Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik (4.1890)

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Fortschritte auf dem Gebiete der Mikrophotographie.

dies geschehen, so können durch aufeinanderfolgendes Aus-
lösen der Drehvorrichtung der Platte und des Momentver-
schlusses rasch hintereinander sechs Aufnahmen gemacht
werden, ohne das Auge vom Beobachtungsocular zu entfernen.
Den Mangel dieses Apparates, dass hintereinander nur
sechs Aufnahmen möglich sind, beseitigt Capranica durch
Einführung von empfindlichem Papier anstatt der kreisrunden
empfindlichen Glasplatte. Er construirte deshalb eine zweite
Cassette, welche nach Art der Eastman’schen gebaut ist, nur
mit dem Unterschiede, dass die Abwicklung des Papieres
durch ein Uhrwerk vollzogen wird, welches pneumatisch aus-
lösbar ist. Nach jeder Auslösung wickelt sich von dem circa
9 cm breiten Streifen ein 9 cm langes Stück ab. Die Ab-
wicklung von der einen Rolle, respective die Aufwicklung des
Papieres auf der zweiten braucht nur ]/io Secunde Zeit; der
Momentverschluss gestattet wenn nöthig eine Belichtung von
nur 1/aoo Secunde. Man ist somit, im Stande mit Hilfe dieses
Apparates in sehr rascher Folge Aufnahmen zu machen.
Eine Publication, welche das Interesse jedes Mikrophoto-
graphen durch ihre ausgezeichneten Tafeln in hohem Maasse
fesseln muss, ist das derzeit in drei Lieferungen vorliegende
Werk von Dr. C. Fränkel und Stabsarzt Dr. R. Pfeiffer:
„Mikrophotographischer Atlas der Bacterienkunde.“ Berlin 1889.
Die Tafeln sind auf Grund mustergiltiger, von den Autoren
angefertigter Photographien hergestellte Lichtdrucke, hervor-
gegangen aus der weltbekannten Firma J B. Obernetter in
München. Der Atlas erscheint in 12 —15 zwanglosen Liefe-
rungen, deren jede etwa 10 Photogramme enthalten soll; er
wird zunächst die Bacterien im Allgemeinen und dann die
Mikroorganismen der hauptsächlichsten menschlichen und thie-
rischen Infectionskrankheiten im Speciellen umfassen. Den
Tafeln ist ein erklärender Text beigegeben, in dem auf die
wichtigeren Punkte in den Photogrammen aufmerksam gemacht
wird. Die erschienenen ersten zwei Lieferungen enthalten
ferner eine zwar kurze, aber hinsichtlich der Herstellung
speciell bacteriologischer Mikrophotographien ungemein lehr-
reiche und klar geschriebene Anleitung zur Anfertigung von
Mikrophotographien. Diese Anleitung fusst im Allgemeinen
auf den von Geheim-Rath Dr. R. Koch und Dr. R. Zeiss
erörterten Erfahrungen; es werden jedoch in einzelnen Capiteln
Mittheilungen bekannt gemacht, welche bisher in so klarer
und einheitlicher Weise noch nicht zusammengefasst erschienen.
Besondere Beachtung verdienen die Aussprüche über die Ver-
wendung des Sonnenlichtes, das für starke Vergrösserung als