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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 4.1890

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Die Fortschritte der Photographie und Reproductionstechnik in den Jahren 1888 und 1889
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https://doi.org/10.11588/diglit.44290#0274

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Unterrichts - Anstalten.

Die Ateliers und Druckersäle sind von 8 Uhr Früh bis
3 Uhr Nachmittags geöffnet und finden während dieser Zeit
die practischen Uebungen statt.
Die practischen Uebungen für Photographie und Repro-
ductionsverfahren wurden in der Weise vorgenommen, dass mit
den Schülern bei der Porträt- und Landschaftsphotographie
hauptsächlich das Gelatine-Emulsionsverfahren in Anwendung
gebracht wurde, während die Matrizen für die Druckverfahren
(Lichtdruck, Photolithographie und Photozinkographie) haupt-
sächlich mittels des nassen Collodionverfahrens hergestellt
wurden, wobei bis zum Plattenformate von 60 X 80 cm mit
den Schülern gegangen werden konnte.
Gelehrte, Techniker und Künstler wurden zumeist im
Trockenverfahren unterrichtet und in einer Reihe von Excur-
sionen practischer Unterricht in Aufnahme von Landschaften,
Genrebildern, Architekturen etc. ertheilt. In Specialfällen wurde
die Anwendung der Photographie für ärztliche Zwecke sowie
Mikroscopie, archäologische und andere wissenschaftliche Auf-
nahmen einer Anzahl von Fachleuten (Aerzten, Naturforschern,
Astronomen und Ingenieuren) demonstrirt. Zwei Personen
traten nach Absolvirung der Anstalt Forschungsreisen mit photo-
graphischer Ausrüstung, einerseits nach Kleinasien, andererseits
nach den canarischen Inseln an und ist eine Collection dieser
Bilder in der Ausstellung vertreten.
Gemäldeaufnahmen, sowie schwierige Reproductionen alter
farbiger egyptischer Gewebe, wurden mittels orthochromatischer
Platten hergestellt und in Lichtdruck vervielfältigt. Ortho-
chromatische Trockenplatten wurden auch an der Anstalt selbst
erzeugt und zu Zwecken der Mikrophotographie namentlich zur
Aufnahme von Bacillen bei 1000 facher Vergrösserung ver-
wendet und dabei sowohl Sonnenlicht als auch Magnesium-
und Zirkonlicht nebst farbigen Lichtfiltern in Anwendung ge-
bracht. Für geringere Vergrösserungen wurde Gaslicht (Siemens’
Regenerativbrenner) benutzt. Ausserdem wurde die Anwendung
des Magnesiumblitzlichtes zu Zwecken der Porträtphotographie etc.
mit den Schülern practisch geübt.
Das Copiren photographischer Aufnahmen geschah mittels
Albuminpapier (Silberdruck), Platindruck (mit und ohne Her-
vorrufung), Chlorsilber-Collodionpapier, Aristopapier, Pigment-
druck etc., sowie auf Bromsilber-Gelatinepapier mit Hervor-
rufung, welch’ letzterer Process auch zu Vergrösserungen mit
Sciopticon verwendet wurde. Ferner wurden in den practischen
Uebungen mit den Schülern die gebräuchlichsten Methoden des
Lichtpausverfahrens geübt und zwar namentlich das Cyanotyp-
 
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