzog Ernst, Graf Festetics (Adlatus Mo-
linari), Baron Maroicic, Baron Namming,
Schmerling, Erzherzog Mopold (Adlatus Hnyn),
Barow Hartung und Fürst Fricdrich Liechten-
stein. Zwei leichtc Cavallericdivisionen stchen
unter den Befehlen des Fürsten Franz Liechten-
stein und des Fürsten TaxiS, zwei schwerc Di-
vifionen unter dem Co.mmando des Prinzen
Holstcin und des General Zorgicek.

Wien, 22. Mai. Die „Wiener Zeitung"
sagt über den von den Staaten der Bamberger
Conferenz in der BundestagSsitzung vom 19.
eingebrachten Antrag: „Es bedarf wohl nicht
erst der Erwähnung, daß sich dicser Antrag
streng auf der Linie des Bnndesrechtes bewcgt,
und was noch mehr ist, daß cr von dem Geiste
dictirt wurde, der das Bundesrecht seinerzcit
geschaffen hat. Die österrcichische Regierung
kann sich mit dem Vorgehen der Bambergcr

Regierungen nur einverstanden erklären, wie
sie denn auch die Berechtigung der Motive,
welche dreses Vorgehen bestimmt haben, ihrem
vollen Jnhalte nach anerkennt." — Man glaubt,
daß wenn Preußen, sobald der Antrag der
Bamberger Conferenzstaaten zum Beschluß er-
hoben worden, cine befricdigende Erklärung ab-
zugeben verweigere, der Antrag auf Bundes-
execution gestellt werden solle.

Prag, 17. Mai. Vorgestern hat die große
Spinnfavrik von Franz Richter in Smichow
ihre Zahlungen suspendirt. Die Passiven sollen
nach einer Mittheilung eine Million Gulden
übersteigen. Nach andern Nachrichten stehen
den Passiven von ungesähr 800,000 fl. Activa
in gleichem Betrage gegenüber.

Peffh, 24. Mai. Sitzung der Sechsund-
sechziger-Commission sür gemeinsame Angelegen-
heiten. Das Subcomite erstattet Bericht über
seine Berathungen dahin: Es habe sich über-
zeugt, daß vor der Bestimmung der gemein-
samen Angelegenheiten der Behandlungs- nnd
Verwaltungsmodus dersclben festgestellt sein
müsse, wozu das Subcomite nicht ermächtigt
war. Darauf wird das Subcomite mit der
Ausarbeitung eines sowohl den Behandlungs-
modus als auch sämmtliche Punkte der gemein-
sämen Angelegenhciten umsassenden Gutachtens
beauftragt.

K r a r»«k r e i ch

Paris, 24. Mai. Die Beschießung Val-
paraiso's ist am 11. April in Lima bekannt
geworden und hat daselbst Unruhen hervorge-
rufen. Die spanischen Unterthanen in Lima
und Callao wurden auf die Präfcctur citirt
und, soweit sic sich einstcllten, sofort in's Ge-
fängniß gcsetzt; auch wurde diese Maßregel für
die Provinzen angeordnet. Jn den Gefäng-
niffen von Lima saßen am 21. April 200 L-pa-
nier. — Die Donaufürstenthümerconfcrenz tritt
morgen wieder zusLmmen. — Nach der „France"
hätte Oestcrreich im Congreßprogramm eine
Aenderung bezüglich der „Abtretung Venetiens"
verlangt, und wäre in Folge dessen in der
neuen. Fassung blos die Sprache von Mitteln
zum Schutz der Sicherheit Ztaliens. Da die
neutralcn Mächte diese Formuiirung angenom-
men HLtten, so wäre, meint die „France,"
Oesterreichs Zustimmung keinem Zweifel un-
terworfen.

Itali en

Florenz, 2ü, M»i. Der „Gazzetta di Mi
lanv" zufolge ist der Bruder Garibaidi'S, der
wic bereits gemeldct, sehr schwer erkranktwar,
am 18. gestorben u»d Menotti und Terestta
sind nicht sruh genug nach Nizza gekommen,
ihn noch am Leben zu trcfsen.

Pfianze» >eid-/?-ch" Nolh. T-e L-ndwirch^f-hnt fi-h
jehr nach einenf ttmschlage der Witterung. Ailch anf
Mcnfchen äußert bie kalle Lufl lhren fchädllchen Einftnd;
die Halsbräune und audere Hals- und Brustkrankheilen
treten in manchen Orten häufig auf.
 
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