Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 4.1890

DOI issue:
Original-Beiträge
DOI article:
Schiffner, Franz: Die Fortschritte der Photogrammetrie
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44290#0184

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
168

Die Fortschritte der Photogrammetrie.

noch die Metallcamera, aber sein Objectiv wurde in eine Röhre
eingesetzt, in welcher es durch Drehung nach vor- und rück-
wärts bewegt werden kann. Da diese Röhre graduirt ist, so
lässt sich die jeweilige Bildweite leicht ablesen. Der Apparat
von Dr. Vogel und Prof. Doergens dagegen hat nicht nur
eine Balgcamera, deren rückwärtiger Theil beliebig auf zwei
Zahnstangen verschoben werden kann, sondern erlaubt auch,
das Objectiv im verticalen und horizontalen Sinne zu bewegen.
An der Zahnstange und am Objectivbrett sind dann Maass-
stäbe angebracht, welche die jedesmaligen Veränderungen ge-
nau bestimmen lassen.
Horizontlinie und Hauptverticale wurden bei den älteren
Apparaten — wie schon erwähnt — dadurch angegeben, dass
man vor die empfindliche Platte ein Fadenkreuz spannte, das
sich mit abbildete, der photographische Apparat der Italiener
hat noch jetzt zwei Metallfäden. Vogel und Doergens er-
setzen diese Fäden durch Marken, welche drehbar sind und
an die Platte angedrückt werden können und sich deshalb an
den vier Seiten jeder Photographie mit abbilden. Koppe
legt die photographische Platte mit ihrer lichtempfindlichen
Seite an einen Metallrahmen, der durch kleine Einschnitte so
in Centimeter getheilt ist, dass die mittleren Marken beziehungs-
weise in der Horizontlinie und Hauptverticalen liegen. Letztere
lassen sich daher leicht angeben, denn jene Einschnitte sind
auf jeder Photographie ersichtlich.
Es ist naturgemäss, dass die Photogrammetrie mit der
Weiterausbildung ihrer Theorie und der Vervollkommnung der
Apparate an Verehrern gewinnt und nicht nur in den alten
Gebieten grössere Anwendung findet, sondern auch in neueren
sich als brauchbar erweist. Man hat die Photogrammetrie
als verlässliche Helferin bei Terrainaufnahmen überhaupt und
solchen im Hochgebirge insbesondere schätzen gelernt, man
hat sie als unübertreffliche Stütze bei Forschungsreisen erkannt.
In letzterer Beziehung fand sie in Le Bon, der sich von
ihrer Nützlichkeit auf seiner im Auftrage des französischen
Unterrichtsministeriums unternommenen archäologischen Stu-
dienreise in Indien überzeugt hat, einen begeisterten Anhänger.
Von noch grösserer Bedeutung dürfte sie für die Metereologie
werden. Die Studien über Bildung, Höhe und Bewegung der
Wolken, über Gestalt und Weg elektrischer Entladungen u. s. w.
werden mit Hilfe photogrammetrischer Aufnahmen (Moment-
photographien) nicht wenig gefördert werden. Mas aber die
Photogrammetrie zu leisten imstande sein wird, wenn sich
erfüllt, was man von den durch das Jenenser Glas angebahn-
 
Annotationen