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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 15.1901

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Andresen, M.: Herstellung sogenannter Gelbscheiben
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https://doi.org/10.11588/diglit.32120#0273

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Herstellung sogenannter Gelbscheiben.

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soweit gedämpft werden, dass die rothen, gelbeu und grünen
Strahlen Zeit gewinnen, auf die entsprecliend sensibilisirte
Platte einzuwirken. Auch offene Landschaften lassen sich
häufig nur unter Benutzung einer Gelbscheibe richtig wieder-
geben, namentlich, wenn sich viel Grün im Vordergrunde
befinclet und eine dunstige Ferne das Eild gegen einen mit
Wolken besetzten Himmel abschliesst. Dennoch beobachtet
man vielfach, class derartige Aufnahmen ohne Gelbscheibe
gemacht werden. Dieses hat seinen Grund offenbar zum
Theil nur darin, class clie Beschaffung einer taclellosen Gelb-
scheibe gew röhnlich recht schwierig ist.

Im Glase gefärbte Gelbscheiben sind cieshalb weniger
brauchbar, weil dieselben keine genügend reine Färbung auf-
weisen, was zur Folge hat, dass 1. die Expositionszeit unnöthig
verlängert wircl und wodurch man 2. gew'öhnlich nicht die
gewünschte Wirkung im Negativ erhält.

Für sehr schräg einfallende Strahlen tritt eine besondere
ins Gewicht fallende Verzögerung daclureh ein, class diese
Strahlen einen längeren Weg durch das farbige Glas zurück-
zulegen haben, so dass die Ranclpartieen des Bildes kürzer
exponirt erscheinen als die Mitte.

Tadellose Gelbscheiben lassen sich nun unter Verwendung
gewisser gelbfärbender Anilinfarbstoffe gewdnnen, und zwar
hat sich das Auramin O als besonders tauglich erwiesen, weil
sein Absorptionsvermögen sich lediglich auf die blauen und
violetten Strahlen erstreckt, ohne den rothen, grünen uncl
gelben Strahlen clen Durchgang zu verwehren.

Eine einwandfreie Gelbscheibe kann ferner nur erhalten
werden, w^enn schlierenfreies Glas mit planparallelen Flächen
verwendet wircl, w^eil sonst Verzeichnung und Unschärfen auf-
treten. Dies gilt in erster Linie i'ür clen Fall, dass Objeciive
mit grösserer Brennweite zur Verwendung gelangen.

Als Träger des Farbstoffes kann Collodion, oder auch
Gelatine verwendet werclen. Letztere verdient insofern den
Vorzug, als die Farbschicht alsdann eine geringere Verletz-
lichkeit besitzt und sich weniger leicht vom Glase ablöst.

Für die Herstellung guter Gelbscheiben liaiidelt es sich
somit darum, geeignete, nur schwer zu beschaffende Glas-
. platten gleichmässig mit einer gelbgefärbten Lösung von
Colloclion oder Gelatine von bestimmter Zusammensetzung zu
überziehen. Dies ist jedoch eine Operation, die dem Un-
geübten gewöhnlich erst nach langem Probiren in befriedigender
Weise gelingt. Die ,, Actiengesellschaft für Anilinfabrikation “
hat daher die Anfertigung von Gelbscheiben in etwas grösserem
Umfange in Aussicht genommen.
 
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