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Heidelberger Zeitung — 1866 (Januar bis Juni)

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Nr. 126-151 Juni
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https://doi.org/10.11588/diglit.2795#0693

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Extrablatt der Heidelberger Zeitung.

Sonntag, den 1 Znli

Vom Kriegsschauplatz.

Der Operrtwn-vlan der preuß. Arm«- ist
vorerst vrreilelt. Offcnbar lag es in der Absicht
des Prinzen Friedrich Karl nnd des Kro»-
prinzcn, nachdem ersterer seinc Hauptmacht in
der Gcgend vou Görlitz gesrmmest, ktzterer
eine bedeutcnde Armee in Schlesieu concentrirt
hatte, mit allcr Wucht und an eincm bestimm-
ten Tage das Riesengebirge uud Js-rgebirge
zn durchbrechen, und iu den Ebene» des König-
reichs Böhmcn sich zu v-reinig-n. Benedek
licß den Feind heraunahen, entsandte am 27.
daS 1. Armeecorps unter Führung deS ausge-
zeichneten Feldmarschall-LieutenantS Ramming
vo» Opocno, um die wichtige Position Skalitz
einzunehmen und der Armee dcs Kronprinzen
den W-g nach Böhmen a^uschneiden. Hier
und in der Umgegeud entspann sich am 27.
cin bedentendes Gefecht, wornber wir bereilS,
soweit Mittheilungen vorlagen, berichtet, und
welcheS nach beiderseitigen blutigen Verlusten
damit cndcte, daß die prcuß. Armee sich AbendS
zurückziehen mußte und Ramming die beabsich-
tigt- Stellung bci Skalitz einnahm. Währcnd
dieses Vorgangs suchte stch Prinz Friedrich
Karl über Turnau durchzuschlagen, allein auch
dieser stieß bei Münchengrätz auf bedeutenden
Widerstand, und wenn auch das hier stattge-
habte Treffen »on keiner besonderen Entschei-
dung war, so verhinderte es doch die Vereini-
gung deS Prinzen mit dcr schlesischen Armee.
— Am 28. Junt gestaltete eS sich jedoch zu
einer größeren Schlacht, wclche nach den gestri-
gcn Telegrammen mit einer wiederholten Nie-
dcrlage der preußischen Armee endete. Jnsbe-
sonderc kam hierbci daS Gablenz'sche Armec-
corps, wahrscheinlich bei Trautenau, zum
Schlagen, welches den Kronprinzen nach
einem Verlust von 1000 Todtcn nnd Vcr-
«undeten znm Rückzugd in der Richtung dcr
schlestschen Fcstung Glatz zwang und denselben
damit vollständig aus Böhmen gcworfen hat.
Ein von Prinz Friedrich Karl vorgcschobencS
Corps wurde ebenfalls von der Cavalleriedivi-
sion des GeneralS Edelsheim gcschlagcn und
gegen Turnau und NiemcS snahc der sächst-
schen Gränze) zurückgetriebcn. — Beide znm
Nachtheil dcr preußischen Armeen auSgesallcne
Schlachtin, deren Folgen sich jetzt noch nicht
übcrschen lasfen, habcn jedcnsalls die Berbin-
dung der bciden preußischen Häuptarmeen ver-
hindert, und allen Nachrichten zufolge haben
fchon tausende deutscher Söhne ihr Blut zur
Bcfricdigung einer flnchwirdigen Politik ver-
gossen IWir laffen die neuesten eingelaufenen,
jcdoch noch spärlichen Depejchen üb-r die Vor-
gänge vom 27. und 28. nachträglich folgen:

Berlin, 29. Juni. Bci denr in der Nacht
»om 26. zum 27. stattgehabten Gefechte der
Diviflon Horn in der Gegend von Turnau be-
länft sich der diesseitige Verlust auf 2 todte,
7 verwundetc Officiere, 11S todte und verwun-
dete Unterosficiere und Mannjchafteiz.

Das Berl. Polizeipräsidinm berichtet über die
KLmpfe in Böhmen in einem öffentlichen An-
schlag Folgende«: „Zwischen Nachod n. Station
Groß-Skvritz bei Wyska in Böhmen hat rin
Eefecht stattgesunden, bei dcm Cavalleric hanpt-
sächlich cngagirt war. Die Oesterreicher sind
von Skalitz anf der Straße nach Jaromicz zu-
rückgcdrängt. DaS 4. Dragoncr- und 1. Ula-
ncnregiment, deffen Oberst und Adjntänt ver-
wundet, eröffneten das Gesecht. Drei Fahnen
wurden erobert und viele Gcsangenc gemacht.
Beiderseits viel Verwundcte. DaS crste Ar-
meccorps fand Trautenau vom Feinde besetzt
und ist seit 11 Uhr VormittagS im Gcfecht.
Der Feind in der Richtung anf Josephstadl zu-
rückgeworfen. Die Truppen schlagen sich sehr
brav. Daö Gefecht dauerte noch fort."

