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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 4.1890

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Wiedemann, Eilhard: Luminescenz und chemische Wirkungen des Lichtes
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Wiedemann, Eilhard: Einfluss der Temperatur auf die Empfindlichkeit des Chlorsilbers
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https://doi.org/10.11588/diglit.44290#0236

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220 Einfluss der Temperatur auf die Empfindlichkeit des Clilorsilbers.

Umwandlung der Bewegung innerhalb des Molecüls sehr schnell
statt, so zeigt sich trotz starker Absorption keine Zersetzung.
Nun ist ß wahrscheinlich für die Stellen stärkster Ab-
sorption am grössten, daher kann, wenn wir mit der betref-
fenden Substanz eine Platte sensibilisiren, sehr wohl für ein-
fallende Strahlen, die diesem Maximum entsprechen, nicht das
Maximum der Empfindlichkeit eintreten, sondern für andere
ihnen benachbarte. Directe Versuche von Herrn J. J. Acworth
in meinem Laboratorium haben gezeigt, dass sowohl bei ge-
wöhnlichen Bromsilberplatten, als auch bei Eosinsilberplatten
das Empfindlichkeitsmaximum nach dem Roth von dem Absorp-
tionsmaximum aus verschoben ist. Dabei wurden die Lagen der
Absorptionsstreifen nicht für die färbenden Substanzen in wässe-
riger Lösung bestimmt, wie von Herrn Messerschmidt1),
sondern direct an den untersuchten Platten selbst; genaueres
wird Herr Acworth selbst später hierüber mittheilen.

Einfluss der Temperatur auf die Empfindlichkeit des
Clilorsilbers.
Von Prof. Dr. Eilhard Wiedemann in Erlangen.
Herr V. Meyer hat im Verlauf seiner schönen Unter-
suchungen über Dampfdichte auch das Chlorsilber behandelt
und dasselbe bis zur Weissgluth erhitzt. Trotz dem inten-
siven Licht, dem es dabei ausgesetzt war. ergab sich keine
Dissociation. Den Schlüssel zu diesem zunächst überraschenden
Resultate liefern in meinem Laboratorium ausgeführte Versuche
von Herrn J. J. Acworth über den Einfluss der Erwärmung
auf die Lichtempfindlichkeit des Chlorsilbers, die zeigen, dass
schon, wenn aus lauwarmer Lösung gefälltes Chlorsilber über
220 Grad erhitzt wird, dasselbe fast gar nicht mehr auf
diffusses Licht reagirt.
Offenbar ist beim Erhitzen der aus der lauen Lösung ge-
fällten Substanzen wohl der Absorptionscoefficient a gesteigert,
aber auch die Dämpfungsconstante ß und zwar letztere in viel
höherem Grade als ersterer, die letztere muss ja in höchstem
Grade von dem molecularen Bau abhängen, also davon, ob
wir es mit einer oder der anderen Modification des Chlorsilbers
zu thun haben. Dadurch erklärt sich auch, warum durch die
kleinsten Aenderungen in der Art der Herstellung der Emulsion
die photographische Wirkung so sehr beeinflusst wird.

*) J. B. Messerschmidt, Wied. Ann. 25, G55. 1885.
 
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