Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 4.1890

DOI Heft:
Original-Beiträge
DOI Artikel:
Dechy, Moritz von: Celluloid als Negativträger
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44290#0265

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Celluloid als Negativträger.

249

negative films“, biegsame Negativhäute. Wir wissen seitdem,
dass als Träger der lichtempfindlichen Schichte Celluloid an-
gewendet wurde. Rasch fand das neue Product amerikanischen
Erfindungsgeistes seinen Weg über den Ocean. Rasch schienen
seine Vorzüge erkannt worden zu sein. Hat sich die englische
photographische Industrie lange ablehnend gegen die amerika-
nischen Negativpapiere verhalten, so war sie im Gegentheile
bestrebt, rasch sich der neuen Erfindung zu bemächtigen.
Fry in London hat zuerst Celluloid films eigener Fabrika-
tion in den Handel gebracht. Ich habe solche Films parallel
mit Glasplatten in diesem Sommer in den Alpen exponirt und
mit denselben Negative erhalten, deren Copien sich in Nichts
von solchen der Glasnegative gleichen Objectes und gleich-
zeitiger Exposition unterscheiden lassen. Die Emulsionsschicht
ist auf die mattgeschliffene Seite des Celluloidblattes aufge-
tragen.1) Die zur Exposition gebrachten Celluloidblätter waren
mit einer weniger empfindlichen Emulsion überzogen. Die
Blätter können in den gewöhnlichen Cassetten exponirt werden
und benöthigen nur eine Pappe in der gewählten Plattengrösse
zum Niederhalten. Vorzuziehen sind die in den Handel ge-
brachten Rähmchen. Auch Wechselcassetten sind eingeführt

b In letzter Zeit bringt Carbutt Celluloidfilms in den Handel,
welche entweder auf beiden Seiten glattgeschliffen sind, oder auf der
glattgeschliffenen Fläche die Emulsion tragen, indess die Rückseite
mattirt ist. Es sollen nämlich die auf der matten Seite mit Emulsion
überzogenen Films in den Fernen keine microscopische Schärfe besessen
haben. Dies wäre meiner Anschauung nach zwar vom künstlerischen
Standpunkte, insbesondere bei Landschaften, kein Fehler gewesen, der
gerügte Mangel soll sich jedoch bei Vergrösserungen unangenehm bemerk-
bar gemacht haben. Carbutt überzieht seine Films wie seine Platten
mit verschieden empfindlichen Emulsionen, von 16 bis 27 Sensitometer,
und ich glaube hierauf speciell aufmerksam machen zu sollen, weil
meist in continentalen Plätzen nur eine Sorte und zwar die empfindlichste
erhältlich ist. Ich habe prächtige Landschaftsnegative auf den wenig
empfindlichen Films gesehen. — Die glattgeschliffenen Films können
umgekehrt in die Cassette gelegt werden und geben demzufolge verkehrte
Negative, wie solche bei verschiedenen Reproductionsverfahren benöthigt
werden. Die Films, welche eine mattgeschliffene Rückseite besitzen,
bieten hinwieder eine für die Retouche sehr geeignete Fläche. Es war
weiter vom Beginne an klar, dass mit dem Erscheinen dieser biegsamen
Celluloidfilms auch in jenen Fällen, in welchen ein in cylindrische Form
gebogener Negativträger zur Verwendung kommen müsste, ein richtiges
neues Material sich zur Benützung bot. Und thatsächlich erzeugt jetzt
Carbutt auch Films für die neue panoramatische Camera von M o e s s ar d.
Auch für Positivbilder erzeugt C ar b ut t Celluloidfilms (ähnlich den Opal-
bildern) , während Fry Celluloidfilms, gleichfalls für Positivcopien unter
dem Namen von „Ivoryfilms“ liefert, die einer dünnen Elfenbeinplatte
gleichen, auf welcher die Bilder sowohl im refiectirten Lichte als auch
in der Durchsicht betrachtet werden können.
 
Annotationen