Ucber daS Gefecht bei Skalitz bringt dic
»Köln. Ztg." noch folgende amtlicke Meldnng
auS Reincrz, 27. Zuni. Die Armee deS

Kronxrinzen ist hcule srüh auf -intn stärkeren
Feind gestoßen. Bei Nachod lrafen das öster-
rcichischc Corps Ramming mid die Reserve-Ca-
»allerie-Division deS Prinzen von SchleSwig-
Holstein zusammcn. Ein hcsliger Kampf währte
biS 3Uhr NachmittagS. Dic Oeslerrcicher wur-
den zum Nückzuge gezwungcn und »on unfsrer
Cavallerie verfolgt. Der V-rlnst der Oesterrei-
ch-r war bedeutend, der der prenßischen Trup-
pen gering. Der Kronprinz bcsaiid fich bei d-m
CorpS. Füns Geschütze, zwei Standarten und
eine Fahne flnd erbeutet. Die Cavallerie hat
viele Gefaugene gemacht.

Sichrow, 27. Zuni, Mitteruacht. Die
Avaiitgarde des Geuerals Herwarth v, Bitten-
feld ist bci Hünetwasser (an der Straße von
Böhmlsch-Lcipa nach Münchengrätz) auf -in-
schwache FeindcSabtheilung gestoßen, hat dieselbe
zurückgeworfcn und 60 Gcsangeiie gcmacht.

Prag, 28. Züni. Di- Preußen haden sich
bci Niemes verschanzt. Ueber ganz Sachsen
wurde der KriegSzustand proclamirt, DreSden
wurde stark verschanzt. — DaS Voigtland ist
frei von Prenßen, dieselben haben fich auch aus
d-r Teplitzer Gegend nnd dem denachbarle»
Grenzbezirke zurückgezogen. — H-ule Nachts
sind Vcrwundete und Gefangene hier angekom-
men. — Von morgen an verkehren die Züge
nach Wien nur einmal täglich. — Die „Bohe-
mia" meldet: Dle pr-nßisch-n Truppen in
Sachfen haben bercits durch 11 Tage keinen
Sold und keine Perpflegung erhallen, sie requi-
riren und annexircn überall.

Die „Darmstädter Zeitung" bringt solgende
Telegramme:

Wien, 29. Juni. Vom Commando der
Nordarmee, 28. Juni, AbcndS. Heute bis Mit-
tag waren die Preußcn in dcr von ihncn Tags
zuvor eiiigenommcnen Stellung Whsocow. Mit-
tags kurzer Artillcriekampf. Außerordentliche
Trefffähigkcit österreichlscher Achlpfünder auf
4500 Schrlttc.

Gestcrn 28. Zuni, auch sonst nur unbedeu-
t-nde Gesechte. Enlschcide b-iderseitS offenbar
vermicden.

Zweck vorgestriger blutigen Kämpfe, di- Ver-
einignng beider prenßischen Armeen zn hindern,
ist erreicht, da Skalitz genommen und österrei-
chischc töto Gablenz, Trantrnau erstürmend, bis
zum Riejkilgebirg sich vorschod.

Benedek concentrirte am 28. l. Mts. feinc
Armee. Entscheidnng h-nte, spätestens morgen.

Prag, 29. Juni. DaS CorpS Gablenz hat
gestern vor Traulenau einen harten aber glän-
zenden Kampf bistanden. Den F-ind üb-r Trau-
tenau zurückgeworsen. Heute Vormittag hefligcs
Artillericgefccht zwischen Nachod und Skalitz.

Prag, 29. Juni. Ueder dcn bis Trau-
tenau gestern zurückgeworsencn Feind erfvcht
Gablenz einen glänzenden Sieg. Bei Scalitz
war gleichzeitig ein bedeutendcS Artilleriegefecht.
Bei Münchengrätz 'entspann sich g-stern um
Mittag -bcnfallS -in harter Kampf g-g-n die
U-bermacht der durch die Waldungen b-i Hühner-
waffer stetS neu verstärkten Preußen. Dic Dauer
und derAuSgang dieseS KampfeS ist noch nngewiß,
dieHaltung d-r Unsrigcn war ader auSgezeichncl.
Gcrüchte über den Fortschritt der Preußen bei
Dauda haben stch bis jctzt nicht bestätigt. (W-nn
sich der Rückzug dcrPrcußen biS NiemeS (s. oben)
destätigt, so ist auch letztereS Gefecht zum Nach-
theil derselben auSgcfallen, wie solchcs die
gcstrige telegraphifche Nachricht aus Pardubitz
vom 29. Juni bereitS meldet.)

Prag, 29. Juni. Flüchtige Famllien auS
Jungbunzlau flnd angekommcn. Die Bepscher
Jjerbrücke ist abgebrannt, die Leipavcrbindung
dadurch abgeschnitten. AuS Hühnerwaffer ver-
triebcn sächsische Truppen den Feind. Der
Kampf bei Backofen sür die Kaiserlichen gün-
stig. Die Preußen sind in Senftenberg und
GeyerSberg eingerückt. Dic Pferdc wurden dcr
zn bcsürchtcnden Nequisition halbcr weggeschafft.

