Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik (15.1901)

304 Die Veränderung der Perspective photographischer Bilder.

schiebung von Pr bis Ps. Man findet wieder wie früher, dass
n b

Pj Ps = n-, und kann dieselben Schlüsse ziehen.

Auch wenn das Objectiv in schräger Richtung, von 0X
nach 04 verschoben wird, folgen die Bildpunkte dieser Be-
wegung (im positiven Bilde in demselben Sinne), und zwar
werden die weiten Punkte immer mehr verschoben als die
nahen. In allen diesen Fällen muss deshalb jedesmal eine
andere Perspective erhalten werden.

Durch Neigung der Mattscheibe eine xVenderung
der Perspective des photographischen Bildes herbeizuführen,
ist nur dann anzurathen, wenn am Objecte keine Lothrechten

vorkommen, was selten der Fall ist. Im allgemeinen geheu
die Aenderungen bei geneigter Mattscheibe so vor sich, dass,
wenn der obere Theil der Mattscheibe vorgeneigt wird, die
oberen Theile des Objectes in allen Dimensionen grösser
erscheinen, die unteren sich verkleinern. Eine ähnliche
Wirkung bezüglich rechts und links kann durch Drehung
der Mattscheibe um die Hauptvertikale hervorgebracht werden.

Zwei Aufnahmen mit verschiedenen Objectiven,
deren zweite Haupt- oder Knotenpunkte an derselben Stelle
sich befinden, haben dieselbe Perspective; das eine Bild ist
eine Vergrösserung des andern. Die zwei Bilder machen nur
deshalb gewöhnlicli nicht denselben Eindruck, weil man sie
selten aus dem richtigen Punkte betrachtet. (Siehe hieriiber
„Die photographische Perspective“ vou Prof. F. Schiffner,
Wien, R. Lechner [V 7. Müller], 1894.)