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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 15.1901

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Kassner, Carl: Ueber das Photographiren von Gewitterwolken
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https://doi.org/10.11588/diglit.32120#0038

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Ueber das Photographiren von Gewitterwolken.

Kayserlingk u. s. w. sind, so liaftet ihnen docli die bei
einem Verfasser unvermeidliclie Einseitigkeit an — denn
nur ein mitten im Fach stehender Gelehrter weiss, worauf es
ankommt.

Als kleiuer Beitrag in dieser Richtung wollen die
nachstehenden Zeilen aufgefasst sein, denn ich denke mir:
es müsse für jeden gebildeten Amateur angenehm sein,
Fingerzeige dafür zu erhalten, was er zu photographiren
hat, wenn er seine Kunst auch der Wissenschaft dienstbar
machen will.

Wenn ich auch im Allgemeinen über die Technik der
Wolkenaufnahme nicht sprechen will, so möchte ich auf eine
Methode hinweisen, die kaum bekannt sein dürfte und dabei
höchst einfach ist. Herr S. von Karväzy in Budapest sagt
dariiber 1 2): ,, Ich photographirte die W’olken auf Diapositiv-
Platten, blendete womöglich die Objektive und ging so vor
wie bei Landschaftsaufnahmen. Die Negative, die ich ge-
wöhnlich mit einer Hj-drochinon-Lösung -) hervorrief, copirteu
wegen ihrer röthlichen Farbe etwas schwer, gestatteten aber
auch, die feinsten Details wiederzugeben. Man darf das Bild
nicht zu stark hervorrufen, nur so lange, bis auf der Riick-
seite die Einzelheiten sichtbar werden.“

Unter den Aufnahmen der Wolken bieten die der Ge-
witterwolken ein besonderes Interesse in wissenschaftliclier
Hinsicht. Denn wenn man auch in der allerjüngsten Ver-
gangenlieit in der Erkenntnis der atmosphärischen Elektricität
ausserordentliche Fortschritte gemacht hat, fehlt doch noeh
viel von der Erkenntniss der Mechanik des Gewitters. Gerade
hier könnte die Photographie eine werthvolle Hilfe leisteu.

Es kommt dabei niclit die Aufnahme der Blitze iu Frage,
die auch wichtige Resultate ergebeu kann, sondern die Auf-
nahme der Gewitterwolken selbst.

Naliezu jedes Gewitter lässt gewaltige Umwälzungen im
Innern erkennen, und sie festzulialten, ist die Aufgabe. Dazu
genügen gelegentliclie Aufnahmeu nicht, sondern es miissen
während des Gewitters iu möglichst gleiclien und doch
kurzen Zwischenzeiten systematische Aufnahmen gemaclit
werden, damit man die eingetreteneu Aenderungen nicht

1) Publicationen der k. ungar. Reichsanstalt für Meteorolog'ie nnd Erd-
magnetismus 1900, Band 2, S. 17 bis 18.

2) Lösung a: 10 g Hydrochinon, 50 g Natriumsulfit, 500 ccm Wasser
Lösung b: 60 g Kaliumcarbonat, 500 ccm Wasser. a und b zu gleichen Theilen
gemischt und auf je 50 ccm 10 Tropfen Bromkali 1:10.
 
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