Brünn, 29. Zuni. D-r Prager Nachtzug

war um vier Stunden verspätet. Reisendc er»
zählen, daß gestcrn in der Gezend vpuWildcn-
schwert und Böhniisch-Trübau gekämpft wurde,
daher dic Alarmiruug im Trüdauer Bahnhof.
Anf Sich-rung deS Tribitzcr TunnelS ist man
bedacht. Ein Scparatzug Verwundeter hal hier
die Richtuug nach Wien passtrt.

Bertin, 29. Znni. (U-ber Paris Amt-
lich) (?). Von Nachod werden 5000 (?), von
Trautenau 3000 (?) österreichjsche Gesangcue
nach Poien geschickt.

Die isterreichische Nordarmee bestcht au« 7
ArmeecorpS (ungercchnet die Cavallericcorps).
Es befand stch sonach, allcn bis jctzt bckaunlen
Nachrichten znfolgc, jcdcnfalls nur dcr kiei-
nerc Theil deS Heeres im Kampse. Wir be-
merken dabei, daß der Wicner „Dcbatte" zu-
solge die Zusammensctzung deS NordhecxeS sol-
gcnde ist: 1. CorpS: Gcncral der N-iterei Graf
Clam-Gallaö; 2. Corps: FÄL. Graf Thun;
Z.CorpS: FML. Erzherz. ErNst; 4.Corx«: FML.
Gras Fcstclics; 6. CorpS: FML. v. Namming;
8. CorpS: FML. Erzherzog Leopold; 10. CorpS:
FML. Baron Gablenz; 1. leichte Neiterdivision:
GM. Baron Edclsheim; 2. leichtc Reiterdivi-
sion: GM. Fürst TaxiS; 1. Reservc-Neiter-
division: GM. Prinz Holstein; 2. Reserve-
Reiterdivision: GM. Zaitscheck; 3. Reserve-
Nciterdivision: GP. Candenhove. (Heerkom-
niando: FZM. Ritter v. Benedek; Gencralad-
jutant: GM. v. Krziz; Chef des Gcneral-
stabeS: FML. Baron Henikstein; Ches der
OperationSkanzlei: GM. v. Krizmanicz; Armce-
Jntendant: FML. v. Pokorny; k, k. Hojcom-
missär: Ritter v. KriegSau.)

Gotha, 27. Jnni, AbendS 7 Uhr. Es
hat cin blutiger Kamps zwischen Prcußen uud
Hannoveranern stattgcfundcn bci Langensalza
auf preußlschem Gcbiet. Vicle preußische Bcr-
luste an Mannschaften. Verwundete von dcn
Prcußcn, nnter andern Major v. Westernhagen,
hicsiger Bataillonscommandant. Große Bcschä-
digung an ben preußifchen Gcschützen. Die
Explosion cines PulverwagenS hat preußischer-
scitS großcn Schadcn angerichtet. Plakate dcs
StadlrathS an den Straßeneckcn geben die be-
ruhigende Versicheruug: unserer Stadt drohe
jetzt kcine Gcfahr, der Feind stehe anßer Lan-
deS. Vicle Kaufläden sind gcjchlosjen. Dic
Fnhrwerksbcsitzcr haben, wie neulich, ihre Wagen
auswärts geretlet. (A. Z.)

Paris, 29. Zuni. Man mcldet telegraxhisch
auS Nordhausen vom Gestrigen: Gestern Mor-
g-n sand ein Gcfecht zwischen den Preußen
und Hannoveraiiern zwischen Langcnsalza-Merse-
leben und an der Unstrut statt. Wciter meldet
d-r Moniteur: 5000 Preußen griffen die han-
novcr'jche Armee resultatloS an und verloren
dabei zwei Kanonen. Die Hannoveraner zogen
sich trotzdem gegen Norden, indem ste einen
Parlamentär entscndetcn, um wegen eineS neucn
Waffenstillstandes, wclcher aber verweigcrt
wurdc, zu untcrhandeln. Die Preußen erwar-
ten Verstärkung. (Presse.)

Von LichtenfelS stnd die Bayern in Coburg
am 29. eingerückt und rücken über Hildburg-
hausen nach Eisenach vor, um stch mit in dor-
tiger Gegend schon befindlichen bayerischen Trup-
pen zu vcreinigen.

Von Coburg haben wir Briese, welchc daS
Treffen bei Langensalza b-stätigen und von
großen Verlustcn dcr Coburger, die von den
Prcußen vorgkschickt wurden, und den Preußen
melden.

Amtliche Rachrichten der Berliner Blätter be-
stätigen, daß cin hestiger Kamps zwischen de»
Hannoveranern und Preußen am 27. Zuni bei
Langcnsalza stattgesunden hat. Auch gestchcn sie
die Nicderlage der Preußen zn, die — 6000
Mann stark — ansänglich im vollen Sieg, sich
später vor dem GroS der Hannovcraner (20,000
Mann) znrütkgczogen hätten.

Bingen, 30. Zuni. Jn verwichener Nacht
 
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