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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 15.1901

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Harting, Karl August Johannes: Ueber ein anastigmatisches Objectiv ohne secundäres Spectrum (Apochromat-Collinear)
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https://doi.org/10.11588/diglit.32120#0121

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Ueber ein anastig-matisches Objectiv u. s. w.

IOI

Nun enthält das Collinear drei verschiedene Glassorten,
deren partielle Dispersionen die folgenden sind:


nD nC

n F nD

nG‘ nF

nF~ nC

nF— nc

nF — nC

Barjuim Crown .

0,294

0,706

0.571

Crown.

0,294

0,706

°.57 6

Flint.

0,294

0,706

°.57 6

Hieraus folgt, dass wegen der vollkommenen Ueberein-
stimmung der partiellen Dispersionen zwdschen den Fraun-
hofer’schen Linien C und F zunächst die rothen, gelben und
blaugrünen Strahlen vereinigt w'erden, ferner, dass eine kleine
Differenz von etwa zw rei bis drei Einheiten der dritten Deci-
male zwischen der partiellen Dispersion des Crown- und der
des Flintglases besteht, eine Nichtüberstimmung, die aber ohne
jede Bedeutung fiir die Praxis ist und sich durch keine ex-
perimentellen Untersuchungen nachweisen lässt.

Die Wirkung dieser wesentlich besseren Strahlenvereinigung
äussert sicli in einer auffallenden Präcision des Bildes, die
sich besonders bei Einstellung auf Strichzeichnungen geltend
macht, und in dem Fernbleiben jeglicher Ueberstrahlung. Da
die Achromasie ferner nicht nur für die aktinischen, vielmehr
auch fiir die visuell wirksamen Strahlen hergestellt ist, lässt
sich dieses Collinear sehr gut als Fernrohrobjectiv benutzen.
Auch bei einer derartigen Beobachtung zeigt sich deutlicli das
Fehlen des secundären Spectrums. AVie bekanut, treten an
den Umrissen eines von einem gewöhnlichen Achromaten ent-
worfenen Bildes ausserhalb des Focus apfelgrüne, bezw. purpur-
rothe Farbensäume auf, die von dem secundären Spectrum
herrühren. Von diesen Farbensäumen sieht man bei der Be-
obaclitung mittels eines als Femrohrobjectiv benutzten Col-
lineares nichts, vielmehr bleiben die Conturen eines für der-
artige Prüfungen sehr empfindlichen Gegenstandes, z. B. eiues
russigen Kamins, ausserhalb des Focus vollkommen farblos.

Einen weiteren Beweis von der Güte des Objectives
liefert die VogePsche Probe. Hält man ein Prisma mit
gerader Durchsicht und möglichst starker Dispersion vor das
Ocular eines auf einen leuchteuden Punkt scharf eingestellten
Fernrohres, so erscheint der Punkt zu einem kleinen Spectrum
ausgezogen und verbreitert, das innerhalb der Farbengebiete
zusammengeschnürt ist, fiir w relche bei der vorhandenen Ein-
stellung cliromatische Strahlenvereinigung besteht, falls rnan
 
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