Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 15.1901

DOI Artikel:
Krone, Hermann: Der grüne Strahl kurz vor dem Untergang der Sonne
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.32120#0036

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
i6

Der grüne Strahl kurz vor dem Untergang der Sonne.

ungleichzeitige Abklingen der aktinischen und der
optischen Farbenwirkung betreffend, und ist zugleich
der eiuzig bestehende experimentelle Hinweis auf das Zu-
standekommen der beobachteten grünen Strahlung
gegen Sonnenuntergang. Handelte es sich im oben
Erwähnten um das aktinische Verhalten des sinkenden Lichtes,
dem optischen gegenüber, so ist es im letzterwähnten Falle
der optische Vorgang dabei, der lebhaftes Interesse erregt,
und beides findet in meinem doppelten Farbenspectrum seine
beweisende experimentelle Darstelluug.

Der optische Vorgang erklärt sich sehr einfach
folgendermassen. Während die grosse im Spectrum weit
ausgedehnte Regiou des blauen Lichtes — sie begreift die
Wellenlängeu zwischen ca. 400 und ca. 518 au. und schliesst
die Linien h, G und F ein — längst aktinisch abgeklungen
und nur noch als blauer Luftreflex im zerstreuten Lichte von
oben her immer schwächer werdend optisch wirksam ist,
wobei die gewohnte Mitwirkung der blauen Farbe vom
blauen Hiinmel die ganze Brscheinung zu eiuer alltäglich
gewohnten, nicht im Miudesteu auffallenden, gestaltet, ruht
sich die Farben-Wahrnehmung des Beschauers gewissemiassen
in einer durch die weite Ausdehnung des Blau begünstigten
optischen Ruhepause aus und wird die feinere NuanCirung
der Verschiedenheiten im sinkenden Blau gar nicht gewahr.
Sobald das sinkende Licht die Wellenlänge von bi (518, 373 ua)
erreicht hat, ändert sicli die Sache. Nun tritt mit einem
Male der kräftige Ausdruck des noch direct aktinisch wirkenden
Grün auf, in voller optischer Pracht. Es ist, als ob jetzt
das fiir Blau farbenmiide geivordene Auge in der Erscheinung
des griinen Lichtes von Neuem für Farbenwahrnehmung
erstarke, und jetzt, mit dem Auftreten und doch immerhin
verhältnissmässig schnellen Abklingeu des Grün beginnt
gewissemiassen erst die Farbenpracht des Sonnenuntergangs,
die je mehr und mehr nach dem Osthimmel liin durch
„kältere“ Farbentöue ihre Beautwortung findet, weil, so lange
auch diese Farben vom Griin bis tief in’s Roth mehr und
mehr nach oben zu gebrochen werden und von dort reflec-
tiren, diese Reflexe irnmer wieder und lange Zeit hindurch
von den breit liingedehnten Reflexen des Blau und Violett
kälter ersclieineude Mischfärbungen erleiden, bis endlich die
Sonnenscheibe tief genug unter den Horizont gesunken ist,
um dem Orte der Sonne gegenüber am Ostliimmel den auf-
steigenden Erdschatten sichtbar werden zu lassen, in welcliem
dann sehr bald alle Farbenerscheinung erlischt. Dieser doppelt
interessante Farbeuwirkungs-Abschnitt, deu das Grün sowohl
 
Annotationen