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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 4.1890

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Dreesen, Wilhelm: Wie und wann?: Eine Betrachtung über Landschaftsphotographie
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https://doi.org/10.11588/diglit.44290#0161

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Wie und wann ?

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wenn irgend möglich, bei blauer Luft und Sonnenschein
hinauswandert.“ — „Ich mache es anders!“ — „Erstens nehme
ich einen möglichst einfachen Apparat für Platten 13 X 18 cm,
guten Momentverschluss und so viele Doppelcassetten, als ich
Platten zu verbrauchen gedenke, oder wenn auf Reisen, nehme
ich 12 belegte Doppelcassetten mit, um nicht verlegen zu sein
— den Abend als Laboratorium benutzend, packe ich die
exponirten Platten in Seidenpapier und dann in die Schachtel,
von wo die nicht belichteten Flatten wieder in die Cassetten
wandern! — Alsdann bin ich jeden Tag mit 24 Platten aus-
gerüstet — die Dinge erwartend, die da kommen sollen und
brauche auch nicht mit Platten zu knausern.“ Das wäre das
Wie! in kurzer Fassung.
2. Das Wann? Wenn blaue hohe Luft, gehe ich überhaupt
nicht aus! Dahingegen lasse ich mich nicht vom Regen ans
Haus binden, erst recht nicht, wenns dabei stürmt und wenns
Sonnenschein und Nebel, dann lasse ich mich mit zehn Pfer-
den nicht zu Hause halten, und warum? will ich Ihnen, ge-
ehrte Leser, erzählen.
„Bei Landschafts-Aufnahmen ist doch wenigstens die Hälfte
des Bildes oft mehr Luft; es ist demnach nicht einerlei, ob
die Luft im Bilde weisses Papier ist oder schöne Wolken-
bildung.“ Wenn also bei Regen die Wolken auseinander ge-
trieben werden und die Sonne mal durchsticht, dann ist es
Zeit, die ausgesuchte Landschaft zu belichten! Ebenso ver-
hält es sich im Nebel, im Vordergrund baut sich alles präch-
tig und grossartig auf, und dahinter verschwindet jeder Gegen-
stand mehr und mehr, je nach der Entfernung; um überhaupt
in der Photographie malerisches zu erwirken, muss man man-
chen Kunstkniff benutzen. So z. B. lasse ich vielfach, wenn
ich eine Figur, auf einer Brücke stehend (ein Lootze), auf-
nehmen will, erst ein Dutzend Eimer Wasser über die Brücke
giessen, um eine Spiegelung zu bewirken, auch mache ich mal
einen nassen Weg auf dieser Art.
3. möchte ich noch erwähnen, dass ich wenig darauf gebe,
die schnellsten Bewegungen aufzunehmen, dahingegen mehr
auf malerischen Effect sehe, daher halte ich die grösste
Zahl der existirenden Momentverschlüsse für vollständig ge-
nügend! An Flatten habe ich bisher die Dr. Schleussner'sehen
und als Objectiv Antiplanet benuzt.
Den grössten Unsinn, den man begehen kann, ist, exbe-
liebige Lüfte in Landschaften einzucopiren.

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