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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 15.1901

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Schiffner, Franz: Ueber die Veränderung der Perspective photographischer Bilder
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https://doi.org/10.11588/diglit.32120#0322

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302 Die Verändei'ung der Perspective photographischer Bilder.

Mit demselben Objective kann der Photograph eine andere
Perspective erhalten, indem er entweder das Objectiv ver-
schiebt, beziehungsweise den Standpunkt wechselt, oder der
Einstell-Ebene eine andere Lage gibt. Welcher Art die er-
zielten Aenderungen sind, lässt sich anschaulich durch Bilder
ersichtlich machen, aber auch rechnerisch nachweisen.

Untersuchen wir zunächst, wie es sich mit zwei Bildern
derselben Objecte verhält, die mit einem Objectivein ver-
schiedenen Entfernungen aufgenommen wurden.

Bekanntlicli besteht zwischen der Gegenstandsgrösse G,
der Bildgrösse B, der Gegenstandsweite g und der Bildweite b

folgende Beziehung: B=-• Wäre derselbe Gegenstand G

ö

in der grösseren Gegenstandsweite und wiirde er bei der-
selben Einstellung b noch das genügend scharfe Bild Bx geben,

„ G • b

so hatte man B, =-•

gi

Riickt man nun mit dem Apparate um die Strecke m
näher, so erhält man eine andere Bildweite b‘ und andere
Bildgrössen B‘ und B\. Fiir letztere gelten jetzt die Formeln:

B‘ —-• und B. ‘ =-, welche erkennen lassen, dass

g — m gx — m

die Bilder grösser sind, wie nicht anders zu erwarten war.
Die Vergrösserung ist aber keine gleichmässige; fiir den nahen

B\__b‘g
B

Gegenstand

B,‘ _
B,

ist sie V

für den fernen


gi

b (gl — m)

Weil

b(g — m)'
v ggi

gm

vi gi (g — m) ggi - gi m
und gl m grösser ist als gm, also im Nenner mehr subtrahirt
wird als im Zähler, so muss V grösser sein als Vx. Das heisst:
die Vergrösserung des nahen Gegenstandes ist eine be-
deutendere als die des fernen Gegenstandes, oder die Grössen-
unterschiede zwischen nahen und fernen Gegenständen ver-
mehren sich, wenn man mit dem Apparate näher heranrückt.
Die Perspective der zwei Aufnahmen ist deshalb verschieden;
man kann die zweite Aufnahme nicht durch Vergrösserung
der ersten Aufnahme erhalten.

Uni bei Beibehaltung der Gegenstandsweite eiue
andere Perspective zu erhalten, kann man das Objectiv ver-
schieben (oder. um ausgiebigere Wirkung zu erzielen, den
Apparat verschieben). Die Untersuchung wird in diesem Falle
anschaulicher, ohne dass sie ihre Richtigkeit verliert, wenn man
statt mit der Mattscheibe mit der Ebene E arbeitet, in welclier
das positive Bild zu denken ist (Fig. 114).
 
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