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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 4.1890

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Hofmann, Julius: Ueber das Gebiet der Magnesiumblitz-Photographie
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https://doi.org/10.11588/diglit.44290#0036

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Ueber das Gebiet der Magnesiumblitz - Photographie.

ihm und Anderen liebe Erinnerungen schaffen, aber auch der
Berufsphotograph kann Vortheil aus einer Technik ziehen, die
seinen bisherigen Wirkungs- und Schaffungskreis ausgiebig
erweitert. Die Portrait-Photographie findet eine neue und
ansprechende Ausdehnung und Vervollkommnung einerseits
durch die Combination der Wirkung des Tageslichtes mit der
des künstlichen Lichtes, andererseits mag für Viele die Por-
traitaufnahme im eigenen Interieur weit mehr Werth haben,
als die im Atelier des Photographen mit dem sich stets gleich-
bleibenden, ätherischen, so zu sagen, erdichteten Hintergründe.
Was übrigens der tüchtige Photograph im Portraitfache mit
Magnesiumblitzlicht zu leisten imstande ist, hat Herr Hof-
photograph van Delden in Breslau mit seinen vortrefflichen
Maskenball-Aufnahmen, welche derselbe im Herbste 1889 in
Berlin zur Ausstellung brachte, glänzend bewiesen. Die
Fixirung irgend bedeutungsvoller Momente im Familienleben,
welche früher nur dann möglich war, wenn die betreffenden
Scenen sich im Freien und da nur bei passendem Lichte ab-
spielten, ist selten mehr einer Beschränkung unterworfen.
Aber auch recht ernste Arbeiten werden sich mit Hilfe des
Magnesiumblitzlichtes vollführen lassen. Ich verweise auf die
diesem Jahrbuche beigegebenen Lichtdrucke nach einer
im Zimmer mittels eines Stereoskopapparates hergestellten
Magnesiumblitz-Photographie, welche ein Genrebild aus dem
Familienleben darstellt und welche offenbar ohne dieses künst-
liche Licht nicht herzustellen gewesen wäre. Ich erinnere ferner
daran, dass ich damit interessante Versuche der Reproduction
von Stichen u. dgl. angestellt habe und dass selbst die An-
wendung der Gelbscheibe bei orthochromatischen Platten zum
Behufe der Reproduction von Aquarellen und Oelbildern auch
bei Verwendung von ziemlich kleinen Blenden der Wirksam-
keit dieses Lichtes keine unübersteiglichen Grenzen gesetzt
hat.1) Die Resultate, welche ich im Jahre 1889 im Club der
Amateur-Photographen und in der Photographischen Gesell-
schaft in Wien zu demonstriren Gelegenheit fand, sind gewiss
so ermuthigend, dass sie dazu anspornen sollten, ähnliche
Aufnahmen etwa mit grösseren, sehr lichtstarken Objectiven
dort zu machen, wo der zur Reproduction bestimmte Gegen-
stand aus irgend einem Grunde von seinem Orte nicht entfernt
werden kann und die Lichtverhältnisse die Anwendung des
Tageslichtes ausschliessen.

1) Siehe Photogr. Rundschau 1S89, II. Heft.
 
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